Ein Blick in die Zukunft zum 20-jährigen Jubiläum der Jugendmigrationsdienste

Mit einer Fachkonferenz feierten die Jugendmigrationsdienste (JMD) ihr 20-jähriges Bestehen in Berlin. Eindrucksvoll bestätigten die Fachkräfte aller vier Trägerorganisationen mit ihren Berichten und Erkenntnissen das Motto des Jubiläums: Zukunft können wir! Zugleich zeigten sie auf, was sie für eine erfolgreiche Arbeit in Zukunft benötigen: Verlässliche Unterstützung des Staates und der Gesellschaft. Denn für die JMD-Kolleg*innen, die sich für junge Menschen mit Einwanderungsgeschichte einsetzen, bleibt die tägliche Arbeit herausfordernd.

Junge Menschen, die die JMD aufsuchen, wollen auf der Basis einer vertrauensvollen Zusammenarbeit die eigene Zukunft aktiv gestalten. Doch viele junge Menschen erleben nach ihrem Ankommen etwas gänzlich anderes: Stigmatisierung, Misstrauen, bürokratische Hürden, Diskriminierung und Rassismus. Das belastet nicht nur die Ratsuchenden, sondern auch die Ratgebenden. Trotz dieser widrigen Umstände versuchen die JMD-Mitarbeiter*innen an rund 500 Standorten bundesweit, die bestehenden Herausforderungen gemeinsam mit den jungen Menschen zu bewältigen. In den meisten Fällen sind sie erfolgreich – gegen viele Widerstände und Hürden.

Dank der Staatssekretärin aus dem BMBFSFJ 

Staatssekretärin Dr. Petra Bahr aus dem Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) dankte deswegen den Fachkräften in ihrer Rede. Sie betonte, dass es durch den JMD gelinge, jedem „Fall“ einen Vor- und Nachnamen zu geben – eine Geschichte und ein Gesicht. Sie ermutigte, die erfolgreiche Arbeit fortzuführen. Und sie betonte, dass ihr Ministerium die Integration junger Menschen  mithilfe der JMD weiter engagiert unterstützen wolle – auch wenn alle Ausgaben des Bundes ab dem Jahr 2027 unter die Lupe genommen werden. JMD-Träger und Fachkräfte gaben der politischen Beamtin im BMBFSFJ mit, den vielfältig wachsenden Bedarfen im JMD mit zuverlässigen und langfristigen Perspektiven und Rahmenbedingungen zu begegnen.

Lagebild zur Diskriminierung 

Gegen die gefühlte Meinung, ein großer Teil der Menschen in Deutschland sei gegen Integration, stellte Dr. Cihan Sinanoğlu eindrucksvolle Zahlen. Der Leiter der Geschäftsstelle des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) machte deutlich, dass etwa zwei Drittel der deutschen Bevölkerung Vielfalt und Integration unterstützen. Zugleich belegte er, dass strukturelle Diskriminierung in Verwaltungen und Behörden nachweisbar ist. Beides werde politisch jedoch bis in demokratische Parteien hinein bestritten. Fakten versus gefühlte Wahrheit machten die Debatte komplex und mühsam. Der Wissenschaftler bescheinigte den JMD, in der Arbeit für und mit den jungen Menschen viel für den Erhalt der Demokratie zu leisten.

Arbeit an der Zukunft 

In Workshops arbeiteten die Fachkräfte an den beiden Konferenztagen an der Zukunft der JMD. Sie thematisierten den Anteil ihrer Arbeit am gesellschaftlichen Zusammenhalt, schärften Profil sowie Auftrag und machten sich Gedanken, welche Schwerpunkte in Angriff genommen werden müssen: der Einsatz digitaler Werkzeuge und Prozesse, die psychischen Belastungen der Ratsuchenden und Beratenden, die Demokratiebildung und der Einsatz gegen Diskriminierung und Rassismus, um nur einige aufzuzählen.

Vorbereitet und organisiert wurde die Tagung federführend durch das JMD-Servicebüro sowie die vier Trägerorganisationen: die BAG Evangelische Jugendsozialarbeit, die BAG Katholische Jugendsozialarbeit, die Arbeiterwohlfahrt und der Internationale Bund, stellvertretend für die freie Trägergruppe (u. a. Deutsches Rotes Kreuz und weitere örtliche und regionale Träger).

 

Autoren: Michael Scholl und Peter Müller

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