Schulbarometer: Lehrkräfte beobachten steigende Sorgen und Ängste

Mit regelmäßigen Befragungen von Lehrkräften gibt die Robert-Bosch-Stiftung Einblick in die Situation der Schulen. Im aktuellen Schulbarometer beobachten die Lehrkräfte verstärkt auffälliges Verhalten, wachsende Ängste und steigende Armut bei Kindern und Jugendlichen. Die Lehrkräfte selbst klagen über zunehmende Arbeitsbelastung und eine mangelhafte Digitalisierung.

Konzentrationsprobleme und Gewalt

Verhaltensauffälligkeiten, Lernwille und Disziplin der Schüler*innen sowie Aggressivität, Gewalt und Mobbing gehören zusammengefasst als „Verhalten der Schüler*innen“ zu 34 Prozent zu den größten Herausforderungen der Lehrkräfte. 31 Prozent nennen Arbeitsbelastung und Zeitmangel als Herausforderung, 21 Prozent den Lehrkräftemangel und 18 Prozent Bildungspolitik und Bürokratie.

Das Schulbarometer blickt beim Verhalten der Schüler*innen tiefer und arbeitet heraus, welche Verhaltensweisen an welchen Schultypen stärker vorkommen. Konzentrationsprobleme sind insgesamt mit 81 % besonders stark, an Grundschulen (77 %), Haupt-/Real-/Gesamtschulen (91 %), Gymnasien (74 %), Förder-/Sonderschulen (90 %) und Beruflichen Schulen (79 %). Konflikte mit Gleichaltrigen machen im Schnitt 49 Prozent aus, an Grundschulen (51 %), Haupt-/Real-/Gesamtschulen (63 %), Gymnasien (41 %), Förder-/Sonderschulen (61 %) und Beruflichen Schulen (25 %). Bei nahezu jedem 3. jungen Menschen (31 %) erkennen Lehrkräfte Ängste, an Grundschulen (18 %), Haupt-/Real-/Gesamtschulen (33 %), Gymnasien (34 %), Förder-/Sonderschulen (46 %) und Beruflichen Schulen (34 %).

Wachsende Armut

„Armut ist für Betroffene äußerst schambehaftet. Von Eltern, Kindern und Jugendlichen werden einige Strategien unternommen, um die eigene prekäre finanzielle Lage nicht öffentlich sichtbar werden zu lassen“, konstatieren die Autor*innen des Schulbarometers.

Bei außerschulischen und mit Kosten verbundenen Aktivitäten gebe es kurzfristig Krankmeldungen. In allen sozialen Lagen beobachten Lehrkräfte häufiger als im vergangenen Schuljahr Indizien für Kinderarmut. Unzureichendes Schulmaterial fällt zu 37 % am häufigsten auf, an Grundschulen (42 %), Haupt-/Real-/Gesamtschulen (47 %), Gymnasien (12 %), Förder-/Sonderschulen (63 %) und Beruflichen Schulen (28 %). Jede*r dritte Schüler*in (33 %) macht sich nach Beobachtung der Lehrkräfte Sorgen um die finanzielle Situation der Familie, an Grundschulen (25 %), Haupt-/Real-/Gesamtschulen (39 %), Gymnasien (22 %), Förder-/Sonderschulen (55 %) und Beruflichen Schulen (39 %). An außerschulischen Aktivitäten nehmen weniger Kinder teil (im Durchschnitt 29 %), an Grundschulen (32 %), Haupt-/Real-/Gesamtschulen (40 %), Gymnasien (16 %), Förder-/Sonderschulen (43 %) und Beruflichen Schulen (20 %).

Die Lehrkräfte beobachten, dass vor allem bei Kindern und Jugendlichen aus Familien mit hohem Sozialtransfer das Material fehlt, die Sorgen hoch sind und die Teilnahme an Aktivitäten gering. Viele kommen zudem ohne Frühstück in die Schule.

Mangelhafte digitale Ausstattung

Die Digitalisierung in der Schule geht schleppend voran, dennoch benötigen Schüler*innen und Lehrkräfte verstärkt Endgeräte, um digitale Lernformate nutzen zu können. Laut Schulbarometer gibt die Hälfte der Lehrkräfte (50 %) an, dass es an der technischen Ausstattung der Schüler*innen zu Hause mangelt. In Schulen in sozial schwieriger Lage sind es 70 % der Lehrkräfte, die einen großen Bedarf feststellen. Ein Drittel der Lehrkräfte (30 %) stellt eine mangelnde technische Ausrüstung für Lehrkräfte fest, 40 % an Schulen in sozial schwieriger Lage.

Die Ausstattung der Schüler*innen hängt ebenfalls enorm von der sozialen Lage der Familien ab, das zeigt unter anderem der Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2022“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V.

Quelle: Schulbarometer (Robert-Bosch-Stiftung), BAG KJS

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