Viele Menschen glauben, dass rassistisches Handeln beabsichtigt oder an den Glauben an eine biologistische Konstruktion von „Rasse“ gebunden sein muss. Demgegenüber werden häufig „Kultur“, „Ethnie“ und ähnliche Begriffe verwendet, die in ihrer Diskreditierung nicht erkannt werden. Zudem findet Diskriminierung unbewusst und unbeabsichtigt statt. Für Fachkräfte und Leitungskräfte in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit, die sich rassismuskritisch reflektieren wollen, wurden die Ergebnisse des Projekts „Migrationssensible und rassismuskritische Kompetenz in der Jugendsozialarbeit“ in der Broschüre „Nicht von jetzt auf gleich?! Wie können Teams Haltungen entwickeln?“ zusammengefasst.
Einbindung in die Prozesse trübt den Blick für die Zusammenhänge institutionell verankerter rassistischer Strukturen
Auch Sozialarbeiter/-innen sind in ihren Denk-, wie Handlungsweisen in gesellschaftliche Macht- und Hierarchieprozesse eingebunden. Rassismuskritisches Handeln ist ein Lernprozess, der voraussetzt, diese eigene Denk- und Handlungsmuster kritisch zu hinterfragen und zu verändern. So können Ausschlüsse und Ausgrenzung verhindert werden. Nötig sind Selbstreflexion, Wissen über die Zusammenhänge institutionell verankerter rassistischer Strukturen und ein Besinnen auf die eigene menschenrechtsorientierte professionelle Haltung.
Die Autor/-innen verstehen die Broschüre als Ergebnis ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ihre handlungsbegleitenden Prinzipien und Empfehlungen leiten sie aus Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen des Projekts ab:
- Durchführung von Weiterbildungen und Fachtagungen zum Themenkomplex,
- Begleitung von Einrichtungen,
- Reflexion der Prozessbegleitung in einem wissenschaftlichen Beirat,
- Evaluation der Einrichtungsbegleitung durch qualitative Interviews.
Beschäftigung mit rassismuskritischen Prozessen – aber wie?
Die während der zweijährigen Projektphase erarbeiteten Ergebnisse wurden in einer Handreichung gebündelt. Fachkräfte werden durch Hintergrundwissen sowie konkrete Anregungen und Impulse zur Umsetzung bei der Entwicklung rassismuskritischer Reflexionsprozesse unterstützt. Die Autor/-innen geben nicht nur Erfahrungen, Herausforderungen, Dilemmata und Fallstricke weiter. Sie möchten Lust und Mut machen, „sich auf den Weg zu begeben, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, welches viele Fehlerquellen, Stolpersteine und Hürden mit sich bringt, für ein professionelles Handeln und ein solidarisches Miteinander (…) jedoch unabdingbar ist.“
Die Publikation kann in Kürze auch als Printversion per E-Mail bei Manuela Klein manuela.klein@jugendsozialarbeit.info bestellt werden. Sie entstand im Rahmen des Projekts „Migrationssensible und rassismuskritische Kompetenz in der Jugendsozialarbeit” im Netzwerk der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS). Die Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit NRW (LAG KJS NRW) setzte das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Projekt um.
Quelle: LAG KJS NRW