Bildungsfinanzbericht 2011 belegt wachsendes Engagement im Bildungsbereich

Nach Artikel 91b Abs. 2 des Grundgesetzes haben Bund und Länder vereinbart, zur Feststellung der Leistungsfähigkeit des Bildungswesens im internationalen Vergleich zusammenzuwirken, entsprechende Empfehlungen zu erarbeiten und Berichte in Auftrag zu geben. Um diese Aufgabe zu erfüllen, wird in Deutschland ein Bildungsmonitoring aufgebaut, das kontinuierlich datengestützte Informationen über Rahmenbedingungen, den Input, die Gestaltung, die Verläufe, die Ergebnisse und Wirkungen von Bildungsprozessen bereitstellt.
Der Bericht „Bildung in Deutschland“ ist neben den Schulleistungsvergleichen und der zentralen Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards einer der Eckpfeiler des Monitoringsystems. Er wird ergänzt durch regionale Berichte (z. B. Landes- und kommunale Bildungsberichte), bereichsspezifische Berichte.

Bildungsprozesse finden in allen Lebensabschnitten, in öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen und außerhalb von Bildungseinrichtungen (z. B. in Jugendverbänden, Unternehmen, Verwaltungen, Freizeiteinrichtungen) statt. Dabei sind die Aufgaben und Leistungen der Bildungseinrichtungen unterschiedlich (z. B. einschließlich bzw. ohne individuellen Förderunterricht, Hausaufgabenbetreuung, Unterbringung) und teilweise mit Komplementärleistungen (z. B. Forschung und Entwicklung an Hochschulen) verbunden. Ein abgestimmtes, überschneidungsfreies und das gesamte Bildungswesen umfassendes System monetärer Statistiken, das unmittelbar Informationen über die Bildungsausgaben bereitstellt, gibt es daher nicht und wird es voraussichtlich auch in Zukunft nicht geben.

Um Aussagen über die Bildungsausgaben treffen zu können, sind Informationen aus verschiedenen Datenquellen heranzuziehen und zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Im Mittelpunkt der monetären Analysen des Bildungswesens steht zum einen die Frage nach dem Gesamtwert der erbrachten Bildungsleistungen und der den Bildungseinrichtungen zur Verfügung stehenden Mittel. Zum anderen interessiert, in welchem Umfang sich Bund, Länder und Gemeinden bzw. Unternehmen und die privaten Haushalte an der Finanzierung der Bildung beteiligen. Für die monetäre Betrachtung der Gesamtleistung des Bildungswesens oder einzelner Bildungsbereiche stehen die Ausgaben der Bildungseinrichtungen für Personal, Sachaufwand und Investitionen im Mittelpunkt. Die öffentliche Hand finanziert rund vier Fünftel der Bildungsausgaben in Deutschland. Daher stehen die Ausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden auch im Mittelpunkt des Bildungsfinanzberichts.

Die Struktur des Bildungsfinanzberichts besteht aus fünf Kapiteln sowie einem Anhang und einem erweiterten Tabellenteil: ## 1. Zusammenfassung der Hauptergebnisse
## 2. Budget für Bildung, Forschung und Wissenschaft in Deutschland im Überblick
## 3. Entwicklung der öffentlichen Bildungsausgaben
## 4. Öffentliche Bildungsausgaben nach Bildungsbereichen und Ländern
## 5. Bildungsausgaben im internationalen Kontext.
Die einzelnen Kapitel enthalten einen kommentierenden Text mit Abbildungen und einzelnen Übersichtstabellen. Flankierendes Datenmaterial wird vom Statistischen Bundesamt im Internet auf der Homepage www.destatis.de bereitgestellt.

Auszüge aus den Hauptergebnissen des Bildungsfinanzberichts 2011:

Budget für Bildung, Forschung und Wissenschaft stieg 2009 um rund 10 Mrd. Euro
In der Abgrenzung des Budgets für Bildung, Forschung und Wissenschaft wurden im Jahr 2008 in Deutschland vom öffentlichen und privaten Bereich 214,2 Mrd. Euro für Bildung, Forschung und Wissenschaft ausgegeben. Im Jahr 2009 waren es nach vorläufigen Berechnungen rund 10 Mrd. Euro mehr (2009: 224,0 Mrd. Euro). In Relation zum Bruttoinlandsprodukt wurden 2008 in Deutschland 8,6 % des BIP und 2009 9,3 % des BIP für Bildung, Forschung und Wissenschaft ausgegeben. Während 2009 die Wirtschaftsleistung krisenbedingt gegenüber dem Vorjahr nominal um 3,4 % zurückgegangen war, wurden – begünstigt durch das Zukunftsinvestitionsgesetz und andere Sonderprogramme – die Ausgaben für Bildung, Forschung und Wissenschaft um 4,5 % erhöht.

Bildungsbudget stieg von 153,9 Mrd. Euro (2008) um über 6 % auf 163,7 Mrd. Euro in 2009
Von den Gesamtausgaben des Budgets für Bildung, Forschung und Wissenschaft entfielen im Jahr 2008 153,9 Mrd. Euro auf das Bildungsbudget (einschließlich 11,1 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung an Hochschulen), 55,4 Mrd. Euro auf Forschung und Entwicklung in Unternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie 4,9 Mrd. Euro auf Museen, Fachinformationszentren und die sonstige Wissenschaftsinfrastruktur. Nach vorläufigen Berechnungen belief sich das Bildungsbudget 2009 auf 163,7 Mrd. Euro.
Trotz der Steigerung des Bildungsbudgets verringerte sich der Anteil der öffentlichen und privaten Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt von 6,8 % im Jahr 1995 auf 6,2 % im Jahr 2008. Nach vorläufigen Berechnungen stieg der Anteil 2009 auf 6,8 %, dies entspricht dem Niveau von 1995. Der Anstieg 2009 ist einerseits auf die Ausgabensteigerungen und andererseits auf den Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (2009: -3,4 %) zurückzuführen.

Mehr als drei Viertel des Bildungsbudgets entfielen 2008/2009 auf formale Bildungseinrichtungen
Mit 119,1 Mrd. Euro entfielen mehr als drei Viertel des Bildungsbudgets in Höhe von 153,9 Mrd. Euro im Jahr 2008 auf die Ausgaben für formale Bildungseinrichtungen (Kindergärten, Schulen,Berufsbildung, Hochschulen), rund 5 Mrd. Euro mehr als im Vorjahr (2007: 114,2 Mrd. Euro). … Für die Finanzierung des Lebensunterhalts von Bildungsteilnehmern/-innen in formalen Bildungsgängen stellten die öffentlichen Haushalte 2008 11,7 Mrd. Euro zur Verfügung (BAföG, Kindergeld für volljährige Bildungsteilnehmer/-innen). Für non-formale Angebote wie die betriebliche Weiterbildung, die Lehrerfortbildung und die sonstige Weiterbildung sowie für Horte, Krippen, Jugendarbeit und dergleichen wurden 2008 17,6 Mrd. Euro (2009: 19,7 Mrd. Euro) ausgegeben.

Rund vier Fünftel (121,5 Mrd. Euro) des Bildungsbudgets wurden in Deutschland durch die öffentliche Hand finanziert
Gemessen mit dem Bildungsbudget wurden in Deutschland 2008 rund vier Fünftel der Bildungsausgaben durch die öffentliche Hand finanziert. Die Mittel für das verbleibende Fünftel stammten von den Privathaushalten, Organisationen ohne Erwerbszweck, Unternehmen sowie dem Ausland. Auf der Ebene der Bildungsbereiche zeigt sich, dass vor allem der Schul- und Hochschulbereich durch ein öffentlich finanziertes Bildungsangebot geprägt ist. Im Elementarbereich, der dualen Ausbildung und der Weiterbildung sind die privaten Haushalte, Unternehmen sowie Organisationen ohne Erwerbszweck traditionell stärker an der Finanzierung beteiligt. Die Bildungsausgaben der Unternehmen gehen jedoch als Aufwand in die Gewinn- und Verlustrechnung ein und werden daher zu einem erheblichen Teil über Steuerminderungen refinanziert. Bei Berücksichtigung dieser steuerlichen Effekte würde der tatsächliche Anteil der Unternehmen geringer ausfallen und der öffentliche Anteil zunehmen. …

Anstieg des Anteils der öffentlichen Bildungsausgaben am BIP auf 4,1 %
Der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war in den Jahren 2006 bis 2008 nahezu konstant. Bund, Länder und Gemeinden stellten 2008 dem Bildungsbereich Mittel in Höhe von 3,8 % des BIP zur Verfügung. 1995 waren es in Abgrenzung der Finanzstatistik hingegen 4,1 %. Der Rückgang des BIP infolge der Weltfinanzkrise und die antizyklische Ausgabenpolitik im Bildungsbereich haben 2009 zu einem Anstieg des Anteils am BIP auf 4,1 % geführt. Die für 2010 und 2011 veranschlagten Steigerungen der Bildungsausgaben lassen erwarten, dass der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben am BIP trotz Wirtschaftswachstums weiterhin bei 4,1 % bleibt. …

Mehr als die Hälfte der Bildungsausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden wurden für Schulen aufgewendet
Bund, Länder und Gemeinden haben 2008 nach dem Grundmittelkonzept der Finanzstatistik insgesamt 93,7 Mrd. Euro für Bildung aufgewendet. Davon entfielen 12,5 Mrd. Euro auf die Kindertageseinrichtungen, 52,8 Mrd. Euro auf die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, 20,2 Mrd. Euro auf die Hochschulen, 4,4 Mrd. Euro auf die Förderung von Schülern/-innen und Studierenden, 2,1 Mrd. Euro auf das sonstige Bildungswesen und 1,8 Mrd. Euro auf die Jugend- und Jugendverbandsarbeit. …

Bildungsausgaben je Schüler/-in in den Flächenländern Ost höher als in den Flächenländern West
Von 1995 bis 2008 sind die öffentlichen Schulausgaben im früheren Bundesgebiet gestiegen. Im gleichen Zeitraum sind die öffentlichen Ausgaben für Schulen in den Flächenländern Ost und Berlin dagegen zurückgegangen. Im Verhältnis zum demografisch bedingten Rückgang der Schülerzahlen sind die Schulausgaben unterproportional reduziert worden. Daher sind die Ausgaben je Schüler/-in an den öffentlichen Schulen in den Flächenländern Ost von 3 700 Euro in 1995 auf 5 500 Euro in 2008 gestiegen. In den Flächenländern West lagen sie im Jahr 2008 mit 4 900 Euro über dem Wert von 1995 (4 300 Euro). In den Stadtstaaten stiegen im gleichen Zeitraum die Ausgaben je Schüler/-in von 5 300 Euro auf 6 000 Euro. …

Ausgaben je Bildungsteilnehmer/-in im allgemeinbildenden Schulbereich unterhalb, in beruflichen Bildungsprogrammen über OECD-Durchschnitt
Zwischen den Bildungsbereichen bestanden deutliche Unterschiede. Im Schulbereich waren die Ausgaben je Schüler/-in im Primarbereich (5 900 US-Dollar) und im Sekundarbereich I (7 500 US-Dollar) in Deutschland niedriger als der OECD-Durchschnitt (7 200 US-Dollar bzw. 8 500 US-Dollar). Im Sekundarbereich II lagen sie mit 10 600 US-Dollar über dem OECD-Durchschnitt (9 400 US-Dollar). Dies ist in erster Linie auf die hohen Ausgaben der Betriebe im Rahmen des Dualen Systems zurückzuführen. Im Tertiärbereich lagen die Ausgaben je Studierenden 2008 in Deutschland mit 15 400 US-Dollar deutlich über dem OECD-Durchschnitt (13 700 US-Dollar), da die deutschen Hochschulen relativ forschungsintensiv sind. Auch wenn die Ausgaben für Forschung und Entwicklung herausgerechnet werden, liegen die Ausgaben je Studierenden mit 9 500 US-Dollar (ISCED 5A/6) immer noch über dem OECD-Durchschnitt von 9 300 US-Dollar.

Anteil der Bildungsausgaben am BIP in Deutschland deutlich niedriger als in anderen OECD-Staaten
Nach der nationalen Abgrenzung des Bildungsbudgets wurden im Jahr 2008 in Deutschland 6,2 % des BIP für Aus- und Weiterbildung aufgewendet. Internationale Vergleiche beziehen sich in der Regel auf die Ausgaben für formale Bildungseinrichtungen (Kindergärten, Schulen, berufliche Ausbildung, Hochschulen). In internationaler Abgrenzung (OECD) wurden in Deutschland 2008 4,8 % des BIP für öffentliche und private Bildungseinrichtungen verwendet. Gemessen an der Wirtschaftskraft waren die Ausgaben in Deutschland deutlich niedriger als im OECD-Durchschnitt (5,9 %). Während im Vergleich zu 1995 andere vergleichbare OECD-Staaten ihre Bildungsausgaben in Relation zum BIP zum Teil kräftig gesteigert haben, ging der BIP-Anteil in Deutschland von 5,1 % auf 4,8 % zurück. Dies trifft aber auch für andere Industriestaaten wie Österreich, Frankreich oder Spanien zu. Dagegen haben beispielsweise Dänemark, Schweden, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten die Ausgaben für Bildungseinrichtungen im Verhältnis zur wirtschaftlichen Leistung gesteigert. … „

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Quelle: Statistisches Bundesamt; BMBF

Dokumente: Bildungsfinanzbericht2011.pdf

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