Ob der demografische Wandel sich durch Zuwanderung abmildern lässt, hat die Bertelsmann Stiftung untersucht. Claudia Walther – Senior Projekt Manager im Projekt Integration und Bildung der Bertelsmann Stiftung – fasst die Ergebnisse für das Caritas Info Migration und Integration zusammen:
Auszüge aus dem Artikel von Frau Walther:
“ „Weniger, älter, bunter“ gilt als Formel für den demografischen Wandel in Deutschland. Bei genauerem Hinsehen jedoch ist es nicht ganz so einfach: Städte wachsen – während der ländliche Raum verliert. Das zeigt eine aktuelle Bevölkerungsprognose aus dem Datenportal „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung. Während für viele ländliche Gemeinden ein zum Teil dramatischer Bevölkerungsrückgang zu erwarten ist, gewinnen vor allem die Metropolen wie Berlin, Hamburg, Frankfurt und München sowie andere große Städte an Einwohnern. Bis 2030 werden etwa im sächsischen Hoyerswerda oder im thüringischen Roßleben gut ein Viertel Einwohner weniger leben. Unterföhring und Feldkirchen bei München dagegen erwarten einen Anstieg der Einwohnerzahl um mehr als ein Viertel. (…)
Die Hoffnung, Zuwanderung könne den Bevölkerungsrückgang bremsen, erfüllt sich bisher nur für urbane Zentren. In die vom demografischen Rückgang besonders betroffenen Kommunen findet Zuwanderung kaum statt. Im Gegenteil: Dort sinkt mit der Einwohnerzahl auch der Ausländeranteil. Eine weitere Studie kommt zu dem Ergebnis, dass demografisch wachsende urbane Zentren und die prosperierenden Kommunen im Umfeld dynamischer Wirtschaftszentren die höchsten Ausländeranteile haben, so zum Beispiel: München mit 23,0 Prozent, Stuttgart (22,1 Prozent), Frankfurt am Main (26,3 Prozent), Köln (17,1 Prozent) oder Berlin mit 13,4 Prozent. Dresden mit seinem geringen Ausländeranteil von 4,3 Prozent gehört zu den Städten, die im ostdeutschen Vergleich sogar relativ viele Ausländer(innen) anziehen. Demgegenüber leben in den stark schrumpfenden und strukturschwachen ländlichen Kommunen durchschnittlieh weniger als drei Prozent Ausländer(innen)- Tendenz rückläufig. Zuwanderung funktioniert bislang, so lautete hierzu die Schlussfolgerung der Bertelsmann Stiftung, eher nach dem „Matthäus-Effekt“: „Wer hat, dem wird gegeben.“
Dies trifft auch für die Altersstruktur der Städte zu. Die Städte mit ohnehin vielen jüngeren Einwohner(inne)n werden durch den relativ hohen Ausländeranteil nochmals begünstigt. Denn Zuwanderer sind im Durchschnitt jünger als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung. (…)“
Quelle: Caritas Migration und Integration-Info 4; Programm Integration und Bildung der Bertelsmann-Stiftung