Die DAK-Gesundheit veröffentlicht seit Jahren einen Kinder- und Jugendreport. Der aktuellen Ausgabe liegt eine Datenreihe von sechs Jahren zugrunde. Die Ergebnisse bleiben alarmierend, auch wenn die Zahl der Neuerkrankungen insgesamt leicht rückläufig ist. Vor allem bei jugendlichen Mädchen sind die Diagnosen von Depressionen, Angst- und Essstörungen hoch.
Die DAK stellt in ihrem Report heraus: Die Rate der Neudiagnosen psychischer Erkrankungen insgesamt und die damit verbundene Inanspruchnahme ärztlicher/therapeutischer Leistungen ist im Jahr 2022 rückläufig. Bei jugendlichen Jungen und Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren ist dieser Rückgang besonders stark ausgeprägt. Im Jahr 2022 sind gegenüber dem Jahr 2021 11 % weniger neu behandelte Fälle bei Mädchen dokumentiert. Bei Jungen beträgt der Rückgang 5 %. Der Report differenziert bei den Krankheitsbildern zwischen Depression, Angststörung und Essstörung. Außerdem wird die sozioökonomische Lage des Elternhauses erkrankter junger Menschen näher betrachtet.
Depression, Angst und Essstörung
Vor allem bei Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren sowie zwischen 15 und 17 Jahren sind zwischen 2019 und 2022 häufiger Diagnosen für eine Depression gestellt worden. Depressionen betreffen jugendliche Mädchen aus allen sozialen Schichten. Die beobachtete Zunahme ist dabei jedoch vorwiegend auf jugendliche Mädchen aus Familien mit mittlerem oder hohem sozioökonomischem Status zurückzuführen.
Die Analysen zeigen zudem, dass die Chance für eine Depressionsneudiagnose statistisch signifikant erhöht ist, wenn eine Angststörung als Begleiterkrankung vorliegt. Dieser Zusammenhang ließ sich bereits in den Vorpandemiejahren erkennen – auf absolut schwächerem Niveau. Unabhängig davon ist die Zahl jugendlicher Mädchen mit Depressionen und begleitender Angststörung in den vergangenen Jahren überproportional stark gestiegen, heißt es im Report.
Ein ähnliches Bild wie bei den Depressionen wird bei Angststörungen gezeichnet: Die Neuerkrankungsrate von Angststörungen ist im Jahr 2022 gegenüber dem Vorpandemiezeitraum weiterhin erhöht. Auch hier sind es die Mädchen zwischen 10 und 14 sowie 15 und 17 Jahren, bei denen die Zahl gestiegen ist. Die Zunahme ist etwas stärker auf jugendliche Mädchen aus Familien mit mittlerem sozioökonomischem Status zurückzuführen. Zu Ursachen trifft der Report keine Aussage.
Vergleichbare Tendenzen wie bei Depression und Angststörung beschreibt der Report schließlich bei Essstörungen. Hier fallen besonders die Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren auf. Diese Altersgruppe ist besonders häufig in den vergangenen Jahren neu erkrankt. Betroffen sind etwas stärker Mädchen aus Familien mit niedrigem oder hohem sozioökonomischem Status.
Andere Krankheitsbilder
Abgesehen von den Fokus-Erkrankungen untersucht der Report auch, welche Diagnosen von Ärzt*innen gestellt werden, wenn Kinder zwischen 0 und 17 Jahren in die Praxen kommen. Auffällig ist, dass Brust- und Halsschmerzen sowie Unwohlsein und Ermüdung in allen Statistiken auftauchen. Auch Kopfschmerzen nehmen zu. Bei 10- bis 14-Jährigen sind Kopfschmerzen auffallend häufig, gefolgt von Unwohlsein und Ermüdung sowie Sprach- und Sprechstörungen.
Ursachenforschung betreibt der Report nicht. Simple Erklärungsmuster dürften kaum der Sache dienen. Der Report macht aber deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Eine Form der Reaktion ist das Programm Mental-Health-Coaches, das an Schulen ein Angebot zur Prävention bietet. Als Träger des Programms arbeitet die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. konkret daran, Räume für junge Menschen zu öffnen, in denen sie sich untereinander austauschen können – begleitet durch Coaches. Die BAG KJS analysiert seit Jahren mit dem Monitor Jugendarmut zudem die Lage benachteiligter junger Menschen. In diesem Kontext ist der Politikbrief zum Thema Armut und Gesundheit bedeutend. Die zentrale These lautet: Wer gesund leben will, braucht Perspektiven!. Beschrieben wird, dass gesunde junge Menschen eine stabile Säule der Gesellschaft sein können, dass im Gegenzug aber auch Verantwortung für Prävention und gesundes Aufwachsen eine gesellschaftliche und politische Verantwortung voraussetzen.
Zum Kinder- und Jugendgesundheitsreport
Im Zentrum des Kinder- und Jugendreports steht das Diagnose- und Versorgungsgeschehen im Längsschnitt. Daten aus dem ambulant-ärztlichen, therapeutischen und stationären Leistungsgeschehen der Jahre 2017 bis 2022 aus sechs Jahren flossen ein. Insgesamt 800.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren sind die Datenbasis.
Quelle: DAK-Gesundheit, BAG KJS