Große Teile der deutschen Bevölkerung sind laut einer Studie der Initiative „Digital für alle“ nach wie vor von der digitalen Entwicklung abgehängt. 58 Prozent der Deutschen sähen das Land digital gespalten, heißt es in der Erhebung. Laut der Studie, die vor dem am 24. Juni 2022 stattfindenden Digitaltag veröffentlicht wurde, wünschen sich die Menschen in Deutschland mehr Fortbildungsmöglichkeiten. Die allgemeine Offenheit für digitale Technologien ist groß: Neun von zehn (88 Prozent) stehen digitalen Technologien positiv gegenüber. Zugleich aber sieht eine Mehrheit (58 Prozent) das Land digital gespalten und befürchtet, dass nicht alle Menschen in gleichem Maße vom technologischen Fortschritt profitieren. Damit digitale Teilhabe gelingt, sprechen sich acht von zehn (83 Prozent) dafür aus, digitale Medien- und Informationskompetenzen über die gesamte Bildungskette hinweg zu fördern. 57 Prozent fordern kostenfreie Schulungs- und Weiterbildungsangebote. Viele der Umfrage-Ergebnisse sind Wasser auf die Mühlen der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V., die sich für eine gleichberechtigte digitale Teilhabe aller jungen Menschen in Deutschland engagiert. Zusammen mit der Wissenschaft erproben wir innovative Ansätze, um die digitale Transformation auch in der Jugendsozialarbeit zu meistern. Dazu gehört z.B. die Entwicklung neuer Formate von digitaler Beratung in den Jugendmigrationsdiensten Damit das gelingt, ist jedoch eine monetäre und infrastrukturelle Förderung seitens des Bundes unerlässlich.
Armut junger Menschen bedeutet auch digitale Armut
Schon vor Corona waren die regional mangelhafte Versorgung mit Breitbandanschlüssen und die je nach sozioökonomischem Status sehr unterschiedliche Ausstattung mit Hard- und Software ein gesellschaftliches Problem. Die Coronakrise hat dieses verstärkt. Misserfolge im Homeschooling bis hin zu Ausbildungsabbrüchen waren für von Armut betroffene junge Menschen die Konsequenz. Im Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2020“ erklärt die BAG KJS das plastisch und nachvollziehbar.
Um digitale Teilhabe für alle jungen Menschen zu sichern, fordert die BAG KJS ein Bundesprogramm „Digitalisierung in der Jugendsozialarbeit“. Dabei geht es nicht alleine um den Erwerb von Digitalkompetenz auf Seiten der Jugendlichen in der Jugendsozialarbeit. Die adäquate technische Ausstattung der jungen Menschen und der Einrichtungen sowie die Digitalkompetenz der pädagogischen Fachkräfte müssen ebenfalls gefördert werden.
Katholische Jugendsozialarbeit bringt Digitalisierung und Digitalität nach vorne
Die Katholische Jugendsozialarbeit versteht sich als gesellschaftlicher Akteur, der die Digitalisierung aktiv mitgestalten will. So wurden in einem Forschungsvorhaben Bedarfe der Einrichtungen sowie Mitarbeitenden in der Jugendberufshilfe erforscht. In einem Gastbeitrag für die überaus Plattform beschreiben Sabrina Janz und Franziska Duarte dos Santos wie die Jugendberufshilfe die mit der Digitalisierung verbundenen Herausforderungen meistern kann.
Wie sehen innovative Konzepte aus, um digitale Medien in allen Handlungsfeldern der Jugendsozialarbeit erfolgreich einzusetzen, Digitalität zu entwickeln oder die digitale Transformation in die Jugendsozialarbeit zu übertragen? Antworten darauf entwickelte ein Kooperationsprojekt der TH Köln mit der Katholischen Jugendsozialarbeit. In einer ersten Projektrunde ab Herbst 2020 hatten sechs Einrichtungen aus der Jugendsozialarbeit gemeinsam mit Studierenden über zwei Semester Digitalisierungsansätze für die jeweilige Einrichtung entwickelt und in die Praxis umgesetzt. Die Ergebnisse sind in einer Dokumentation anschaulich dargestellt.
Während der Lockdowns und der Zeit der sozialen Distanz konnten viele Nachfragen nach Beratung gar nicht anders als digital bewältigt werden. Der Sozialraum ist hybrid geworden. Niedrigschwelligen Kontaktmöglichkeiten brauchen digitale Unterstützung. Insbesondere in ländlichen oder strukturschwachen Regionen können digitale Beratungs- und Hilfsangebote nicht nur eine sinnvolle, sondern auch notwendige Ergänzung analoger Angebote sein. Wie davon besonders junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte profitieren, wird im Projekt JMD digital erprobt. Modellhaft werden an 16 Standorten digitale Beratungsstrukturen entwickelt. So soll die Frage „Wie erreicht man die, die auf dem Lande leben?“ letztendlich für die bundesweite Beratungsstruktur der Jugendmigrationsdienste (JMD) beantwortet werden. Ziel des Projektes ist es, Ratsuchende in ihrer digitalen Lebenswelt besser zu erreichen und die JMD-Onlineberatung an deren Bedürfnisse anzupassen.
Quelle: bitkom; Initiative Digital für alle; BAG KJS