Bedarf nach Demokratiebildung an Schulen

Mit dem Schulbarometer blickt die Robert Bosch Stiftung jährlich auf die Situation von Lehrkräften in allen Schulformen. Sie analysiert im Jahr 2025 unter anderem die Belastungssituation an Schulen, die Perspektive auf digitale Entwicklungen oder die Einstellung zur Inklusion. Für die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit ist im aktuellen Barometer die Sicht auf Demokratiebildung sowie Partizipation interessant.

Laut Schulbarometer wünscht sich mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Lehrkräfte mehr Demokratiebildung. Differenziert wird nach Schulformen, an Haupt-, Real- und Gesamtschulen ist dieser Wunsch mit 63 % besonders verbreitet. An Förderschulen (64 %) sowie an beruflichen Schulen (66 %) ist der Wert noch höher. Zusätzlich zur Aufschlüsselung nach Schulformen wurden die Antworten zudem in Ost und West differenziert. In Ostdeutschland sind lediglich 45 Prozent der Ansicht, es müsse mehr Demokratiebildung geben. Im Westen sind es 55 Prozent. Im Barometer heißt es: „Bei differenzierter Betrachtung der einzelnen Gründe zeigen sich […] systematische Unterschiede zwischen Ost und West: In ostdeutschen Bundesländern werden von den befragten Lehrkräften deutlich häufiger ein fehlendes Interesse im Kollegium (38 %) sowie verstärkt Angst vor Konfliktsituationen unter den Schüler:innen (29 %) wahrgenommen. In westdeutschen Bundesländern wird hingegen häufiger als im Osten fehlendes Material genannt (35 % gegenüber 20 %)“.

Lehrkräfte sehen wenig Raum für Partizipation

Demokratiebildung steht im Kontext der Beteiligungsmöglichkeiten an Schulen. Die Lehrkräfte sehen laut Barometer wenig Raum für Mitwirkung. Für die Schule insgesamt sehen 11 % gar keine, 46 % nur geringe Potenziale zur Mitwirkung. Bei Schulkonferenzen sehen 21 % gar keine und 20 Prozent geringe Möglichkeiten, bei der Selbstevaluation der Schule 35 % gar keine und 36 % geringe Möglichkeiten, bei der Teilnahme an Fachkonferenzen 50 % gar keine und 20 Prozent geringe Möglichkeiten. Für den Unterricht sehen die Lehrkräfte ebenso wenig Optionen zur Mitwirkung. Die Auswahl der Unterrichtsmaterialien, das Aufstellen von Beurteilungskriterien oder die Mitwirkung an Entscheidungen über Lerninhalte sehen lediglich ein Prozent der Lehrkräfte in großem Maß zur Mitwirkung geeignet. Bei der Planung von Unterrichtsaktivitäten sehen etwa ein Drittel Möglichkeiten (4 % in großen, 31 % in mittlerem Maße). Einzig beim Aufstellen der Klassenregeln sehen 86 Prozent der Lehrkräfte Mitwirkungspotenzial. Die Bilanz im Schulbarometer: „Partizipation beschränkt sich vor allem auf die Gestaltung von Klassenregeln und auf formale Strukturen wie Konferenzen, in denen Schüler*innen ohnehin beteiligt werden müssen“.

Respekt Coaches gestalten Demokratiebildung

Für die Jugendsozialarbeit an Schulen/Schulsozialarbeit ist das eine Herausforderung. Demokratiebildung in einem partizipationskritischen Umfeld benötigt langen Atem. Die BAG KJS bietet seit mehr als sieben Jahren gemeinsam mit anderen Trägerorganisationen das Programm Respekt Coaches. Die spezialisierten Sozialarbeiter*innen wirken präventiv mit ihren Angeboten an Schulen. Sie schaffen Räume und Möglichkeiten, demokratisches Miteinander zu erleben und zu erfahren. Sie thematisieren Phänomene, die Demokratie gefährden, etwa Rassismus, Antisemitismus und Hassrede im Netz. Aus Sicht der BAG KJS ist ein Programm wie Respekt Coaches ein wirksames Angebot an Schulen für den offensichtlichen Bedarf nach Demokratiebildung. Was dringend notwendig ist, sind entsprechende Fortbildungen für Lehrkräfte. Die Respekt Coaches melden diesen Bedarf schon seit Jahren zurück.

Text: Michael Scholl

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