Jugendarmut bleibt strukturell – Neue Zahlen, alte Realität

Der aktuelle Armutsbericht 2025 des Paritätischen Gesamtverbands bestätigt, was Fachkräfte der Jugendsozialarbeit schon lange beobachten und der Monitor „Jugendarmut in Deutschland“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) regelmäßig belegt: Junge Menschen sind überdurchschnittlich stark von Armut betroffen. Besonders alarmierend ist die Lage bei den 18- bis 25-Jährigen: Rund jede*r Vierte in dieser Altersgruppe lebt unterhalb der Armutsgrenze.

Armutsentwicklung auf hohem Niveau

Der neue Armutsbericht des Paritätischen zeigt, dass Armut in Deutschland weiter zunimmt. 15,5 Prozent der Bevölkerung gelten inzwischen als einkommensarm. Das sind rund 13 Millionen Menschen. Besonders alarmierend: Unter den 18- bis 25-Jährigen ist jede*r Vierte betroffen. Mit einer Armutsquote von 24,8 Prozent ist diese Altersgruppe die am stärksten betroffene. Die Ursachen sind vielfältig: schwierige Übergänge von Schule in Ausbildung oder Studium, unsichere Beschäftigungsverhältnisse, fehlende soziale Absicherung – viele junge Menschen sind in dieser Lebensphase finanziell besonders verletzlich. Dabei trifft es junge Frauen besonders hart. Ihre Armutsquote liegt vier Prozentpunkte höher als die von jungen Männern.

Ein erheblicher Teil dieser jungen Erwachsenen befindet sich in Ausbildung, Schule oder Studium. Der Bericht verweist auch auf die strukturelle Unterversorgung durch Sozialleistungen: Studienbeihilfen wie das BAföG reichen oft nicht aus, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Auch Auszubildende sind häufig auf zusätzliche Unterstützung angewiesen.

Armut bleibt strukturell – das Profil verändert sich kaum

Das soziodemografische Profil der Armut hat sich gegenüber den Vorjahren kaum verändert. Nach wie vor sind es insbesondere junge Erwachsene, Alleinerziehende, Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau, Personen mit Zuwanderungsgeschichte sowie Erwerbslose, die besonders armutsgefährdet sind. Gerade bei jungen Menschen spiegelt sich dabei ein bekanntes, aber ungelöstes Problem wider: Wer in der Phase des Aufbruchs in jungen Jahren in Armut lebt, hat schlechtere Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe.

Besonders drastisch ist die Lage bei jungen Menschen in materieller Entbehrung. Laut Armutsbericht leben 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche in Haushalten, die sich grundlegende Dinge nicht leisten können – etwa eine warme Wohnung, eine ausgewogene Ernährung oder ein gemeinsames Essen außer Haus. Viele junge Erwachsene haben dadurch schon früh erleben müssen, was es heißt, dauerhaft Verzicht zu üben.

Ergebnisse des Monitors Jugendarmut weisen seit Jahren auf die bestehenden Probleme hin

Diese Befunde decken sich mit den Ergebnissen des Monitors Jugendarmut in Deutschland der BAG KJS, der regelmäßig aufzeigt, wie junge Menschen an den Schnittstellen von Bildung, Ausbildung, Wohnen und sozialer Absicherung durch das Raster der Regelsysteme fallen. Besonders betroffen sind Jugendliche ohne Schulabschluss, junge Geflüchtete oder junge Menschen, die Einrichtungen der Jugendhilfe mit dem Erreichen der Volljährigkeit verlassen müssen. Der Monitor kritisiert, dass bestehende Leistungen zu kleinteilig, voraussetzungsreich und lebenslagenfern sind – ein Befund, der durch den Armutsbericht 2025 des Paritätischen gestützt wird.

Ein politischer Handlungsauftrag

Der Bericht mahnt, dass eine auf Erwerbsarbeit ausgerichtete Sozialpolitik an dieser Zielgruppe weitgehend vorbeigeht. Der Paritätische fordert daher eine armutsfeste Ausgestaltung von BAföG und Berufsausbildungsbeihilfe, die Einführung einer Kindergrundsicherung und eine Reform des Sozialstaats, die auch junge Menschen in Übergangsphasen stärker einbezieht.

Dies deckt sich mit der Forderung der BAG KJS nach verlässlicher Unterstützung, niedrigschwelligen Angeboten und einem gesellschaftlichen Klima, das armutsbetroffene Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und ihre Familien nicht für ihre Lage beschämt, sondern ernst nimmt.

 

Autorin: Silke Starke-Uekermann

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