Gemeinsam Brücken bauen: Wie Jugendberufsagenturen weiterentwickelt werden können – Ein Rückblick auf die Fachveranstaltung in Essen

Rund 50 Fach- und Führungskräfte aus Jugendberufsagenturen, Jugendsozialarbeit, Kommunalverwaltung und Wissenschaft kamen am 25. November in Essen zusammen, um sich über die aktuellen Herausforderungen und Zukunftsperspektiven von Jugendberufsagenturen (JBAs) auszutauschen. Die Veranstaltung „Gemeinsam Brücken bauen“ der LAG Katholische Jugendsozialarbeit NRW im Netzwerk der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) machte deutlich: Die Weiterentwicklung von JBAs ist angesichts gesellschaftlicher, finanzieller und struktureller Veränderungen dringlicher denn je und zugleich anspruchsvoll.

Impulse aus Wissenschaft, Praxis und Kommune

Drei Keynotes setzten zentrale Schwerpunkte für den Tag:

  • Prof. Dr. Ruth Enggruber, Seniorprofessorin an der Hochschule Düsseldorf und langjährige Forscherin im Themenfeld Übergang Schule-Beruf, betonte die Bedeutung klarer Strukturen, verlässlicher Kooperationswege und einer konsequenten Orientierung an den Lebenslagen junger Menschen. Sie verwies darauf, dass JBA-Modelle in Deutschland sehr unterschiedlich ausgestaltet sind, und dass diese Vielfalt Chancen bietet, aber auch Herausforderungen für Transparenz und Qualität.
  • Prof. Dr. Peter Schruth, Sozialarbeiter und Jurist sowie emeritierter Professor für Recht in der Sozialen Arbeit an der Hochschule Magdeburg-Stendal, öffnete den Blick für Schnittstellen außerhalb der klassischen JBA-Akteure. Er machte deutlich, dass Jugendberufsagenturen junge wohnungslose Menschen bislang nur punktuell erreichen und dass Kooperationen mit der Wohnungslosenhilfe wichtige Bausteine für mehr Teilhabe sein können.
  • Stadtdirektor Peter Renzel hob die Bedeutung der Kommunen hervor. Angesichts finanzieller Herausforderungen und komplexer Problemlagen brauche es kommunale Leitplanken und eine klare Verantwortungsübernahme, um JBAs nachhaltig zu stärken.

Workshops: Ressourcen, Kooperation und neue Partnerschaften

In drei Workshops diskutierten die Teilnehmenden intensiv und sehr praxisorientiert:

  1. Ressourcen & Rahmenbedingungen:
    Knappe finanzielle Mittel wirken sich spürbar auf Angebotsstrukturen vor Ort aus. Deutlich wurde: JBAs können nur dann wirksam arbeiten, wenn Ausstattung, Personal und kommunale Steuerung zusammengedacht werden. Aber auch die Haltung, Motivation der Mitarbeitenden sowie deren Fachkompetenz sind zentrale Stellschrauben des Erfolgs.
  2. Rechtskreisübergreifende Kooperation:
    Die Zusammenarbeit zwischen Jobcenter, Agentur für Arbeit und Jugendhilfe bleibt der Kern der JBA und zugleich eine Daueraufgabe. Teilnehmer*innen betonten, wie wichtig klare Prozesse, gemeinsame Ziele und verbindliche Kommunikationswege und Kooperationsstrukturen sind, um jungen Menschen Hilfe „aus einer Hand“ anbieten zu können.
  3. Einbindung weiterer Hilfesysteme:
    Ob Wohnungslosenhilfe, Suchthilfe oder Schuldnerberatung: die Lebenslagen junger Menschen sind komplex. Der Workshop zeigte, dass viele JBAs bereits punktuell mit weiteren Akteur*innen kooperieren, aber oft verbindliche Strukturen fehlen. Die freien Träger der Jugendhilfe wurden als potenzielle zentrale Akteure der Vernetzung identifiziert. Hier liegt ein großes Entwicklungspotenzial.

 

Abschlusstalk: Was JBA-Weiterentwicklung jetzt braucht

Im abschließenden Gespräch zwischen Frank Neises (Leiter der Fachstelle für Übergänge in Ausbildung und Beruf am BIBB) und Stefan Ewers (Geschäftsführer der LAG KJS NRW) wurde noch einmal klar formuliert, was es für die Zukunft der JBAs braucht:

  • verbindliche kommunale Steuerung
  • verlässliche finanzielle Rahmenbedingungen
  • gemeinsame Haltungen und Ziele der beteiligten Institutionen
  • stärkere Einbindung weiterer sozialer Unterstützungsstrukturen
  • mehr Raum für Austausch, Vernetzung und Weiterentwicklung

 

Fazit

Die Fachveranstaltung hat deutlich gemacht, dass Jugendberufsagenturen ein wichtiger Bestandteil der sozialen Infrastruktur für junge Menschen sein können. Doch ihre Wirksamkeit hängt maßgeblich davon ab, wie gut die beteiligten Akteur*innen zusammenarbeiten, wie klar Prozesse definiert sind und wie konsequent die Perspektive junger Menschen in den Mittelpunkt gerückt wird.

Mit den Impulsen aus Wissenschaft, Praxis und kommunaler Steuerung sowie den intensiven Diskussionen der Teilnehmenden liefert die Veranstaltung wichtige Anknüpfungspunkte für die Weiterentwicklung der JBAs.

Autorin: Sarah Mans (Fachreferentin Jugendberufshilfe der LAG KJS NRW im Netzwerk der BAG KJS)

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