Die verschärften Kontaktverbote wegen des Coronavirus stellen Obdachloseneinrichtungen vor neue Herausforderungen. In der Praxis seien in den Einrichtungen die Vorgaben wie das Verbot von Ansammlungen und ein Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen den Menschen „ganz schwer zu händeln“, sagte Jens Aldag von der Koordinierungsstelle der Berliner Kältehilfe. Einrichtungen reduzieren ihre Platzangebote. Die Lebenssituation vieler Wohnungsloser hat sich drastisch zugespitzt. Der in Mainz ansässige Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland“ forderte die Kommunen müssten dringend Pläne zur Versorgung Obdachloser mit Lebensmitteln und zur Unterbringung von Infizierten erstellen. Viele Kommunen hätten die Auszahlung von Tagessätzen an wohnungslose Hartz-IV-Empfänger eingestellt. Viele Tafeln und andere Hilfseinrichtungen seien ebenfalls geschlossen, die Wohnheime und die wenigen noch geöffneten Anlaufstellen überfüllt. Die Aufforderung, zu Hause zu bleiben und physische Kontakte einzuschränken, gehe völlig an der Lebenswirklichkeit obdachloser Menschen vorbei, beklagt der Evangelische Bundesfachverband Existenzsicherung. Menschen ohne Wohnung brauchten dringend niederschwellige Hilfsangebote, die nun aber reihenweise wegbrächen, weil sie von den Behörden geschlossen würden oder um die Mitarbeiter in Einrichtungen zu schützen. Zudem hätten Wohnungslose weniger Möglichkeiten, etwa durch Betteln und den Verkauf von Straßenzeitungen Einkommen zu erzielen, wenn weniger Menschen unterwegs seien. Als Sofortmaßnahme forderte der Verband, die Regelsätze der Grundsicherung bis zur Überwindung der Corona-Pandemie für Erwachsene um 100 Euro pro Monat und für Minderjährige um 80 Euro pro Monat anzuheben.
Quelle: epd; KNA