Jugendliche mit niedrigem Bildungsgrad drohen abgehängt zu werden- auch digital

Während sich die Mehrzahl der jungen Menschen in Deutschland regelmäßig zu politischen Themen informiert und sich dabei medienkompetent durch die digitale Welt bewegt, nimmt ein Viertel der jungen Menschen mit niedrigem Bildungsgrad kaum Anteil am politischen Geschehen.

Die große Mehrheit junger Menschen in Deutschland hält sich regelmäßig über das politische Geschehen auf dem Laufenden und sucht sich in dem breiten Angebot an digitalen wie analogen Informationskanälen gezielt Nachrichtenquellen. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) informiert sich täglich oder sogar mehrmals täglich über politische Themen. Fast drei Viertel (72 Prozent) der Befragten informieren sich mindestens einmal die Woche. Gleichzeitig interessiert sich jedoch ein Viertel der jungen Menschen mit einem niedrigen Bildungshintergrund kaum für politische Themen und zeigt sich im Vergleich unsicherer im Umgang mit Fake News im Netz. Zudem äußern viele Befragte Unzufriedenheit damit, wie Politiker mit jugendrelevanten Themen, wie den „Fridays for Future“ oder der Urheberrechtsreform, umgehen. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Befragung 14- bis 24-Jähriger in Deutschland über das Informationsverhalten zu politischen Themen im Auftrag der Vodafone Stiftung. Die überwiegende Mehrheit (69 Prozent) gibt persönliche Gespräche mit Freunden oder Familie als Informationsquelle zu politischen Themen an. Fast ebenso viele nutzen Nachrichtenseiten im Internet oder Nachrichten-Apps (67 Prozent). An dritter Stelle stehen Fernsehen (58 Prozent) und Radio (42 Prozent). Bei den sozialen Medien führt YouTube die Informationsquellen zu politischen Themen (32 Prozent) vor Facebook, Instagram und Twitter an. Auf welchen Kanälen sich junge Menschen bewegen, hängt dabei aber maßgeblich von der Aktivierung durch das konkrete Thema ab. So dominierten bei der Debatte um das Urheberrecht, welches im Besonderen durch das Engagement junger Menschen geprägt war, soziale Medien als Informationsquelle (52 Prozent). Zum Thema Brexit geben dagegen 70 Prozent klassische Medien (Fernsehen, Radio und Zeitungen) und nur 22 Prozent soziale Medien (YouTube, Facebook, Instagram, Twitter) als Informationsquelle an.

Falschnachrichten sind allgegenwärtig und sorgen für Unsicherheit

Falschnachrichten sind für junge Menschen ein alltägliches Phänomen in der Online-Medienlandschaft. Rund zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) geben an, mindestens einmal in der Woche mit Falschmeldungen in Kontakt zu kommen. Knapp jede/r Achte (12 Prozent) stößt sogar mehrmals täglich auf Falschnachrichten. Immerhin 60 Prozent der Befragten suchen immer oder meistens nach Alternativquellen, wenn sie am Wahrheitsgehalt einer Nachricht zweifeln. Wer sich häufiger politisch informiert, nutzt dabei auch häufiger Alternativquellen. Von denen, die sich seltener als einmal in der Woche über politische Themen informieren, suchen nur 37 Prozent immer oder meistens nach Alternativquellen.

Mehr als 40 Prozent der jungen Menschen fühlen sich allerdings unsicher oder sogar sehr unsicher, Falschmeldungen als solche erkennen zu können. Jugendliche geben eher Unsicherheit beim Erkennen von Falschnachrichten an (46 Prozent) als junge Erwachsene (37 Prozent) und junge Frauen (50 Prozent) eher als junge Männer (34 Prozent). Je höher der formale Bildungshintergrund, desto eher fühlen sich junge Menschen sicher oder sehr sicher darin, Falschmeldungen zu erkennen.

Unmut über die Politik angesichts der Delegitimierung jugendlichen Engagements

Für die Studie wurde auch nach konkreten Falschnachrichten zu vier aktuellen gesellschaftspolitischen Themen gefragt – darunter die „Fridays for Future“-Bewegung, die EU-Wahl, die Reform des EU-Urheberrechts und der Brexit. In den mehr als 900 Freitextantworten verbinden junge Menschen Falschnachrichten weniger mit manipulativen Social Media-Postings oder Internetseiten, sondern äußern vor allem Unmut gegenüber Informationen, die Politikerinnen und Politiker direkt an die Öffentlichkeit geben. Insbesondere zu den Themen „Fridays for Future“ und der Reform des Urheberrechts beklagen die Befragten die Verharmlosung oder Leugnung gravierender gesellschaftlicher Herausforderungen, wie dem Klimawandel, und die Delegitimierung junger Expertise und jugendlichen Engagements. Drei Viertel der Freitextantworten im Themenbereich „Fridays for Future“ und knapp die Hälfte aller Antworten zum Urheberrecht gehen in diese Richtung.

Quelle: Vodafone Stiftung / bildungsklick.de

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