Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ bezieht Position zur Situation der Fachkräfte. Im Papier „Fachkräfte am Limit?!“ werden die Arbeitsbelastungen in der Kinder- und Jugendhilfe und gesundheitsförderliche Strategien thematisiert. Die Position der AGJ reagiert unter anderem auf Analysen aus dem 17. Kinder- und Jugendbericht.
In nahezu allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe werde die Angebote den steigenden Bedarfen bei Kindern und Jugendlichen angepasst. Der Dynamik folgt ein hoher Bedarf an Fachkräften, die jedoch nicht zur Verfügung stehen. Eine Folge ist, dass die bestehenden Fachkräfte den wachsenden Bedarf kompensieren – mit teilweise persönlichen Folgen von Überlastung und gesundheitlichen Problemen. Das Positionspapier macht sichtbar, wie sich die genannten Entwicklungen und die multiplen Krisen auf die Arbeitsbedingungen in der Kinder- und Jugendhilfe auswirken. Zugleich werden Lösungsansätze aufgezeigt, wie die Belastungssituationen im beruflichen Alltag verringert werden kann.
Bedingungen verbessern, Belastungen reduzieren
„Aus Sicht der AGJ ist ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Verringerung der Belastungen bei den Fachkräften die Initiierung und Stärkung gesundheitsförderlicher Strategien“, heißt es im Positionspapier. Individuelle Gesundheit werde von ökologischen Faktoren wie dem Klima als auch von sozialen Bedingungen, wie zugänglicher Gesundheitsversorgung, Wohnraum, gesetzlichem Arbeitsschutz und Ernährungsmöglichkeiten beeinflusst, heißt es in der Position, zugleich von Bedingungen im Arbeitsleben und letztlich im privaten Umfeld. Träger könnten dies durch Personalmanagement, Organisationsentwicklung, durch betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz oder durch Qualitätssicherung steuern.
Resilienz von Individuen und Strukturen stärken
Für die psychische Gesundheit pädagogischer Fachkräfte sei es von wachsender Bedeutung, auf der individuellen Ebene eigene Fähigkeiten zur Problemlösung, Bewältigung von Konflikten und Krisen und zur Reduzierung von möglicher Belastung zu entwickeln. Auf organisatorischer Ebene könnte eine Strategie die Stärkung von Teamstrukturen sein, um organisationale Resilienz zu fördern. Konkrete Vorschläge sind unter anderem:
- eine nachhaltige Strategie zur Fachkräftesicherung und -bindung entwickeln
- Möglichkeiten des fachlichen Austauschs und der Beratung schaffen
- Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter*innen etablieren und ausbauen
- gutes Onboarding und Sicherstellung einer qualifizierten Berufseinmündungsphase
- Personalführung durch Qualifizierung und professionelle Begleitung stärken
- Gestaltungsspielräume für selbstständiges Arbeiten und Beteiligungsformate erhalten und neu schaffen
- Orientierungsrahmen geben und für Rollen- und Aufgabenklarheit sorgen
Situation der Fachkräfte politisch anerkennen
Auf politischer Ebene, betont die AGJ, müsse zunächst die Situation der Fachkräfte anerkannt werden. Ein wesentlicher Folgeschritt sei, die Träger in die Lage zu versetzen, Voraussetzungen für Fachkräfte verbessern zu können, durch gesetzliche und finanzielle Rahmenbedingungen. Zusätzlich müssen aus Sicht der AGJ auf kommunaler, Länder- und Bundesebene alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, dem Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe entgegenzusteuern.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ