Mobilitätsforscher*innen der Fachhochschule Erfurt belegen durch eine Studie, dass das 9-Euro-Ticket den Zugang zum Verkehrssystem und damit die Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe von Menschen mit geringen Einkommen wesentlich verbessert hat. Das Ticket ermöglichte für die Studienteilnehmer*innen vermehrte Sozialkontakte, mehr Aktivitäten außer Haus und eine verbesserte Erreichbarkeit von Angeboten der Daseinsvorsorge, wozu auch Termine bei Fachärzten zählten. Insgesamt führte das 9-Euro-Ticket zu mehr Lebensqualität für einkommensschwache Menschen.
Zentrale Aussagen der 9-Euro-Ticket- Studie
- Für viele Befragte ermöglichte das Ticket einen Zugang zu Mobilitätsangeboten, die sie vorher nicht oder nur sehr eingeschränkt nutzen konnten.
- Ein Großteil der Befragten war während des Ticketbesitzes häufiger unterwegs als sonst. Dieser Effekt zeigte sich insbesondere in den unteren Einkommensschichten (unter 1.250 Euro netto im Monat).
- In der Summe führte der verbesserte Zugang zu Mobilität auch zu besseren Möglichkeiten der sozialen Teilhabe.
Nach einer schriftlichen Haushaltsbefragung in sechs ausgewählten Erfurter Stadtteilen im August 2022 werteten Forscher*innen der Fachhochschule Erfurt insgesamt 1.157 Fragebögen aus. Für Studienleiterin Dr. Claudia Hille (Institut Verkehr und Raum der FH Erfurt) offenbart die Studie einen gesellschaftlichen Missstand. Wenn der Fahrschein zu Fachärzt*innen ein unüberwindbares Hindernis sei oder Menschen einsam seien, weil die Pflege von persönlichen Kontakten sich am Ticketpreis entscheide, dann sei die Diskussion um ein Nachfolgeticket auch eine Frage, wie gerecht wir unser Verkehrssystem gestalten wollen.
Die vollständige Studie, die von Dr. Claudia Hille und Prof. Dr. Matthias Gather, Professor für Verkehrspolitik und Raumplanung, verfasst wurde, gibt es kostenfrei zum Download.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft