Schulnoten, Arbeits- und Sozialverhalten sind entscheidende Auswahlkriterien

Welche Anforderungen stellen Betriebe an zukünftige Auszubildende mit mittlerem Schulabschluss?
Paula Protsch, Christian Gerhards und Sabine Mohr haben die Ergebnisse der Betriebsbefragung in einem BIBB-Report Beitrag zusammengefasst. Die Analyse der betrieblichen Präferenzen in Bezug auf diese am häufigsten eingestellte Schulabsolventengruppe zeigt: Schulnoten, Bewertungen des Sozialverhaltens und unentschuldigte Fehltage beeinflussen die Bewerberbewertung unabhängig von der Rekrutierungssituation.

Auszüge aus dem BIBB-Report 2/2017:
„(…) Probleme bei der Besetzung von dualen Ausbildungsplätzen können betrieblich bedingt sein, sie haben jedoch auch eine regionale und berufliche Dimension. Letztere ist Ausdruck dessen, dass sich die Berufswünsche der Jugendlichen häufig auf eine kleinere Auswahl an als attraktiv wahrgenommenen Ausbildungsberufen konzentrieren. (…) Die Rekrutierungsschwierigkeiten können jedoch auch darin begründet liegen, dass die betrieblichen Anforderungen an zukünftige Auszubildende nicht mit den Eigenschaften der Jugendlichen übereinstimmen, die sich für eine Ausbildung in ihrem Betrieb im entsprechenden Ausbildungsberuf interessieren. Wenn Betriebe nicht bereit sind, von diesen Anforderungen abzuweichen, bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt und Jugendliche ohne Ausbildungsplatz. Wenig betriebliche Spielräume scheint es zu geben, die Anforderungen hinsichtlich des Schulabschlussniveaus zu senken.

Vor diesem Hintergrund wurde mit der Vignettenstudie untersucht, wie Ausbildungsbetriebe fiktive Bewerber/-innen mit mittlerem Schulabschluss (die am häufigsten nachgefragte und eingestellte Gruppe), bewerten und wie diese Bewertung mit der regional-beruflichen und betriebsspezifischen Rekrutierungssituation zusammenhängt. Es zeigt sich, dass Schulnoten als kognitive Leistungsmerkmale und Verhaltensbewertungen sowie unentschuldigte Fehlzeiten als nichtkognitive schulische Leistungsmerkmale entscheidend die Bewerberbewertung beeinflussen – unabhängig von der regional-beruflichen und betriebsspezifischen Rekrutierungssituation. Mit anderen Worten: Ein guter oder weniger guter Notendurchschnitt, die Zahl der unentschuldigten Fehltage und das Sozialverhalten in der Schule sind auch für Betriebe mit Besetzungsproblemen oder einer für sie ungünstigen regional-beruflichen Angebots-Nachfrage-Relation wichtige Auswahlkriterien.

Allerdings schätzen Betriebe in regional-beruflichen Clustern mit einem Bewerberüberhang und solche ohne betriebsspezifische Besetzungsprobleme es insgesamt als weniger wahrscheinlich ein, dass die vorgestellten Bewerber/-innen zum nächsten Auswahlschritt eingeladen werden, als Betriebe in schwierigeren Rekrutierungssituationen. Demnach verhalten sich die betrieblichen Anforderungen relativ zu Angebot und Nachfrage, auch wenn sie weiterhin zur differenzierenden Bewertung der Bewerber/-innen herangezogen werden.

Demnach haben Jugendliche und junge Erwachsene mit mittlerem Schulabschluss, gleichem Notendurchschnitt und gleichen Bewertungen des Sozialverhaltens sowie gleicher Anzahl unentschuldigter Fehltage unterschiedliche Chancen, zu einem weiteren Schritt in den betrieblichen Auswahlverfahren eingeladen zu werden, je nachdem in welcher Region sie leben und für welchen Ausbildungsberuf sie sich interessieren.

Wer geringere Chancen hat, sich in einem Vorstellungsgespräch oder Einstellungstest zu präsentieren, hat in der Regel auch weniger Chancen auf einen Ausbildungsplatz. (…)“

Den Beitrag in vollem Textumfang inklusiv der methodischen Erläuterungen lesen Sie über aufgeführtem Link.

Link: https://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/show/8480

Quelle: BIBB

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