Die gute Nachricht vorneweg: Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist der Niedriglohnsektor seit 2017 deutlich geschrumpft. Die durchschnittliche Bruttostundenlohn ist zwischen 1995 und 2022 inflationsbereinigt um 16,5 Prozent gestiegen. Und auch die Haushaltseinkommen haben sich bis 2020 im Schnitt um ein Drittel gesteigert. Die auf 15 Prozent gesunkene Quote an Niedriglohnbeschäftigten führen die Autor*innen der Studie im Wesentlichen auf die Einführung und Erhöhungen des Mindestlohns zurück. Ein weiterer positiver Effekt gehe von den Gewerkschaften aus, die in Lohnverhandlungen sich verstärkt für untere Lohngruppen eingesetzt haben.
Trotz dieser Entwicklungen besteht nicht nur Grund zur Freude. Zwar ist die Lohnungleichheit gesunken, aber dennoch nimmt die Einkommensungleichheit insgesamt nicht ab.
Nicht alle Einkommensgruppen können gleich stark von den gestiegenen Löhnen profitieren
So lag der Anstieg bei den untersten zehn Prozent des Lohngefüges bei sechs Prozent, während die obersten 40 Prozent ein Plus von 20 Prozent verzeichnen. Noch gravierender sind die Unterschiede, wenn man einen Blick auf das Haushaltsnettoeinkommen wirft, welches nicht ausschließlich Arbeitnehmer*innen berücksichtigt. Hier hat sich das Einkommen der untersten zehn Prozent seit 1995 um vier Prozent gesteigert, das der obersten 10 Prozent jedoch um etwa 50 Prozent.
Kindergrundsicherung einführen und junge Erwachsene ohne Berufsabschluss gezielt fördern
Am stärksten von niedrigen Einkommen sind Zugewanderte sowie Kinder und Jugendliche betroffen. Die Autor*innen der Studie fordern deshalb eine schnellere Integration von Migrant*innen in den Arbeitsmarkt durch weniger Bürokratie und bessere Sprachförderung. Bei den Kindern und Jugendlichen sollte ihrer Meinung nach die Kindergrundsicherung bald eingeführt werden. Als weiteren Lösungsansatz schlagen sie die gezielte Förderung von jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss vor. Darüber hinaus sehen sie die Gewerkschaften in der Verantwortung, Lohnabschlüsse auszuhandeln, welche die inflationsbedingten Teuerungen abfedern können.
Die Studie wurde veröffentlicht im DIW Wochenbericht 5/2024.
Quelle DIW Berlin