Internationale Studien zur Wirksamkeit von Hausbesuchsprogrammen für sozial benachteiligte Familien zeigen, dass diese Programme, neben einer Verbesserung der kindlichen Entwicklung und Gesundheit, die Arbeitsmarkt- und Bildungspartizipation der betroffenen Mütter steigern können. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) untersucht auf Basis eines Modellprojekts erstmals, ob diese Ergebnisse auf das deutsche Sozialsystem übertragbar sind.
Alleinerziehende Mütter häufig im Hartz IV-Bezug
Familien mit kleinen Kindern und besonders alleinerziehende Mütter mit kleinen Kindern beziehen häufiger SGB-II-Leistungen und sind öfter von Langzeitleistungsbezug betroffen als die Durchschnittsbevölkerung.
Um diese benachteiligten Familien zu unterstützen, rief das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Jahr 2007 das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) ins Leben und seit 2012 werden Frühe Hilfen jährlich mit 51 Millionen Euro vom Bund unterstützt (BMFSFJ 2015). Frühe Hilfen basieren auf zwei Kerngedanken: Erstens soll eine enge kommunale Vernetzung und Kooperation von Institutionen aus den Bereichen des Gesundheitswesens, der Kinder- und Jugendhilfe und der sozialen Sicherung gefördert werden, um eine passende Unterstützung für die Familien zu gewährleisten. Zweitens bieten Frühe Hilfen direkt Unterstützungsmaßnahmen an, vor allem durch Familienhebammen, deren Einsatz auf kommunaler Ebene in den letzten Jahren stark ausgeweitet wurde. Neben Themen wie Erziehung, Gesundheit und Prävention von Vernachlässigung bearbeiten Familienhebammen Fragen der Familienplanung, der Erwerbstätigkeit und des Transferbezugs.
Unterstützte Mütter länger im Leistungsbezug
Der Arbeitsmarktforscher Malte Sandner wirft im aktuellen IAB-Kurzbericht neben Deutschland den Blick auf die USA. Hier führen solche Hilfeprogramme dazu, dass Mütter eher ihre Erwerbstätigkeit wieder aufnehmen. In Deutschland führte das Modellprojekt „Pro Kind“ zu einer geringeren Erwerbstätigkeit, mehr Transferbezug und mehr zweiten Geburten in den begleiteten Familien.
Sandner weißt aber auch darauf hin, dass sich durch die als positiv wahrgenommene Unterstützung langfristig günstige Effekte auf die Erwerbstätigkeit und den Transferbezug ergeben können.
Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung