Corona-Krise: Junge Generation spaltet sich auf

Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann warnt vor einer Spaltung der jungen Generation durch die Corona-Krise. „Die Corona-Krise, wie viele Krisen davor auch, hat die Gesellschaft gespalten, hat die Schwachen schwächer gemacht. Das gilt auch für die junge Generation“, sagte Hurrelmann im Podcast „Die Schulstunde“ des RedaktionsNetzwerks Deutschland. „Diejenigen, die schon vor der Corona-Krise sozial randständig waren, sind jetzt noch weiter weggebrochen.“

Ein Drittel der jungen Generation habe mit sich verschärfenden sozialen und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, sagte Hurrelmann, der über viele Jahre die Shell-Jugendstudie verantwortet hat und an der Hertie School in Berlin lehrt. Von den sich verschärfenden Problemen für junge Menschen weiß auch Susanne Nowak zu berichten. Sie arbeitet als Fachreferentin für Jugendberufshilfe im Netzwerk der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. „Von unseren Trägern und deren Fachkräften wissen wir, dass die aktuell laufenden Maßnahmen der außerschulischen Bildung unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen schwerpunktmäßig digital stattfinden. Präsenzunterricht ist nur sehr eingeschränkt bzw. gar nicht möglich, ebenso wenig Praktika in den verschiedenen Berufssparten. Damit fehlt eine ganz wichtige Einflugschneise für unsere Jugendlichen. In den BvB-Maßnahmen gibt es in diesem Jahr enorm rückläufige Zahlen bei den Jugendlichen, die einen externen HS-Abschluss machen wollen, weil dort die ansonsten intensive kontinuierliche Begleitung unter den aktuellen Voraussetzungen nicht geleistet werden kann. Schulverweigerer*innen drohen dadurch und aufgrund fehlender Struktur in alte Verhaltensmuster zurück zu fallen,“ mahnt Nowak an.

Angesichts des andauernden Lockdowns haben immer noch viele Betriebe Kurzarbeit angemeldet. Der Rotstift wird erfahrungsgemäß bei Helfertätigkeiten und Zeitarbeitskräften angesetzt. Auch Hurrelmann spricht in dem Podcast davon, dass überwiegend junge Männer, viele davon ohne oder nur mit schlechtem Schulabschluss, von den Auswirkungen der Corona-Krise und die daraus resultierende (Jugend)Arbeitslosigkeit betroffen sein werden.

Zeitgleich nehmen die psychischen Belastungen junger Menschen zu. Die Kontaktlosigkeit junger Menschen untereinander führt zu Vereinsamung und das ausschließlich digital stattfindende Lernen richtet Schaden an. Vor allem bei denjenigen, die beim Lernen Unterstützung benötigen, entstehen Lücken. Nowak bemängelt: „Auch fehlt den Jugendlichen das, was wir unter „Selbstwirksamkeit“ beschreiben, derzeit völlig. Sie erleben sich nicht wirksam. Das ganze online-Lernen ergibt für sie wenig Sinn.“

Quelle: RND; KNA; BAG KJS

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