Ein Kommentar von Dr. Monika Rosenbaum
„Die c’t ist eine der angesehensten und einflussreichsten Computerzeitschriften in Deutschland und nimmt für sich „journalistische Qualität, hohe Glaubwürdigkeit und eine klare Orientierung“ in Anspruch. Das Editorial der Ausgabe 9/2015 thematisierte allerdings unter der Überschrift „Neulich in deutschen Kinderzimmern“ die sexuelle Ausbeutung von Kindern in Live-Streaming-Portalen in einer Form, die ich für einen fatalen Missgriff, für dem Thema nicht angemessen und inakzeptabel halte:
## Obwohl sich hier Minderjährige, „Kinder“, wie der Autor selbst sie beschreibt, halbnackt und in sexualisierten Posen zeigen und obwohl der Autor erklärt, dass der entstandene Film sich anschließend per Suchmaschine finden und herunterladen lässt, deutet nichts darauf hin, dass er selbst während seines Portal-Besuchs etwas gegen diese sexuelle Ausbeutung von Kindern unternommen hat.
## Der Autor – und damit letztendlich auch die c’t-Redaktion – verleugnen durch den Aufbau des Artikels jegliche Verantwortung derjenigen, die vielleicht aus “harmlosen” Motiven in solche Chats geraten, aber sehr genau verstehen, wer dort die Mädchen mit welchen Folgen zu manipulieren versucht. Stattdessen erfolgt eine Schuldzuweisung an die “verantwortungslosen Eltern”, die von der eigenen Verantwortung ablenkt.
Das Editorial 9/2015 der c’t, die laut Reichweitenanalyse von ca. 80.000 Frauen und 800.000 Männern je Ausgabe gelesen wird, zeigt aber, wie wichtig es ist, dass die besonders aktiven und professionellen Internetnutzer (v.a. ganz normale Männer) sich im Alltäglichen pro-aktiv für den Kinder- und Jugendmedienschutz engagieren.
In der IN VIA Akademie befassen wir uns auch mit Social-Media-Themen, deshalb hatten unser Dozent Dr. Dirk Schleef und ich, als langjährige c‘t-LeserInnen in einem LeserInnenbrief die Redaktion der c’t aufgefordert, gerade in Grenzbereichen wie dem beschriebenen, eine verantwortliche Haltung aller Nutzerinnen und Nutzer im Sinne eines Jugendmedienschutzes zu fordern und zu unterstützen. Die Redaktion fühlte sich leider „missverstanden“, lobte den klaren Standpunkt des Autors und verwies sämtliche Verantwortung weiter an die Eltern.
Wir fordern die Redaktion der c’t weiter dazu auf, die eigene Verantwortung ernst zu nehmen. Anstatt solche und vergleichbare Situationen (wie im Editorial beschrieben) zu bagatellisieren, sollte sich die c’t als Teil einer Präventionskette zu verstehen, ebenso wie ihre LeserInnenschaft. Gemeinsam könnten sie dazu beitragen, dass Mädchen und Jungen, Kinder und Jugendliche sich im Internet erproben können, ohne Gefahr für Leib und Seele.“
Die Autorin des Kommentars und IN VIA bieten sich als GesprächspartnerInnen an. Für die Verantwortlichen des Heise-Verlags und der Zeitschrift c’t. Aber auch für die Leserinnen und Leser der „Jugendsozialarbeit News“ gilt die Einladung einen fachlichen Austausch zu führen. Treten Sie mit
Quelle: IN VIA Akademie/Meinwerk-Institut gGmbH: Dr. Monika Rosenbaum