Jugendliche und Ausbildungsbetriebe finden immer schwieriger zusammen

Die Passungsprobleme nehmen zu: Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, weil Betriebe und Jugendliche einer Studie zufolge immer häufiger nicht zusammenfinden. Im vergangenen Jahr suchten 79.000 Jugendliche erfolglos eine Lehrstelle, während 58.000 Ausbildungsplätze unbesetzt blieben. So heißt es im „Ländermonitor berufliche Bildung 2019“. Herausgeber des Monitors ist die Bertelsmann Stiftung. Die Gründe für sogenannte Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt sind vielfältig. Entweder halten Betriebe die Bewerber nicht für geeignet oder die Jugendlichen finden den Betrieb nicht attraktiv genug. Auch fehlende Mobilität spielt eine Rolle, warum es nicht zum Abschluss von Ausbildungsverträgen kommt. Bei einem Drittel der unbesetzten Stellen gebe es keine Bewerber für den angebotenen Ausbildungsberuf. Insgesamt zeigt die Studie eine verbesserte Situation auf dem Ausbildungsmarkt für junge Menschen. Seien 2009 im bundesweiten Durchschnitt auf 100 Ausbildungssuchende knapp 89 Stellen gekommen, so seien es heute annähernd 97. Allerdings gibt es große regionale Unterschiede: Vor allem im Süden und Osten Deutschlands gebe es Regionen mit einem Überhang an Ausbildungsstellen. Hauptschüler und Migranten haben nach wie vor schlechte Ausbildungschancen. So starteten 2017 nur 37 Prozent der Hauptschüler nach dem Schulabschluss eine Ausbildung und weitere zehn Prozent eine schulische Ausbildung. Bei Bewerbern mit ausländischer Staatsbürgerschaft waren es 44 Prozent.

Vielfältige Ursachen für die Passungsprobleme

In den letzten Jahren ist die Zahl der Ausbildungsanfänger im dualen System der Berufsausbildung wieder gestiegen. Trotz dieser positiven Entwicklung finden Betriebe und Jugendliche immer häufiger nicht zueinander: Im Jahr 2009 konnten 17.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden und 93.000 Bewerber gingen leer aus. Auch 2018 suchten noch 79.000 Jugendliche erfolglos eine Lehrstelle, obwohl sich die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf 58.000 mehr als verdreifacht hat.

Für knapp die Hälfte (44 Prozent) der unbesetzten Stellen gibt es zwar interessierte Jugendliche, es kommt aber trotzdem nicht zum Abschluss von Ausbildungsverträgen, weil der Betrieb die Bewerber nicht für geeignet hält oder die Jugendlichen den Betrieb nicht für attraktiv genug halten. So kann in Berlin jeder achte Ausbildungsplatz in den Verkaufsberufen trotz ausreichender Bewerberzahlen nicht besetzt werden. Bei einem Drittel der unbesetzten Stellen liegt das Problem darin, dass es keine Bewerber für den angebotenen Ausbildungsberuf gibt. Dies betrifft besonders Branchen wie das Lebensmittelhandwerk oder das Hotel- und Gastronomiegewerbe. Bei knapp einem Viertel (23 Prozent) der unbesetzten Stellen liegt das Problem in fehlender Mobilität, weil sich Ausbildungsbetriebe und Bewerber in unterschiedlichen Regionen des jeweiligen Bundeslandes befinden. Dies betrifft in besonderem Maße Bayern und Sachsen.

Regionale Unterschiede

Regionen mit einem Überhang an Ausbildungsstellen finden sich überwiegend im Süden und – vor allem aufgrund des Geburtenrückgangs in den 90er Jahren – im Osten Deutschlands. So kommen beispielsweise im bayrischen Passau auf 100 Bewerber rein rechnerisch 129 offene Stellen, im thüringischen Altenburg-Gera 112. Dort besteht zwischen den Unternehmen eine hohe Konkurrenz um potenzielle Auszubildende. Mehr Ausbildungsnachfrager als offene Stellen gibt es hingegen im Westen und Nordwesten der Republik. So stehen in Hagen in Nordrhein-Westfalen 100 Bewerbern gerade einmal 80 Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Schwierige Startbedingungen für Hauptschüler und ausländische Jugendliche

In Regionen mit einem Mangel an Ausbildungsplätzen sinken vor allem die Chancen der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss, einen Ausbildungsplatz zu finden. Insgesamt begannen 2017 lediglich 37 Prozent von ihnen direkt nach Verlassen der Schule eine duale und weitere 10 Prozent eine schulische Ausbildung. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) begannen stattdessen lediglich eine Maßnahme des Übergangssektors. Schlechte Chancen bei der Ausbildungsplatzsuche haben auch Bewerber mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Nur 44 Prozent von ihnen konnten direkt eine Ausbildung aufnehmen, gegenüber 77 Prozent der deutschen Jugendlichen.

Lösungsvorschlag für die Passungsprobleme

Die Bertelsmann Stiftung schlägt vor, Maßnahmen des Übergangssystems in Richtung öffentlich finanzierter, an den Fachkräftebedarfen in der Region orientierten Ausbildungsalternativen weiterzuentwickeln. Im Sinne einer Ausbildungsgarantie sollen diese Ausbildungsplätze dann vorgehalten werden, wenn Bewerber leer ausgehen. Dabei helfe ein Übergang in reguläre betriebliche Ausbildung nach dem ersten Jahr sowohl den Jugendlichen als auch den Betrieben, die auf diese Weise bereits vorqualifizierte Jugendliche in die Ausbildung integrieren können.

Quelle: Bertelsmann Stiftung; epd; bildungsklick.de

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