Die Ausbildungslage für junge Menschen: Mismatch und weniger ausbildungswillige Betriebe

Ausbildungsbilanz – Die Entwicklungen 2014 im Überblick
„(…) Die Bilanz des deutschen Ausbildungsmarktes hat sich im Jahr 2014 aus Sicht der nachfragenden Jugendlichen gegenüber dem Vorjahr (…) leicht verbessert. Zugleich haben sich Passungsprobleme von betrieblichen Ausbildungsplatzangeboten und der Bewerbernachfrage in bestimmten Regionen und Berufsbereichen verstärkt: ## Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ging mit 522.232 um -1,4 % zurück. Dabei sank die Zahl der betrieblichen Ausbildungsverträge in geringerem Umfang (-1,1 % auf 502.091), die Zahl der außerbetrieblichen Ausbildungsverträge deutlich stärker (-7,1 % auf 20.141). Der leichte Rückgang an betrieblichen Ausbildungsverträgen ist vor dem Hintergrund sinkender Zahlen an Schulabgängerinnen und Schulabgängern, zunehmender Stellenbesetzungsprobleme der Betriebe und einer gestiegenen Studierneigung zu sehen.
## Zugleich erreichte die Zahl der gemeldeten unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen mit 37.101 (+10,0 %) im langjährigen Vergleich einen neuen Höchststand.
– Die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber ging gegenüber dem Vorjahr auf 20.872 (-0,8 %) zurück. Noch stärker ist der Rückgang von Bewerberinnen und Bewerbern, die eine Alternative zur Ausbildung begonnen haben, aber weiterhin nach einer Ausbildungsstelle suchen (Rückgang von -3,5 % auf 60.316).
## Die Angebots-Nachfrage-Relation hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert (2013: 102,3; 2014: 103,0). Gleiches gilt für die erweiterte Angebots-Nachfrage-Relation, die die Bewerberinnen und Bewerber mit Alternative zur dualen Ausbildung einbezieht (2013: 91,9; 2014: 92,0).
## Die Ausbildungsbetriebsquote ist dagegen mit -0,5 Prozentpunkten erneut leicht rückläufig (2013: 20,7; 2012: 21,2). Zu beachten ist hierbei, dass nicht alle Betriebe ausbildungsberechtigt sind. Werden nur die ausbildungsberechtigten Betriebe betrachtet, liegt die Quote ausbildungsaktiver Betriebe deutlich höher (…). Der Rückgang der Ausbildungsbetriebsquote ist fast ausschließlich auf Verluste im kleinstbetrieblichen Bereich (1-9 Beschäftigte) zurückzuführen. Hier sank die Zahl der Ausbildungsbetriebe um -4,3 %. Dagegen stieg die Zahl der Ausbildungsbetriebe bei den mittleren Betrieben ebenso (+0,8 %) wie bei den Großbetrieben (+0,6 %) im Jahr 2014 an. (…)
## Zwischen 2005 und 2014 ist es gelungen, die Zahlen der Anfängerinnen und Anfänger im Übergangsbereich um mehr als 160.000 zu verringern. Im Jahr 2014 setzte sich dieser Rückgang nicht fort, die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger betrug 256.110 und stieg damit gegenüber dem Jahr 2013 marginal an (+709 bzw. +0,3 %). Nach wie vor besteht für diese und weitere Zielgruppen Handlungsbedarf. (…)
## Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit bleiben überdurchschnittlich häufig ohne Berufsabschluss. Im Jahr 2013 lag die Ausbildungsanfängerquote junger Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit mit 32,1 Prozent deutlich unter der der Auszubildenden mit deutschem Pass (57 Prozent)
Der Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen hat mehrere Ursachen. Er ist zurückzuführen auf die demografische Entwicklung, eine gestiegene Studierneigung, aber auch auf die zunehmenden Schwierigkeiten der Unternehmen, offene Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Zahl der gemeldeten unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen erreichte mit 37.100 im langjährigen Vergleich einen neuen Höchststand. Dem standen 20.900 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber gegenüber. Das liegt auch daran, dass Jugendliche nicht immer die richtigen Vorstellungen über bestimmte Berufe haben und dass Betriebe neu über die Attraktivität ihrer Ausbildung nachdenken müssen.

Ausbildungs- und Passungsprobleme
„Kleine und kleinste Betriebe – insbesondere aus dem Handwerk – stehen bereits seit einigen Jahren vor dem Problem, dass sie ihre angebotenen Ausbildungsstellen häufig nicht mehr besetzen können. Jetzt zeigt sich, dass sich auch bei Mittel- und Großbetrieben erste Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage abzeichnen (…). Trotzdem reagieren bislang nur wenige Betriebe mit veränderten Rekrutierungsstrategien auf diese Entwicklung. Notwendig ist vor allem eine gezieltere Ansprache möglicher Ausbildungsinteressierter sowie spezieller Bewerbergruppen, um deren Potenziale besser zu erschließen. Gerade die Öffnung der dualen Berufsausbildung für Bewerbergruppen, die beispielsweise aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer schulischen Vorbildung bisher deutlich geringere Chancen auf dem Ausbildungsstellenmarkt haben, ist dringend geboten, um den sich abzeichnenden Fachkräftemangel zu verringern. (…)

Durch die demografische Entwicklung wird nicht nur die Gruppe der Erwerbsfähigen in Deutschland kleiner. Infolge der anhaltenden Bildungsexpansion wird künftig auch ein steigender Anteil über einen akademischen Bildungsabschluss verfügen. Denn während im Jahr 1992 nur 30 % der Schulabgänger/-innen die allgemein bildende oder berufliche Schule mit einer Studienberechtigung verließen, ist der Anteil der Studienberechtigten an der gleichaltrigen Bevölkerung im Jahr 2013 auf fast 60 % gestiegen. Dies wird – (…) – die Qualifikations- und Berufsstruktur der erwerbsfähigen Bevölkerung nachhaltig verschieben.

Diese Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahren bereits in zunehmenden Passungsproblemen zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar gemacht, die sich auf dem Arbeitsmarkt fortsetzen werden. So blieben trotz eines Rückgangs der Bewerberzahlen im vergangenen Jahr rund 37.000 angebotene Ausbildungsplätze unbesetzt – ein neuer Höchststand. Hier wäre es zum Beispiel angebracht, die Potenziale junger Menschen ohne Schulabschluss besser zu erschließen. Denn von den rund 14,8 Millionen jungen Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren hatten im Jahr 2011 – aktuellere Daten liegen nicht vor – etwa 470.000 keinen Schulabschluss. Von diesen erlangten rund 87 % auch keinen beruflichen Abschluss. Lediglich rund 60.000 erreichten einen beruflichen Abschluss oder befanden sich noch in einer Ausbildung. Von denjenigen, die weder einen schulischen noch einen beruflichen Abschluss erzielten, waren nur knapp 47 % erwerbstätig. (…)“

Link: http://www.bmbf.de/de/berufsbildungsbericht.php

Link: http://www.bibb.de/datenreport2015

Quelle: BMBF; BIBB

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