Die Kinder- und Jugendarmut in Deutschland ist auf ein Rekordniveau gestiegen, lassen Zahlen des Statistische Bundesamts schließen. Dabei sind die Folgen der aktuellen Inflation noch gar kein Bestandteil der Zusammenstellung, die auf Anfrage der Linken Bundestagsfraktion erfolgte und den “Jugendsozialarbeit News” vorliegt. Die Linke wollte von der Bundesregierung erfahren, wie sich die Armut in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt hat. Die Antwort bestätigt die Befunde der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V., die sie seit 2010 alle zwei Jahre im Monitor „Jugendarmut in Deutschland“ vorstellt. Die Armut junger Menschen in Deutschland ist laut Antwort des Bundesarbeits- und sozialminisrteriums auf den höchsten Stand seit Jahren gestiegen. 2021 lag die Armutsgefährdungsquote unter Kindern bei 20,8 Prozent. Das sei der höchste Wert, der in Auswertungen des sogenannten Mikrozensus seit 2015 gemessen wurde. Damals lag die Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen noch bei 19,7 Prozent, im Jahr 2020 bereits bei 20,4 Prozent.
Kinder- und Jugendarmut durch eine wirkungsvolle Grundsicherung bekämpfen
Junge Menschen gelten als armutsgefährdet, wenn sie in Haushalten leben, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung haben. Ihr Anteil ist über mehr als 10 Jahre kontinuierlich angestiegen. Bisherige Maßnahmen konnten nicht dazu beitragen, Kinder- und Jugendarmut effektiv zu bekämpfen. Die aktuell geplante Erhöhung des Kindergeldes um 18 Euro und auch der seit Sommer ausgezahlte Sofortzuschlag seien deutlich zu wenig, um die enormen Preissteigerungen bei Lernmaterial, Lebensmitteln und Energie auszugleichen, findet die Linke.
Auch wenn die direkte Vergleichbarkeit der Armutsgefährdungsquote von 2015 bis 2021 durch eine leichte Veränderung in der Mikrozensus-Datenerhebung nicht zu 100 Prozent zulässig ist, ist der Befund eindeutig. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind in Deutschland am stärksten von Armut betroffen.
Die BAG KJS geht über die Forderungen der Linken, dass dem dritten Entlastungspaket „eine armutsfeste Kindergrundsicherung hinzufügen“ sei, hinaus. Eine Grundsicherung für junge Menschen muss nicht nur existenziell absichern, sondern eine umfassende Teilhabe und jugendgerechte Entwicklung ermöglichen – mit allem, was dazu gehört. So macht es die BAG KJS in ihrer Stellungnahme zu den ersten 100 Tagen der Ampel im Amt deutlich.
Quelle: epd; Die Linke; BAG KJS