Digitale Medien sind fester Bestandteil im Leben von Kindern und Jugendlichen. Im Kontext ihres mobilen und vernetzten Medienhandelns pflegen Jugendliche Beziehungen, agieren in Communities, demonstrieren ihre Zugehörigkeit zu Szenen, informieren oder messen sich. Aber welche Rolle spielt die digitale Welt, wenn mit den Mitteln der Jugendsozialarbeit junge Menschen Beratung und Unterstützung erfahren sollen? Die Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung eröffnen, finden mehr und mehr Anwendung auch in der Tätigkeit der Fachkräfte in der Jugendsozialarbeit. Die „Jugendsozialarbeit News“ stellen über den Winter Modelle bzw. Projekte vor, in denen die Digitalisierung „Spuren hinterlassen hat“. Manchmal sind dabei fertige Konzepte entstanden, die zur Vervielfältigung einladen. Andere Male ist der Prozess erst in Gang gekommen, bietet mit seinem Weiterentwicklungsbedarf Raum für Austausch und fürs Nach-, Anders- und Bessermachen. Sie sind herzlich eingeladen, die Zukunft der digitalen Sozialarbeit mitzugestalten. Hier und heute stellen wir das Projekt „Kultur trifft Digital“ vor.
Kultur trifft Digital: Stark durch digitale Bildung und Kultur
„Kultur trifft Digital“ ist ein bundesweites Projekt für bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren. Es ermöglicht jungen Menschen, kulturelle Werke mit Hilfe digitaler Medien selbst zu kreieren und hiermit Erfahrungen zu sammeln. In kleinen Gruppen haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, die kreative Nutzung von digitalen Medien auszuprobieren und sich mit kulturellen Angeboten auseinanderzusetzen. Z.B. werden in den Projekten VR-Brillen aus Pizzakartons und Merge-Cubes gebastelt. An die Brillen werden Smartphones geklemmt, womit die Kinder dann in die virtuelle Realität hineinfinden und so den Weltraum oder den menschlichen Körper erkunden können. Oder es werden Figuren und Lego-Steine in selbst produzierten digitalen Trickfilmen zum Leben erweckt.
Wer hat´s gemacht? Für wen? Wer finanzierte? Dauer des Projekts?
Die Stiftung Digitale Chancen ist Initiatorin der Projektes im Förderprogramm „Kultur macht stark: Bündnisse für Bildung“ und ist für die Gesamtkoordination und Umsetzung des Projektes zuständig. Für das Projekt wurde ein zweistufiges Maßnahmenformat entwickelt. Dabei werden drei aufeinander aufbauende Veranstaltungen durchgeführt: ein Digitaler Orientierungsparcours und zwei Medienpraktische Workshops. Die Veranstaltungen mit sozial- und bildungsbenachteiligten Jugendlichen können in Familien-, Freizeit- oder Jugendeinrichtungen sowie Kultureinrichtungen oder Freiwilligenagenturen durchgeführt werden.
Das Projekt ist im Januar 2018 mit einer Laufzeit von zwei Jahren gestartet und wird bei positiver Zwischenprüfung bis 2022 verlängert. Das Projekt wird im Rahmen des Programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Was genau? Mit welchem Ziel? Wie umgesetzt?
Die Stiftung Digitale Chancen verfolgt das Ziel zur digitalen Inklusion aller gesellschaftlichen Gruppen beizutragen und so einer drohenden digitalen Spaltung entgegenzuwirken. Das Projekt „Kultur trifft Digital“ will in diesem Kontext die Medienkompetenz der Kinder und Jugendlichen fördern und deren kulturelle Teilhabe stärken.
„Kultur trifft Digital“ besteht insgesamt aus drei aufeinander aufbauenden Veranstaltungen, die in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche durchgeführt werden. Bei einer eintägigen Schnupper-Veranstaltung können Kinder und Jugendliche erste Erfahrungen mit den vielfältigen Möglichkeiten digitaler Medien an vier verschiedenen Stationen sammeln: Digitaler Sound, Digitale Technik, Digitale Sprache, Digitale Realität. Danach folgen der erste und der zweite mehrtägige medienpraktische Workshop. Dort setzen die Kinder und Jugendlichen ihre eigene kreative Projektidee um oder bearbeiten einen der digitalen Schwerpunkte aus dem Orientierungsparcours. Die Stiftung Digitale Chancen erreicht die jungen Menschen über lokale Einrichtungen für Kinder und Jugendliche und arbeitet mit diesen im Rahmen des Projekts zusammen. Die Stiftung Digitale Chancen übernimmt die Gesamtkoordination, finanzielle Verwaltung der einzelnen Veranstaltungen, Bereitstellung der Hard- und Software (z.B. Tablets) und die medienpädagogische Betreuung vor Ort.
Besondere Bedeutung der Digitalisierung für die Zielgruppe?
Digitalisierung ist für die Zielgruppe der Jugendsozialarbeit grundlegend von Bedeutung, vor allem für deren aktiven und reflektierten Umgang mit den digitalen Medien. Um die Chancen zu nutzen und Potentiale zu erkennen, müssen die jungen Menschen digitale Medien kreativ anwenden und mitgestalten, statt nur passive Nutzer*innen zu sein. Der Projektansatz besteht darin, das schöpferische Potenzial der Digitalen Medien erfahrbar werden zu lassen, um es dann nutzen zu können.
Welche Herausforderungen stellten sich?
Die größte Herausforderung in dem Projekt ist die Zielgruppe der sozial- und bildungsbenachteiligten jungen Menschen zu erreichen. So stehen vor allem Einrichtungen der offenen Jugendarbeit vor der Schwierigkeit, ihr Publikum für eine längere Veranstaltungsreihe zu Verbindlichkeit zu bewegen. Die zweite Herausforderung besteht darin, dass an den Projekten häufig überwiegend Jungen teilnehmen und Mädchen eher wenig vertreten sind. Ein möglicher Grund dafür kann sein, dass Mädchen nach wie vor unterstellt wird, geringeres Interesse an technischen Zusammenhängen zu haben.
Welche Partner/-innen sind für die Umsetzung wichtig?
Für die Teilnahme an dem Projekt sind Bündnispartner vor Ort sehr wichtig. Nur gemeinsam können zwei lokale Einrichtungen sich bewerben. Die lokalen Bündnispartner teilen sich folgende Aufgaben:
- Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen bzw. Gewinnung von Teilnehmenden für das Projekt
- Bereitstellung von Räumen, in denen das Projekt stattfinden kann
- Finden von Ehrenamtlichen
- Unterstützung bei der Dokumentation des Projektes
Interessierte Einrichtungen können sich bei der Stiftung Digitale Chancen über eine Interessenbekundung für eine Teilnahme bewerben.
Quelle: Stiftung Digitale Chancen, BAG KJS; Bildquelle: Projekt „Kultur trifft Digital: Stark durch digitale Bildung und Kultur“