Jeden Tag fehlt jemand – Schulabsentismus ein größeres Problem

„Einen Schulabschluss erreichen und eine Ausbildung machen!“ Das ist das Ziel der meisten jungen Menschen, wenn man sie nach ihren Lebensperspektiven fragt. Selbstverständlicher Wunsch ist das auch für diejenigen, die gar nicht (mehr) zur Schule gehen. Für eine steigende Zahl junger Menschen ist der scheinbar einfachste Weg dahin − ein regelmäßiger Schulbesuch − jedoch nicht gangbar. Das stellten über 100 Expert*innen, Fachkräfte und Multiplikator*innen aus Schule sowie Kinder- und Jugendhilfe auf einer Fachtagung zum Thema „Schulabsentismus. Alternative Wege zum Schulabschluss“ fest.

Phänomen Schulabsentismus findet bildungs- und gesellschaftspolitisch zu wenig Beachtung

Prof. Dr. Thomas Hennemann von der Universität Köln verdeutlichte auf der Tagung, „das Ausmaß lässt sich nur sehr schwer beziffern. Belegen lässt sich aber, dass der Absentismus von 12% in der Primarstufe auf 19% in der Klassenstufe 9/10 ansteigt. Die häufig fehlenden Kinder und Jugendlichen werden von den Lehrkräften überwiegend (zu 61,8%) als „verhaltensauffällig“ beschrieben.“ Dennoch findet das Phänomen Schulabsentismus bildungs- und gesellschaftspolitisch viel zu wenig Beachtung. Die Auswirkungen sind fatal, sind sich die Teilnehmenden einig. Für betroffene junge Menschen ist Schule schwänzen belastend, weil sie aus einem zentralen Lebensort ausgegrenzt sind. Zudem schwinden ihre Aussichten auf eine erfolgreiche berufliche Integration und damit auch auf ein selbstständiges und erfülltes eigenes Leben.

Warum bleiben Kinder und Jugendliche der Schule fern?

Die Gründe sind vielschichtig. Zum einen kann das Wegbleiben ein Selbstschutz gegen Misserfolgserlebnisse, gegen das Gefühl von Isolation und geringer Akzeptanz bei Mitschüler*innen und Lehrer*innen sein. Zum anderen empfinden immer mehr junge Menschen schulisches Lernen als sinnlos, weil sie kaum noch Bezüge zu ihrer Lebensrealität herstellen können.

Alternative Wege zum regulären Schulbesuch, wie die Angebote der Jugendwerkstätten der Jugendsozialarbeit, der Produktionsschulen und der Fernschulen standen im Mittelpunkt der Tagung. Sie haben sich bewährt, weil sie über ein intensives Beziehungsangebot, die jungen Menschen mit ihren Sorgen und Ängste sehen, ernstnehmen und ihnen Raum zum selbstbestimmten Lernen anbieten. Die Kinder- und Jugendhilfe ist an dieser Stelle eine wertvolle Partnerin für Schulen, da sie immer einen Gesamtblick auf die Lebenslage junger Menschen hat.

Quelle: BAG KJS, IN VIA, BAG EJSA

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