Auszubildende: Vergütung steigt, kann aber Reallohnverluste nicht ausgleichen

Das Bundesinstitut für Berufsausbildung (BIBB) hat neue Zahlen zu den Brutto Ausbildungsvergütungen im Jahr 2022 veröffentlicht. Demnach verdienten Auszubildende in Deutschland im Durchschnitt über Sparten und Ausbildungsjahrgänge hinweg mehr als 1.000 Euro brutto im Monat. Im Vergleich zum Vorjahr seien die tariflichen Ausbildungsvergütungen im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr im bundesweiten Durchschnitt um 4,2 Prozent gestiegen. Für Auszubildende in Westdeutschland ergab sich der Erhebung zufolge mit 1.029 Euro ein leicht höherer Durchschnittswert als für ostdeutsche Azubis mit 1.012 Euro. Aufgrund der hohen Inflation mussten die Auszubildenden trotz des Anstiegs Reallohnverluste hinnehmen. Ob es gelinge, diese zumindest teilweise auszugleichen, müssten die anstehenden Tarifverhandlungen zeigen, so die Forscher*innen des BIBB. Zum Teil werde mit dem Mittel von Sonderzahlungen gearbeitet, die aber nur kurzfristig Erleichterung brächten. 

Insgesamt erhielten rund 60 Prozent der Azubis Vergütungen von mehr als 1.000 Euro. Im Ausbildungsbereich öffentlicher Dienst traf dies auf alle Auszubildenden zu, in Industrie und Handel auf etwa drei Viertel der Auszubildenden, im Handwerk und den freien Berufen allerdings auf weniger als 30 Prozent. Im Handwerk lag der Anteil der Auszubildenden mit tariflichen Ausbildungsvergütungen unterhalb von 850 Euro mit 38 Prozent besonders hoch. Nicht alle Auszubildenden arbeiten in tarifgebundenen Betrieben. Daher profitieren von dem Anstieg in 2022 auch nicht alle Azubis. 

Wie drastisch die Inflation junge Menschen auf ihrem Weg in die Selbständigkeit einschränkt zeigt die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) im Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2022“. Nach neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts können für das letzte Jahr insgesamt 7,9 % Preissteigerungen angenommen werden. Ein durchschnittliches Zimmer in einer Wohngemeinschaft kostete im letzten Jahr 435,- Euro Miete. Bei einem Anstieg der Nahrungsmittelpreise um durchschnittlich 18,7 % und Drogerieartikeln zwischen 15 und 32 % bleibt da weder von der Erhöhung des Azubi-Gehalts noch vom Gehalt an sich etwas übrig, wohnt man nicht noch im Elternhaus. 

Quelle: BIBB; BAG KJS 

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