Rund eine Million Arbeitslose mit Hartz-IV-Bezug weniger als vor zehn Jahren. Aber eine konstant hohe Zahl hilfebedürftiger Menschen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Trotz Mindeslohn müssen immer n och viele Erwerbstätige mit Hartz IV-Leistungen aufstocken.
Um rund eine Million Personen – von knapp 2,6 auf fast 1,6 Millionen – sank in den letzten Jahren die Zahl der erwerbslosen Personen, die Arbeitslosengeld II erhielten. DIW Arbeitsmarktforscher Karl Brenke betont: „Obwohl ein großer Teil der arbeitslosen Hartz-IV-Bezieher, inzwischen fast zwei Drittel, keine abgeschlossene Berufsausbildung hat, haben wegen der guten konjunkturellen Lage viele eine Beschäftigung gefunden“. In den vergangenen Jahren seien zahlreiche gering qualifizierte Jobs entstanden, wovon die Hartz-IV-Arbeitslosen profitieren konnten.
Hilfebedürftigkeit unverändert hoch
Während die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auch Geringqulaifizierten vermehrt Chancen einräumte, ist jedoch die Zahl der sogenannten Aufstocker, also der Erwerbstätigen, die trotz des 2015 eingeführten Mindestlohns nicht ohne Hartz-IV-Leistungen über die Runden kommen, kaum gesunken. In der Gruppe der abhängig Beschäftigten müssen heute sogar mehr Personen als vor Einführung des Mindestlohns ihren Verdienst aufstocken.
Auch die Zuwanderung Asylsuchender hat dazu beigetragen, dass die Zahl der Hilfebedürftigen insgesamt zuletzt nicht weiter gesunken ist. Auch nach einer Anerkennung stehen die Geflüchteten dem Arbeitsmarkt oftmals nicht direktz zur Verfügung und beziehen zumindest vorübergehend Hartz IV. Das ist beispielsweise der Fall während sie Sprachkurse belegen. Im vergangenen Jahr war fast ein Viertel aller ausländischen Staatsangehörigen im Sinne des zweiten Sozialgesetzbuches hilfebedürftig. In diesem Zusammenhang hat auch die Zahl der bedürftigen Kinder zugenommen.
Hartz IV abschaffen – Ist das die Lösung?
In der politischen Debatte wird immer wieder gefordert, Hartz IV abzuschaffen. Aus Sicht von Studienautor Brenke sind überzeugende Alternativen zu Hartz IV, die umfassend und zugleich finanzierbar wären, aber nicht in Sicht. Hartz IV durch eine öffentliche Förderung der Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen zu ersetzen griffe zu kurz, denn die Arbeitslosen sind ja unter den Hilfebedürftigen aktuell die Minderheit.
Die Studienergebnisse wurden im DIW Wochenbericht 34/2018 veröffentlicht.
Quelle: DIW