Mental Health Coaches: 90 Prozent der Beteiligten wünschen sich eine Fortsetzung.

Die „Mental Health Coaches“ unterstützen die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen an Schulen. Die wissenschaftliche Auswertung des Programms stellt fest: 90 Prozent der Beteiligten wünschen sich eine Fortsetzung. Obwohl sich zudem auch Bundesjugendministerin Lisa Paus für den Ausbau des Programms ausspricht, droht nach derzeitigem Stand ein Ende der Förderung mit den Sommerferien 2025. Es fehlt derzeit ein verabschiedeter Bundeshaushalt 2025, durch den eine weitere Förderung finanziert werden kann.

Lehrkräfte, Schüler*innen und die Coaches selbst werten das Modellvorhaben als großen Erfolg. Die Evaluation der Universität Leipzig bilanziert: Die „Mental Health Coaches“ werden sehr gut angenommen und bringen dringend benötigte Unterstützung direkt an die Schulen. Professor Dr. Julian Schmitz, Leiter der Evaluation an der Universität Leipzig, erklärt: „Mentale Gesundheit ist derzeit ein zentrales Thema für Schulen und Schüler*innen, doch häufig fehlen wichtige niedrigschwellige Unterstützungs- und Präventionsangebote. Besonders positiv bewertet werden die zusätzlichen Personalstellen sowie die hohe Flexibilität der Mental Health Coaches“. Die Mehrheit der befragten Gruppen spreche sich deutlich für eine Fortsetzung und Ausweitung des Modellvorhabens aus. „Dabei sollte besonders darauf geachtet werden, dass das Programm mit einer längerfristigen und verlässlichen Perspektive fortgeführt wird“, betont der Wissenschaftler.

Zentrale Ergebnisse der Evaluation

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit ist eine von vier Träger*innen des Programms, das bundesweit an rund 80 Standorten in etwa 125 Schulen ab der Sekundarstufe 1 mehr als 1000 Angebote umgesetzt hat. Mehr als 40.000 Schüler*innen nutzten die Gruppenangebote. Die zentralen Ergebnisse der Evaluation sind:

  • Die Mehrheit der Schulleitungen (80 Prozent) schätzte die Akzeptanz der „Mental Health Coaches“ bei den Schüler*innen als hoch ein. Über 80 Prozent lobten die Qualifikation der Coaches, rund 90 Prozent waren mit der Zusammenarbeit zufrieden. Mehr als 80 Prozent wünschten sich eine Fortsetzung des Programms an ihrer Schule, über 90 Prozent sprachen sich für eine flächendeckende Einführung von „Mental Health Coaches“ an Schulen aus. In einer repräsentativen Befragung von Schulleitungen ohne „Mental Health Coaches“ gaben über 80 Prozent an, dass sie dafür Bedarf an ihrer Schule hätten.
  • Die Coaches nahmen mehrheitlich (knapp 80 Prozent) eine hohe Offenheit der Schüler*innen gegenüber den von ihnen angebotenen Themen wahr. Zwei Drittel gaben an, die Nachfrage nach ihren Angeboten sei hoch bis zu hoch. Kritik gab es überwiegend an der zu kurzen Projektlaufzeit. Viele Coaches äußerten dementsprechend den Bedarf an einer Ausweitung und festen Verankerung des Programms.
  • Die Vertreter*innen der Träger hoben insbesondere die hohe Relevanz des Programms und seine gute Wirksamkeit positiv hervor. Der Schulkontext wurde als niedrigschwelliger und breiter Zugang zur Prävention und Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen gelobt. Verbesserungsvorschläge betrafen vorwiegend eine Verlängerung der Projektlaufzeit, verbunden mit mehr Planungssicherheit und einer Ausweitung der Angebote in der Fläche.
  • Die befragten Schüler*innen bewerteten die Angebote der „Mental Health Coaches“ als eher gut bis sehr gut. Neun von zehn Schüler*innen, die ein Angebot wahrgenommen hatten, würden dies ein weiteres Mal tun.

Hoffnung auf weitere Förderung und Ausbau

Die Finanzierung der „Mental Health Coaches“ ist derzeit lediglich bis Ende des Schuljahres 2024/2025 gesichert. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hatte angesichts der Haushaltslage die Laufzeit des Programms kurz nach dem Start im Jahr 2023 überraschend halbiert. Inzwischen setzt sich das BMFSFJ zwar für eine Festigung und Ausweitung ein, kann ohne einen beschlossenen Bundeshaushalt aktuell aber keine finanziellen Zusagen an Träger, Coaches, Schulen und Schüler*innen machen. Ein vorzeitiges Ende bedeutet, dass wichtige Erkenntnisse aus der Praxis des Modellprojektes fehlen werden, warnt unter anderem die BAG KJS als Träger: die beruflichen Perspektiven der Coaches als Fachkräfte werden bedroht und multiprofessionelle Netzwerke und Kooperationen an den Standorten geschwächt. Bundesministerin Lisa Paus appellierte jüngst an ihre Kolleg*innen im künftigen Bundestag: „Es ist eine dringende Verantwortung, dieses Programm fortzusetzen und auszubauen. Die Förderung der seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen braucht Priorität in unserem Land.“

 

Autoren: Michael Scholl / Tom Urig

Ähnliche Artikel

Junge Menschen glauben an die Demokratie

Das Deutsche Jugendinstitut hat eine aktuelle Analyse zu demokratisch relevanten Einstellungen junger Menschen in Deutschland und Europa vorgelegt. Datenbasis ist der European Social Survey. Eine

Skip to content