Jugendwohnen bietet jungen Menschen weit mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Es verbindet sicheren, bezahlbaren Wohnraum mit sozialpädagogischer Begleitung und erleichtert so die berufliche Qualifizierung und soziale Integration. Die aktuelle Expertise „Jugendwohnen: ein Schlüssel zur Qualifizierung der Berufsbildung, zur Förderung von Mobilität und zur Unterstützung von jungen Menschen im Übergang in Ausbildung und Beruf“, erstellt vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH (ism), zeigt die Potenziale und benötigten Rahmenbedingungen des Jugendwohnens. Dabei geht diese über eine reine Bestandsaufnahme hinaus, indem sie eine Argumentations- und Handlungsgrundlage für zukünftige Entscheidungen bietet. Das ism analysiert und begleitet seit vielen Jahren wissenschaftlich die Entwicklungen im Jugendwohnen.
In Auftrag gegeben wurde diese Expertise vom Verein Katholische Jungarbeiter-Heimstatt Nikolaus-Groß-Haus e. V aus Köln. Der Verein engagiert sich seit über 75 Jahren im Bereich des Jugendwohnens und bietet in zwei Jugendwohnheimen jungen Menschen aus dem In- und Ausland einen Ort, an dem sie sich während Ausbildung oder Schulbesuch zuhause fühlen können. Hier erhalten sie nicht nur Verpflegung und ein Bett, sondern erfahren vor allem Gemeinschaft, Orientierung und intensive Förderung. „Unsere Erfahrungen zeigen täglich, wie Jugendwohnen Leben verändert: Viele der ehemaligen Bewohner*innen haben dank dieser Unterstützung ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und ihren Platz in Beruf und Gesellschaft gefunden“. Dieses ganzheitliche Angebot fördert die Mobilität junger Menschen, indem Auszubildende Ausbildungsplätze auch fern der Heimat annehmen können. Gleichzeitig werden Ausbildungsabbrüche verhindert, weil die Jugendlichen in einer stabilen Gemeinschaft leben und individuell betreut werden. Jugendwohnen ist damit mehr als eine Unterkunft – es ist ein Ort der Chancen, an dem aus jungen Menschen die engagierten Fachkräfte von morgen werden.
Die Mitglieder des gemeinnützigen Trägervereins haben in Ihrer Mitgliederversammlung im Jahr 2024 entschieden, dass der Vorstand eine Expertise in Auftrag geben soll. Diese sollte nicht nur den Ist-Zustand analysieren, sondern zudem eine Argumentations- und Handlungsgrundlage für die weitere Arbeit, die Gespräche mit Partnern und die kommenden Investitionsentscheidungen schaffen. Die nun vorliegende Expertise berücksichtigt neben den Ergebnissen des breit angelegten Forschungsprojekts von 2012 zum Handlungsfeld Jugendwohnen (“leben, lernen, Chancen nutzen”) weitere aktuelle Studien, insbesondere eine Studie des Verbandes der Kolpinghäuser (2024) und eine Bestandsaufnahme zum Jugendwohnen im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit (2022).
Das Ergebnis ist ein kenntnisreicher, differenzierter und zugleich motivierender Text, der das Anliegen der Jugendsozialarbeit und des Jugendwohnens auf den Punkt bringt und in die Zukunft weist. Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen, um die Rahmenbedingungen zu schaffen und zu verbessern, damit junge Menschen von dem Angebot des Jugendwohnens profitieren – und so einen entscheidenden Beitrag zur Fachkräftesicherung und sozialen Integration leisten zu können.
Autor: Stefan Müller (kaufmännischer Leiter des Vereins Katholische Jungarbeiter-Heimstatt Nikolaus-Groß-Haus e. V.)