Aus Schülerinnen und Schülern sollen mündige Verbraucherinnen und Verbraucher werden

Die Kultusminister wollen mit verstärkter Verbraucherbildung die Schülerinnen und Schüler fit für den Alltag machen. Das nötige Handwerkszeug dazu sollen sie jetzt verstärkt in der Schule erhalten. Dabei soll die Entwicklung eines verantwortungsbewussten Verhaltens als Konsument im Mittelpunkt stehen. Für ein reflektiertes und selbstbestimmtes Konsumverhalten sollen die notwendigen Kompetenzen gefördert werden. Damit das gelingt, sollen vier Bereiche behandelt werden. ## Finanzen, Marktgeschehen und Verbraucherrecht
##Ernährung und Gesundheit
##Medien und Information
##Nachhaltiger Konsum
Ein stets steigender hoher Anteil an überschuldeten sowie hoch verschuldeten Haushalten und die große Zahl an Privatinsolvenzen belegen die Notwendigkeit, Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang mit Konsumentscheidungen Kompetenzen für eine mittel- und langfristige Finanzplanung mit auf den Weg zu geben, damit sie sich auch bei rasch wechselnden Rahmenbedingungen zurecht finden können. Dazu will die KMK mit ihrem Beschluss beitragen.

Auszüge aus „Verbraucherbildung an Schulen“ – einen Beschluss der Kultusminsterkonferenz aus September 2013:

“ … Die Verbraucherbildung hat die Entwicklung eines verantwortungsbewussten Verhaltens als Verbraucherinnen und Verbraucher zum Ziel, indem über konsumbezogene Inhalte informiert wird und Kompetenzen im Sinne eines reflektierten und selbstbestimmten Konsumverhaltens erworben werden. Dabei geht es vor allem um den Aufbau einer Haltung, die erworbenen Kompetenzen im Zusammenhang mit Konsumentscheidungen als mündige Verbraucherinnen und Verbraucher heranzuziehen und zu nutzen. …

Die Verbraucherbildung weist zahlreiche Anknüpfungspunkte zu bereits etablierten Schulfächern und Lerninhalten auf und ermöglicht in besonderer Weise handlungsorientiertes, interdisziplinäres und vernetzendes Lernen. Dieses Lernen soll durch die Einbindung außerunterrichtlicher Aktivitäten bzw. außerschulischer Lernorte ergänzt werden.
Generell ist darauf zu achten, dass die Verbraucherbildung an Schulen ## handlungsorientiert ist und damit den Kompetenzerwerb unterstützt.
## verhältnisorientiert ist und die räumlichen sowie sozialen Bedingungen der Lebenswelt „Schule“ berücksichtigt.
## partizipativ angelegt ist und die konkreten Berührungspunkte der Verbraucherbildung im Leben der Kinde und Jugendlichen aufgreift.
## über Verbraucherrechte und -pflichten informiert.
## die Verflechtungen und Mechanismen des Marktes unter Berücksichtigung verschiedener Perspektiven und die Einflussmöglichkeiten von Konsumentinnen und Konsumenten darlegt.
## die Fähigkeit der Kinder und Jugendlichen schult, Informationen und Materialangebote zu beschaffen, kritisch zu bewerten und angemessen zu nutzen.
## frei von wirtschaftlichen Interessen ist und unternehmensunabhängig den Erwerb der Kompetenzen ermöglicht, die für das Treffen von kritisch reflektierten und selbstbestimmten Marktentscheidungen der Verbraucherinnen und Verbraucher erforderlich sind.
## Kinder und Jugendliche frühzeitig in ihren Alltagskompetenzen stärkt und sie dabei unterstützt, als Verbraucherin und Verbraucher reflektierte und verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.
## Wechselbeziehungen zwischen den oben genannten unterschiedlichen Bereichen der Verbraucherbildung sichtbar macht. …
Maßnahmen in der Bildungsverwaltung/-politik
Die Vorgaben der Länder … berücksichtigen die Ziele und Grundsätze dieser Empfehlung zur Verbraucherbildung an Schulen. Die Vereinbarungen der Kultusministerkonferenz zur Lehrerbildung berücksichtigen Aspekte der Verbraucherbildung.
Die Bildungsverwaltung bzw. die Bildungspolitik der Länder ## unterstützt die übergreifende Vernetzung und Kooperation aller Expertinnen und Experten der Verbraucherbildung und des Verbraucherschutzes zum Wohle einer umfassenden und multiperspektivischen Bildung der Kinder und Jugendlichen.
## stärkt langfristig eine fachlich und didaktisch qualifizierte Fortbildung von Lehrkräften in den Themenfeldern der Verbraucherbildung.
## eröffnet Schulen Gestaltungsspielräume, um Aspekte der Verbraucherbildung z. B. in Form von Projekten, Wettbewerben oder regelmäßigen Aktionen auf vielfältige Art und Weise fächerübergreifend oder im Rahmen des Schulprogramms in den schulischen Lernprozess zu integrieren.
## bezieht Ergebnisse aus aktuellen Studien zur wirtschaftlichen, sozioökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Entwicklung mit Bezügen zur Verbraucherbildung in ihre schulische Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung mit ein.
## unterstützt die Einbeziehung außerschulischer Partner.
Umsetzung in der Schule
Handlungsfelder in der Schule sind in folgenden Bereichen zu sehen: ## Die Verbraucherbildung ist in den Unterricht eines oder mehrerer Unterrichtsfächer integriert. Die Behandlung verbraucherrelevanter Themen erfolgt unter Berücksichtigung des Bildungsgangs während der gesamten Schulzeit der Kinder und Jugendlichen.
## Die Verbraucherbildung kann außerunterrichtliche Aktivitäten einschließen, etwa in Form von Projekten, Wettbewerben, Ausstellungen oder den Besuch außerschulischer Lernorte bzw. im Rahmen von Ganztagsangeboten.
## Die Verbraucherbildung kann in Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern (z. B. öffentlichen
Einrichtungen, Verbänden oder Unternehmen) erfolgen.
In dem Beschluss ist die Rede davon, dass Schulen mit Partnern zusammen arbeiten können bzw. sollen. Als solche Partner werden ausdrücklich auch Unternehmen genannt. Es sei aber darauf zu achten, dass die Verbraucherbildung an den Schulen „frei von wirtschaftlichen Interessen ist und unternehmensunabhängig den Erwerb der Kompetenzen ermöglicht“, die für kritisch reflektierte Kaufentscheidungen erforderlich seien, heißt es in dem Beschluss. Doch wie kann das gelingen? Unternehmen als Partner die unabhängig von Unternehmensinteressen Verbraucherbildung betreiben?

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kann sich das nicht vorstellen und kritisiert den KMK-Beschluss. Die Formulierung der Kultusminister von „unternehmensunabhängigen“ Unterricht nannte Anne Markwardt von Foodwatch scheinheilig. So lange Unternehmen als „Partner“ aufträten und akzeptiert würden, könne Verbraucherbildung nie „unternehmensunabhängig“ sein.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) machen sich schon länger für eine umfassende sozioökonomische Bildung an Schulen stark. Die „partnerschaftliche“ Einbindung von Unternehmen hingegen kritisieren auch sie. Die Gewerkschaften befürchten einen von der Wirtschaft interessensgeleiteten Unterricht; der vor allem durch die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien von privater Seite begünstigt wird. Verbraucherbildung „ja“ – Lobbyismus an Schulen „nein“. Wie und mit wem es Lehrerkräften künftig gelingt, methodisch und didaktisch den bewussten Umgang mit Geld, Werbund und Konsum, gesunde Lebensführung, Mediennutzung und Datenschutz sowie die Idee des nachhaltigen Konsums in den Unterricht einzubauen, bleibt eine spannende Frage. Kann man durch die neue Verbraucherbildung an Schulen tatsächlich die Gestaltungskompetenz von Kindern und Jugendlichen als Konsumenten stärken? Die Antworten wird wohl erst die nächste Generation liefern. “

Quelle: KMK; bildungsklick.de

Dokumente: verbraucherbildung_kmk.pdf

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