Im August ist das Ausbildungsjahr gestartet. Eine wachsende Zahl an Ausbildungsstellen blieb unbesetzt. Zugleich fanden viele junge Menschen keinen passenden Ausbildungsplatz. Die Analyse der Daten und die Suche nach Ursachen übernehmen etwa das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) oder das Bundesinstitut für Berufsausbildung (bibb). Deren Studien helfen auch Fachkräften in der Jugendsozialarbeit bei der Gestaltung von Übergängen von der Schule in Ausbildung und Beruf.
Rekordhoch bei offenen Stellen
Der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen habe ein Rekordhoch erreicht: Mehr als ein Drittel der angebotenen Ausbildungsplätze blieb 2023 unbesetzt – so viele wie nie zuvor, bilanziert das IAB. Laut einer IAB-Studie nennen Betriebe den Mangel an geeigneten Bewerbungen als häufigsten Grund, weshalb Stellen nicht besetzt werden können. Ein Blick in die Zahlen zeigt: Kleinstbetriebe konnten rund 57 % der von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzen, in Großbetrieben waren das 12 %. „Die Befunde auf Basis des IAB-Betriebspanels zum Ausbildungsmarkt spiegeln die Entwicklung seit den 2010er Jahren von einem Arbeitgeber- zu einem Bewerbermarkt wider. Hiermit verstärkt sich der Fachkräftemangel, ausgelöst durch eine zurückgehende Bewerberzahl bei einem insgesamt weiterhin hohen Ausbildungsstellenangebot“, resümiert IAB-Direktor Bernd Fitzenberger.
Passungsprobleme wachsen
Ein wachsendes Problem sind die Passungsprobleme im Ausbildungsmarkt, die auch von den Fachreferent*innen in der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit seit Jahren thematisiert werden, unter anderem in der Stellungnahme des Kooperationsverbundes zum Berufsbildungsbericht 2024. Viele junge Menschen finden etwa keinen Ausbildungsplatz, weil im Wunschberuf keine oder zu wenig Stellen angeboten werden. Lediglich die Hälfte aller deutschen Betriebe ist zudem ausbildungsberechtigt – Tendenz vor allem bei Klein- und Kleinstbetrieben sinkend.
Die Betriebe erklären die Passungsprobleme unter anderem mit schlechtem Image eines Berufes, wenig attraktiven Arbeitsbedingungen, fehlenden Aufstiegschancen oder schlechter Erreichbarkeit des Betriebs und der Berufsschule. Sie steuern mit Prämien, ÖPNV-Zuschüssen, Sach- und Geldleistungen sowie Wohnmöglichkeiten entgegen. Die Perspektive der Auszubildenden stellt der Ausbildungsreport der DGB-Jugend dar, der im Sommer veröffentlicht wurde.
Mehr junge Menschen im Übergangsbereich
Mit dem Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2024 liefert das bibb weitere Zahlen. Der Report enthält umfassende Informationen und Analysen zur beruflichen Aus- und Weiterbildung. Er gibt einen Überblick über Programme des Bundes und der Länder zur Förderung der Berufsausbildung und informiert über internationale Indikatoren. Der Report weist aus, dass die Zahl der jungen Menschen im Übergangsbereich weiter steigt – jenem Bereich also, in dem die Träger der Jugendsozialarbeit mit ihren Einrichtungen und Angeboten wirken. Das bibb erläutert: „Der Zuwachs beruht insbesondere auf dem Anstieg der Zahl der ausländischen Anfänger*innen und dürfte im Wesentlichen auf ukrainische Jugendliche zurückzuführen sein, die an Programmen zum Erlernen der deutschen Sprache teilnehmen“.
Transformationsprozesse bekommen Relevanz
Einen Schwerpunkt setzt der Datenreport 2024 auf Transformationsprozesse. In naher Zukunft seien große Veränderungen und Transformationsprozesse zu erwarten, die aus den Folgen des Klimawandels und der notwendigen Umstellung der Lebens- und Wirtschaftsweise auf eine dekarbonisierte Warenproduktion und Energieversorgung resultieren. Im Kapitel über die sozial-ökologische Transformation werden zentrale Herausforderungen und Chancen betrachtet, die sich für die berufliche Bildung ergeben. Es brauche vor allem Kompetenzen für die Transformation. Der Report nennt zahlreiche internationale Beispiele: Ökologische Lerninhalte finden beispielsweise den Weg in Curricula, bei der Berufsorientierung werden „grüne“ Berufe hervorgehoben, ökologische Prototypen von Produkten werden in Lehrwerkstätten hergestellt.
Die Vorsorge vor und Abwehr von bedrohlichen Umweltgefahren gehöre gleichermaßen zum Umgang mit den Transformationsprozessen wie gesellschaftliche Teilhabe, Demokratiebildung und die Entwicklung und Stärkung weitreichender persönlicher und gesamtgesellschaftlicher Resilienz, sagt Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des bibb.
Quellen: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Bundesinstitut für Berufsausbildung (bibb), Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit