Einführung einer bedarfsgerechten Kinder- und Jugendgrundsicherung zur Armutsbekämpfung

Die Ampel-Koalition hatte große Pläne zur Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut. Das sozialpolitische Reformvorhaben zur Kindergrundsicherung wurde bis zum Bruch der Regierungskoalition im November 2024 jedoch nicht umgesetzt. Im Hinblick auf die Wahlprogramme für die Bundestagswahl im Februar 2025 legte lediglich ein Teil der Parteien Konzepte vor, um das Thema Kinderarmut zu adressieren: Grüne, Linke und SPD verweisen auf die Kindergrundsicherung als Mittel zur Bekämpfung von Kinderarmut. Laut dem Bündnis Kindergrundsicherung fehle es jedoch an echten Lösungen. Das Bündnis fordert die Parteien daher auf, Kinderarmut zum zentralen Projekt der neuen Bundesregierung zu machen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) unterstützt diese Forderungen: Eine bedarfsgerechte Kinder- und Jugendgrundsicherung gilt als wirksame Maßnahme, um Jugendarmut zu begegnen und ist notwendig für eine #StarkeZukunft junger Menschen.

Kinderarmut kann viele Ursachen haben

Laut dem Monitor „Jugendarmut“, den die BAG KJS veröffentlicht hat, war im Jahr 2023 mehr als jede*r fünfte junge Mensch unter 18 Jahren von Armut bedroht oder betroffen. Bei den 18- bis 24-Jährigen lag diese Quote mit etwa 25 % sogar noch höher. Kinderarmut hat vielfältige Ursachen und führt zu zahlreichen Benachteiligungen der Betroffenen in verschiedenen Lebenslagen. Diese Lebensumstände bestimmten nicht nur die momentane Situation vieler Kinder und Jugendlichen, sondern auch deren Chancen, Entwicklungspotenzial und Möglichkeiten der Verselbstständigung. Dem Bündnis Kindergrundsicherung zufolge bedürfe es eines kindzentrierten Blicks auf Armut, denn alle Kinder und Jugendlichen hätten ein Recht auf gute Bildung, Teilhabe und Gesundheit. Zudem gebe es auch starke ökonomische Argumente dafür, in eine gute materielle Absicherung aller Kinder zu investieren. Ohne diese wäre weder eine vollumfängliche soziale Teilhabe aller Kinder möglich noch könnten diese zukünftig dem Arbeitsmarkt im erforderlichen Umfang zur Verfügung stehen.

Kinder- und Jugendarmut zielgerichtet bekämpfen

Die BAG KJS fordert konkrete Maßnahmen, um die Weichen für mehr Chancengerechtigkeit aller Kinder und Jugendlichen zu stellen. Grundlage hierfür ist Kinder- und Jugendarmut als gesellschaftliche und politische Herausforderung anzuerkennen und ernst zu nehmen. Die Sichtweise Betroffener bei der Ausarbeitung einer Strategie zur Bekämpfung und Vermeidung von Kinder- und Jugendarmut miteinzubeziehen ist dabei ein entscheidender Aspekt.

Eine bedarfsgerechte Kinder- und Jugendgrundsicherung gilt als wirksame Maßnahme, um Kinder- und Jugendarmut zu begegnen. Sie gewährleistet finanzielle Sicherheit für alle Kinder und Jugendlichen und stärkt ihre Teilhabe an Bildung und gesellschaftlichem Leben. Sie schafft Chancengerechtigkeit, unabhängig von der jeweiligen sozialen Herkunft. Ziel sollte sein, eine armutsfeste Kinder- und Jugendgrundsicherung zu garantieren, deren Leistungen automatisiert und unbürokratisch ausgezahlt werden. Bei dessen Berechnung gilt es die tatsächlichen Bedarfe junger Menschen zu berücksichtigen, wie u. a. für Freizeitaktivitäten, Mobilität, digitale Teilhabe, gesunde Ernährung und Erholungsangebote.

Instrumente zur Jugendarmutsbekämpfung werden in unterschiedlichen Politikfeldern und Gesetzen festgelegt: von der Finanz- über die Beschäftigungs- und Bildungs- bis hin zur Infrastruktur- und Ernährungspolitik. Die BAG KJS spricht sich daher für ein koordiniertes Zusammenwirken dieser Politikfelder unter Federführung eines für Jugend zuständigen Ministeriums aus, um wirksame Maßnahmen gegen Armut zu ergreifen.

Bündnis Kindergrundsicherung

Das Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG setzt sich seit 2009 für eine grundlegende Reform der Kinder- und Familienförderung hin zu einer Kindergrundsicherung ein. Dem Bündnis gehören aktuell 20 Mitgliedsorganisationen und 12 wissenschaftliche Unterstützer*innen an. Um soziale Ungerechtigkeiten zu beseitigen und jedem Kind, unabhängig von seiner sozialen Herkunft Teilhabe zu ermöglichen, hat das Bündnis ein Konzept für eine Kindergrundsicherung vorgestellt.

 

Autorin: Mareike Klemz

 

 

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