Hochschultage Berufliche Bildung 2025 liefern Impulse für die Jugendsozialarbeit

Die 23. Hochschultage Berufliche Bildung an der Universität Paderborn wählten das Motto: „Nachhaltig – Digital – Chancengerecht. Zukunftsszenarien von Arbeit, Bildung und Beruf“. Die Veranstaltung brachte Expert*innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis zusammen, um über die Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der beruflichen Bildung zu diskutieren. Ein Tagungsrückblick von Silke Starke-Uekermann, Referentin für Fachliches Controlling bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit, nennt Impulse für die Jugendsozialarbeit.

Vielfältige Formate für intensive Auseinandersetzung

Besprochen wurden in Workshops u. a. Ergebnisse aus zwei komplementären Forschungsprojekten: dem Projekt Berufsorientierung zwischen Schule und Arbeit (BoSA) der Universität Innsbruck, in dem vor allem informelle Lerngelegenheiten untersucht werden, sowie dem Projekt wissenschaftliche Begleitforschung für zusätzliche berufliche Orientierung an berufsbildenden Schulen (BO-BBS) der Universität Osnabrück, in dem Berufsorientierungsmaßnahmen an berufsbildenden Schulen erprobt und evaluiert wurden. Im Workshop „Berufsorientierung out of the Box“ standen kreative, erfahrungsorientierte Methoden im Vordergrund, die die Jugendlichen dazu ermutigen sollten, sich aktiv mit ihren Stärken, Interessen und beruflichen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Ziel war es, bekannte Pfade zu verlassen und die individuelle Lebenswelt der Jugendlichen stärker in den Prozess der Berufsorientierung einzubeziehen.

Diese Ansätze liefern auch wertvolle Impulse für die Jugendsozialarbeit. Sie zeigen auf, wie Berufsorientierung partizipativ und lebensweltorientiert gestaltet werden kann – insbesondere für Jugendliche, die sich mit klassischen Verfahren schwertun. Die Förderung von Selbstwirksamkeit und Perspektivenvielfalt stand bei dem vorgestellten Modellprojekt Beruflicher Orientierung im Vordergrund; Prinzipien, die auch die Jugendsozialarbeit in ihrer Arbeit mit jungen Menschen zu Grunde legt. Symposien gewährten einen tieferen Einblick in ausgewählte Themen aus verschiedenen Blickwinkeln. Das Symposium „Übergang in Ausbildung und Beruf – Vielfältige Reformansätze, stagnierende Implementierung?“ beleuchtete die Herausforderungen beim Übergang von der Schule in die Ausbildung und weiter in den Beruf. Unter der Leitung von Prof. em. Dr. Dieter Euler wurden die Kluft zwischen Theorie und Praxis sowie die mangelnde Verzahnung zwischen Schule, Jugendhilfe und Berufsbildung thematisiert.

Eine Debatte über „Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten: Subjekt-Curriculum-Disziplin-Institution“ fokussierte auf die inklusive Gestaltung beruflicher Bildung, die Anpassung von Curricula und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Schulen, Betrieben und sozialen Einrichtungen bzw. Freien Trägern. Um die Verankerung politischer Bildung als Querschnittsaufgabe in beruflichen Schulen ging es in einer gleichnamigen Veranstaltung. Diskussionsleitend war die These, dass politische Bildung – und damit auch Demokratiebildung – nicht nur im Politikunterricht stattfinden sollte, sondern in allen beruflichen Fächern. Dies stärke die politische Mündigkeit und die aktive gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen.

Fazit: Impulse für die Jugendsozialarbeit

Die Hochschultage Berufliche Bildung 2025 boten wertvolle Anknüpfungspunkte für die Jugendsozialarbeit. Die Diskussionen über Inklusion und das Politische in der Beruflichen Bildung oder über die Möglichkeit und benötigten Rahmenbedingungen der fächerübergreifenden Implementierung von Demokratiebildung an Beruflichen Schulen, bieten Schnittstellen zur Arbeit der Katholischen Jugendsozialarbeit.

Dass Berufsorientierung auch noch für junge Menschen an Beruflichen Schulen notwendig ist, um ihre Kompetenzen zu stärken und ihnen neue Wege der gesellschaftlichen Teilhabe zu eröffnen, wird durch Praxiserfahrungen der Jugendsozialarbeit und Schulsozialarbeit bestätigt. Die Verbesserung der Kooperation zwischen schulischen und außerschulischen Akteur*innen wurde als wichtiges Ziel in dem Workshop herausgestellt. Dieser Appell fordert gleichermaßen Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte der Jugendsozialarbeit heraus.

Die Hochschultage Berufliche Bildung 2025 haben gezeigt, dass berufliche Bildung, soziale Teilhabe und politische Bildung stärker miteinander verknüpft werden müssen. Für die Jugendsozialarbeit, insbesondere die Jugendberufshilfe oder Schulsozialarbeit ergeben sich daraus verschiedene Anregungen: Bestehende Konzepte der Berufsorientierung sollten kritisch reflektiert oder stärker auf die sich verändernde Arbeitswelt ausgerichtet sowie die Kooperationen mit Beruflichen Schulen und weiteren Akteur*innen aus diesem Kontext ausgebaut werden. Die Arbeit mit multiprofessionellen Teams in und an Schule erscheint an vielen Stellen noch ausbaufähig. Hier könnte die Jugendsozialarbeit ihre Rolle noch stärken.

 

Autorin: Silke Starke-Uekermann

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