Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. hat heute den Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2022“ vorgestellt. Die Ergebnisse sind deutlich: Jugendarmut beschneidet die Entwicklungs- und Teilhabechancen junger Menschen erheblich und oft dauerhaft. Rund ein Viertel aller Armutsgefährdeten in Deutschland ist jünger als 25 Jahre. Die Krisen der letzten Monate haben diesen Zustand noch verschärft.
Die Corona-Krise und die Preisspirale verstärken die Problemlagen nicht nur bei Digitaler Teilhabe und Bildung. „68 % der jungen Menschen sorgen sich angesichts der aktuellen Entwicklungen, mit ihren Familien in Armut leben zu müssen, sich Wohnen und die Lebenshaltungskosten nicht mehr leisten zu können,“ erläutert Dr. Stefan Ottersbach, Vorstandvorsitzender der BAG KJS. „Dass 25 % der Jugendlichen in Deutschland von Armut betroffen sind, kann uns nicht kalt lassen. Es ist eigentlich ein Skandal, dass das nicht stärker im öffentlichen Bewusstsein verankert ist, gerade weil sich Armut auf alle Lebensbereiche auswirkt!“ betont Ottersbach.
Jugendliche und junge Menschen, die von Armut betroffen sind, sind dies vor allem durch ihr Elternhaus, dessen Haushalts-Nettoeinkommen und/oder wegen ihres Bildungsstands. Die Startchancen in ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben sind deutlich schlechter als bei finanziell besser abgesicherten jungen Menschen.
Digitale Armut
Homeschooling ist gut, wenn man geeignete digitale Zugangsgeräte und einen zuverlässigen Internetzugang hat. Von Armut betroffene Jugendliche verfügen oft weder über das eine noch das andere. Dabei wird Bildung immer digitaler, was diejenigen ausschließt, die sich weniger oder keinen digitalen Zugang erlauben können. Schon jetzt besitzen Schüler*innen in der neunten Klasse, deren Eltern erwerbslos sind, signifikant niedrigere digitale Kompetenzen. Gleichzeitig nehmen zahlungspflichtige Dienstleistungen im Internet (Paywalls, Pay2Win) zu und schließen in der Folge weniger zahlungskräftige Jugendliche aus.
(Aus)Bildung in Krisenzeiten
Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen sind häufig lokal unterschiedlich verteilt. Wie soll man aber in einem entfernten Ort eine Ausbildung beginnen, wenn man sich dort die Miete gar nicht leisten kann? So starten armutsbetroffene Jugendliche von den hinteren Plätzen ins Berufsleben.
Über den Monitor „Jugendarmut in Deutschland“
Der Monitor Jugendarmut bietet einen grafisch aufbereiteten Überblick über aktuelle Statistiken und Studien, die sich mit den Lebensverhältnissen junger Menschen zwischen 14 und 27 Jahren befassen. Die BAG KJS möchte damit auf die ganz besondere Situation junger armutsbetroffener Menschen aufmerksam machen – und auf ihr Recht, ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Der aktuelle Monitor beleuchtet die Auswirkungen der Inflation, die Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen, den Wohnungsmarkt, die mangelnde soziale Teilhabe sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Perspektiven benachteiligter Jugendlicher.
Über die BAG KJS
Die BAG KJS vertritt die Interessen junger Menschen in Kirche, Staat, Politik, Wirtschaft und Verbänden. Zentrales Thema ist die gerechte Teilhabe für alle jungen Menschen und die Bekämpfung von Jugendarmut. Dies schließt emotionale, soziale und kulturelle Armut ausdrücklich mit ein. Daher fordert die BAG KJS nicht nur eine Ausbildungsgarantie, sondern eine Kinder- und Jugendgrundsicherung, die allen jungen Menschen „Jugend ermöglicht“ und ihnen einen guten Weg in das Erwachsenenleben ebnet
Quelle: BAG KJS