Studien zum Wohlbefinden von Schüler*innen in Deutschland

Im November wurden das Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung und der Kindergesundheitsbericht der Stiftung Kindergesundheit veröffentlicht. Beide Studien zeigen: Bei der Verbesserung (mentaler) Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist im schulischen Kontext noch Luft nach oben.

Hohe psychische Belastungen und niedrige Lebensqualität

Für das aktuelle Schulbarometer wollte die Robert Bosch Stiftung von Schüler*innen zwischen 8 und 17 Jahren sowie deren Eltern wissen, wie es um das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen bestellt ist. Gefragt wurde ebenfalls, welche Sorgen sie haben, was sie von ihrer Schule und dem Unterricht halten und ob sie auf Hilfe wegen psychischer Schwierigkeiten zurückgegriffen haben.

Die Schüler*innen beunruhigen vor allem Kriege, das Klima sowie die eigenen schulischen Leistungen und persönlichen Zukunftsaussichten. Ansprechpartner*innen für die Eltern bei psychischen Problemen der Kinder sind die Klassenleitung, die Schulsozialarbeiter*innen und die Schulpsycholog*innen. Liegt ein sonderpädagogischer Förderbedarf vor, war der Bedarf nach psychologischer Unterstützung laut Eltern am höchsten. Ebenfalls großen Hilfebedarf erkannten Eltern mit geringem Einkommen. Diese Einschätzungen decken sich mit der Wahrnehmung der Kinder und Jugendlichen: 20 Prozent der befragten Schüler*innen schätzen sich demnach als psychisch belastet ein und 25 Prozent empfinden die eigene Lebensqualität als niedrig. Beides trifft besonders häufig auf Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf und diejenigen zu, deren Eltern von (finanziellen) Sorgen geplagt werden.

Schulpsychologische Betreuung in den meisten Bundesländern zu gering

Im Kindergesundheitsbericht werden sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit unter die Lupe genommen. Dabei geht es um Dauerthemen wie gesunde Schulverpflegung und Bewegungsmangel, aber auch um die Angebote der Schulsozialarbeit und aus dem schulpsychologischen Bereich.

Rund 40 Prozent der Befragten leiden unter psychosomatischen Beschwerden. Trotz dieser hohen Quote mangelt es in den meisten Bundesländern an passenden Ansprechpartner*innen für die Jugendlichen. Als adäquate Versorgung gelten laut der Kultusministerkonferenz 5.000 Schüler*innen pro schulpsychologischer Fachkraft. Tatsächlich schaffen dies nur sechs der 16 Bundesländern, bei den anderen wird der Betreuungsschlüssel nicht eingehalten.

Mental Health Coaches erfolgreich, aber dennoch vor dem Aus

Die Ergebnisse beider Studien machen deutlich, dass Schulsozialarbeit und spezielle Programm wie das der Mental Health Coaches notwendig sind. Gerade bei den Mental Health Coaches haben Jugendliche in Gruppenangeboten die Möglichkeit, offen darüber zu sprechen, was sie bewegt und erfahren, wie sie besser mit Belastungen umgehen können.

Im Kindergesundheitsbericht werden die Mental Health Coaches explizit genannt. Sie gehören zu einer Vielzahl von Akteur*innen, die sich im Umfeld Schule mit Gesundheit befassen. Die Stiftung Kindergesundheit fordert, die unterschiedlichen Expertisen und Rollen von allen Beteiligten stärker aufeinander abzustimmen, zu vernetzen und zu koordinieren, um Gesundheitsschutz und -förderung der Schüler*innen zu verbessern. Zusätzlich befürwortet sie die strukturelle und finanzielle Verankerung von Schulpsycholog*innen und Sozialarbeiter*innen als notwendige Maßnahme für das Wohlbefinden der Schulgemeinschaft.

Für die Mental Health Coaches kann von einer finanziellen Verankerung jedoch nicht gesprochen werden. Die Mittel dafür stehen nach jetzigem Stand bis zum Ende des laufenden Schuljahres zur Verfügung. Ob eine neue Bundesregierung das Programm verlängern wird, ist vollkommen unklar. Ein Aus nach nur zwei Schuljahren ist denkbar. Dabei kamen Wissenschaftler*innen der Uni Leipzig in einer Evaluation der Mental Health Coaches zu dem Schluss, dass das Programm erfolgreich angelaufen sei und an den Schulen ein großer Wunsch nach Fortführung bestehe.

 

Quellen: Robert Bosch Stiftung, Stiftung Kindergesundheit, Universität Leipzig

 

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