Cybermobbing in Ausbildung und Berufsschule

Die Belastung von Schüler*innen durch digitale Beleidigungen und Belästigungen wird in zahlreichen wissenschaftlichen Studien dokumentiert. Forschende des Deutschen Jugendinstituts (DJI) haben den Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A) zuletzt für junge Menschen in Ausbildungsbetrieben, Berufs- und Hochschulen ausgewertet. Junge Menschen in diesen Bildungsbereichen seien in vergleichbarem Maße von Cybermobbing betroffen wie Schüler*innen, bilanzieren die Wissenschaftler*innen.

Aus den AID:A-Daten geht hervor, dass junge Menschen, die nicht mehr zur Schule gehen, gleichermaßen von Cybermobbing betroffen sind (7 %) wie Schüler*innen einer allgemeinbildenden Schule (8 %). Knapp 60 % der befragten Nichtschüler*innen befanden sich in beruflicher Ausbildung, Studium, Umschulung oder Weiterbildung. Bettina Grüne, Andreas Herz und Diana Willems vom DJI leiten aus der Forschung ab, dass es Bedarf an außerschulischen Präventionsangeboten, etwa an Berufs- und Hochschulen, in Ausbildungsstätten und -betrieben geben sollte. Auch im Internet und in den sozialen Medien selbst sollte es Angebote geben. Wichtig sei, an den unterschiedlichen Orten des Aufwachsens, an denen sich junge Menschen tagtäglich aufhalten, jeweils passende Angebote zu etablieren, raten die Wissenschaftler*innen.

In den Befragungen, die den AID:A-Datensatz anreichern, werden laut DJI die Häufigkeit von Cybermobbing sowie dessen Folgen, individuelle Bewältigungsstrategien und Maßnahmen zur Prävention abgefragt. Cybermobbing bedeutet, wiederholt und absichtlich einer anderen Person zu schaden, sie zu belästigen, zu verletzen und/oder in Verlegenheit zu bringen. Im Fragebogen der Forschenden können unter anderem folgende Aussagen bestätigt werden:

  • Jemand hat eine Online-Gruppe erstellt, in der Leute sich über mich lustig gemacht haben.
  • Ich wurde aus einer Online-Gruppe ohne Grund ausgeschlossen, nur damit ich mich schlecht fühle.
  • Einige meiner peinlichen Fotos oder Bilder wurden ohne meine Zustimmung verbreitet.
  • Ich wurde über das Handy/Smartphone oder Internet bedroht oder beleidigt.

Wer von Cybermobbing betroffen ist, kann mit schwerwiegenden psychischen, körperlichen und sozialen Problemen konfrontiert sein. Wichtig ist, Betroffenen bei Bedarf adäquate Unterstützung zu bieten. Die Autor*innen der Auswertung fordern: Neben verschiedenen professionellen Akteur*innen, wie Opferhilfen, Lehrkräften oder Schulsozialarbeiter*innen, müssen auch Personen im direkten Umfeld der jungen Menschen einbezogen werden. Weil auch Unterstützer*innen mit den Situationen überfordert sein können, benötigen sie kompetente Anlaufstellen in Betrieben, in der Jugendhilfe oder der Polizei sowie pädagogische Angebote im Internet – nicht nur in Schulen.

 

Autor: Michael Scholl

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