Kinder und Jugendliche sollen in Schulen künftig mehr Unterstützung für ihre mentale Gesundheit erhalten. In einem Modellprogramm an rund 100 Schulen werden „Mental Health Coaches” Wissen über mentale Gesundheit vermitteln sowie über vertiefende Hilfs- und Beratungsangebote informieren. In präventiven Gruppenangeboten haben Schüler*innen die Möglichkeit, offen darüber zu sprechen, was sie beschäftigt. Sie erfahren, wie sie mit belastenden Situationen umgehen und ihre Resilienz stärken können. Dabei entscheiden sie selbst, welche Themenschwerpunkte gesetzt werden. Sie können z. B. entscheiden, ihre Selbstfürsorge zu stärken, einen guten Umgang mit belastenden Gefühlen zu finden, lernen ihre Ressourcen zu aktivieren oder Achtsamkeitspraktiken kennenzulernen. Die Teilnahme ist freiwillig.
Unter dem Motto „Sagen, was ist – tun, was hilft“ startet das Modellprogramm mit dem Beginn des Schuljahres bundesweit. Bundesjugendministerin Lisa Paus gab am 12. September an einer Berliner Schule den offiziellen Startschuss.
Raum für Informationen, Erfahrungsaustausch und Diskussionen rund um das Thema mentale Gesundheit
Für junge Menschen waren die letzten Jahre extrem belastend. Mehrere Studien belegen, dass Kinder und Jugendliche in der Corona-Zeit besonders gelitten haben: Von heute auf morgen wurde Unterricht in den digitalen Raum verlegt. Vieles blieb dabei auf der Strecke. Kontaktbeschränkungen verhinderten es, Freunde zu treffen oder Hobbys auszuüben. Depressionen und Essstörungen nahmen vor allem bei jungen Menschen zu. Zurück im schulischen Präsenzunterricht standen Jugendliche unter Druck, das Verpasste aufholen zu müssen. Und kurz darauf begann der Krieg gegen die Ukraine. Die Auswirkungen des Kriegs und die hohe Inflation beschäftigen alle. Besonders junge Menschen kommen gefühlt aus dem Dauerkrisenmodus nicht mehr raus.
Die „Mental Health Coaches” bringen präventive Angebote zur Stärkung der Resilienz und der mentalen Gesundheit mitten in die Lebenswelt von Jugendlichen. Die Coaches sollen Mut machen, über Belastungen zu sprechen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie zeigen auf, wo und wie man als junger Mensch diese Hilfe bekommt.
Über das Programm
Das Programm soll in die Struktur der teilnehmenden Schulen und deren bestehende primärpräventive Maßnahmen im Bereich „Mental Health“ sowie in die regional vorhandenen Beratungs- und Hilfsangebote eingebunden werden. Die teilnehmenden Schulen wurden in enger Abstimmung mit den Ländern ausgewählt. Zur Umsetzung stehen im Haushaltsjahr 2023 als Teil des Zukunftspakets für Bewegung, Kultur und Gesundheit bis zu 10 Millionen Euro zur Verfügung.
Insgesamt nehmen mehr als 100 Schulen in allen 16 Bundesländern an dem Programm teil. Fachkräfte aus den Bereichen Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Psychologie werden als Coaches eingesetzt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) wird als einer von vier Trägern an 22 Standorten Angebote unterbreiten.
Quelle: BMFSFJ; BAG KJS; dpa