Jugendpolitik ist Zukunftspolitik – Forderungen der bayerischen konfessionellen Jugendhilfeverbände

Wo sollen Jugendliche wohnen, die mit der Volljährigkeit aus den Jugendhilfeeinrichtungen ausziehen? Welche Mechanismen fördern die Armut bei Jugendlichen? Wie kann sichergestellt sein, dass junge Flüchtlinge und Kinder mit ihren Familien in Flüchtlingszentren nicht benachteiligt werden? Welche Maßnahmen sind nötig, um Bildungs- und Chancengerechtigkeit zu schaffen? Bei einem Pressegespräch anlässlich der bayerischen Landtagswahlerörterten die vier konfessionellen Jugendhilfeverbände in Bayern diese Fragen und praxisorientierten Lösungsvorschläge. In einem Forderungskatalog machen sie klar, was sich ändern muss, damit alle jungen Menschen in Bayern Zukunftschancen haben.

Auszüge aus dem Forderungspapier „Integration statt Ausgrenzung“

Wohnraum schaffen – gleichwertige Lebensverhältnisse sichern

  • Die Beendigung einer Jugendhilfemaßnahme und zugleich fehlender Wohnraum dürfen nicht dazu führen, dass eine Entlassung junger Menschen in die Obdachlosigkeit erfolgt.
  • Übergänge in begleitete Wohnformen sind sinnvoll; entsprechende Wohnformen müssen – gesetzlich verbindlich im Rahmen der Jugendhilfe – zur Verfügung stehen.
  • Die Kommunen, die Länder, der Bund und die Wohnungswirtschaft müssen zielgerichtete Förderprogramme für bezahlbaren (Miet-)Wohnraum, vor allem für den sozialen Wohnungsbau, aufstellen.
  • Bauantragsverfahren und Baumaßnahmen von Jugendhilfeträgern sind zu unterstützen.

Bildung ermöglichen – Chancengerechtigkeit erhöhen

  • Ganztagsangebote müssen an den Bedarfen junger Menschen orientiert sein und als staatliches Angebot ausfinanziert werden – von der Grundschule bis in weiterführende Schulen. Die tatsächlichen und individuellen Bedarfe von Kindern und Jugendlichen sollten für den weiteren Ausbau maßgeblich sein und in den Strukturen von Jugendhilfe und Schule gemeinsam gestaltet werden. So können Benachteiligungen wirksam ausgeglichen werden. Freiräume und Beteiligungsmöglichkeiten sind dabei genauso zu berücksichtigen wie individuelle Förder- und Unterstützungsangebote.
  • Angebote der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) müssen verstetigt und auf alle Schularten und Schulen – auch private – ausgeweitet werden.
  • Passgenaue Regelangebote an der Schwelle zwischen Schule, Ausbildung und Beruf müssen abgesichert und bedarfsgerecht ausgebaut werden. Jugendmigrationsdienste (JMD) und die Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit (AJS mit ihren Jugendwerkstätten) ermöglichen den Einstieg in Bildungsgänge, Arbeit und Beruf auch über andere als gerade Wege. Deshalb müssen diese erhalten, jungen Menschen auch über das 18. Lebensjahr hinaus offen stehen und auf schulische Ausbildungswege ausgeweitet werden. Denn Jugendliche mit besonderem Förderbedarf brauchen oftmals eine zweite Chance.

Armut bekämpfen – Jugendliche in den Blick nehmen

  • Die verschärften Sanktionsregelungen für unter 25-Jährige im SGB II, die zu einer Kürzung von Leistungen auf 0 Euro führen können, müssen vom Gesetzgeber im Bund beendet und an die der über 25-Jährigen angepasst werden. Die CSU in Bundesregierung und Bundestag ist aufgefordert, hier endlich ihre Blockadehaltung zu überwinden.
  • Der Einstieg in Ausbildung und Beruf muss armutsfest gestaltet werden: Jobangebote statt Berufsausbildung, Ausbildungsvergütungen, die nicht zum Leben reichen, und atypische Beschäftigung (Befristung, Niedriglöhne etc.) sind immer noch bzw. zunehmend die Regel; sie tragen nicht zu einem Start in ein armutssicheres Berufsleben bei.
  • Bei allen Gelegenheiten, bei denen Armut in Bayern und ihre Folgen für Mensch und Gesellschaft diskutiert oder politisch bewertet und bekämpft wird, bedarf es einer besonderen Aufmerksamkeit auf die Armutsgefährdung in der Lebensphase Jugendlicher und junger Erwachsener.

Familien stärken – Geflüchtete wertschätzen

Kinder, die mit ihren Eltern nach Deutschland flüchten, und Jugendliche, die alleine auf der Flucht sind, erleiden bei der geplanten Art der Unterbringung erhebliche Nachteile im Vergleich zu deutschen Kindern und Jugendliche.

Daher fordern wir, in Bayern keine Ankerzentren in der geplanten Form einzurichten.

Weitere Information gibt es auch unter www.kjs-bayern.de

Quelle: KJS Bayern

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