Integration von Migrantinnen und Migranten im Stadtteil

Integration von Migrantinnen und Migranten im Stadtteil Auszüge aus: Soziale Stadt info 17, Der Newsletter zum Bund-Länder-Programm Soziale Stadt September 2005 Schwerpunkt: Integration von Migrantinnen und Migranten Beschreibung der  Programme und Handlungsfelder, die im Programm „Soziale Stadt“ wie auch im Projekt „Zuwanderer in der Stadt“ als besonders relevant erachtet werden. “ Vorbemerkung Ohne Zuwanderung nähme die Bevölkerung Deutschlands trotz steigender Lebenserwartung – und damit einhergehender Alterung – aufgrund niedriger Geburtenraten deutlich ab: Die von der Bundesregierung installierte Unabhängige Kommission „Zuwanderung“ geht davon aus, dass sich die Bevölkerungszahl von derzeit 82 Millionen auf 60 Millionen im Jahr 2050 reduziert. Ein Bevölkerungsrückgang in diesem Umfang hätte für die wirtschaftliche Entwicklung wie für das System der sozialen Sicherung schwerwiegende Folgen. Zuwanderung aus dem Ausland wird die Abnahme der Bevölkerung voraussichtlich nicht aus-gleichen, jedoch verringern. Die Bundesregierung geht in ihrer Bevölkerungsprognose davon aus, dass jährlich 200 000 Personen im Saldo zuwandern werden und damit die Bevölkerungszahl im Jahr 2050 bei etwa 70 Millionen liegen wird. Wirft man einen Blick auf die gegenwärtige Situation und Diskussion, scheint Zuwanderung hauptsächlich Probleme aufzu-werfen. Die Integration von Zuwanderern in die deutsche Gesellschaft muss bis zu einem gewissen Grad als gescheitert bezeichnet werden: Über den Arbeitsmarkt werden immer weniger Zuwanderer integriert. Die Kenntnisse der deutschen Sprache sind nicht nur bei Neuzuwanderern, sondern auch bei vielen schon lange in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten unzureichend. Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund – so die Ergebnisse der PISA-Studie – weisen deutliche Bildungsmängel und Lernschwächen auf. Doch die aktuelle Diskussion über Zuwanderung und Integration reicht weiter: Kaum ein Missstand, der Ausländern zuge-schrieben wird, der nicht eine Debatte über das Scheitern der „multikulturellen Gesellschaft“ nach sich zöge. Gründe dafür werden überwiegend bei den Migrantinnen und Migranten gesucht. Von Versäumnissen der Aufnahmegesellschaft war demge-genüber viele Jahre selten die Rede. Die Diskussion darüber und über das Fehlen von Integrationsangeboten scheint erst am Beginn zu stehen und wird in den folgenden Jahren an Relevanz gewinnen. Wie nimmt ein Land seine Einwanderer auf? Wie vermittelt es ihnen die Landessprache, die örtlichen Gepflogenheiten? Wie gelingt es, Migranten am Stadtteilleben besser als bislang partizipieren zu lassen? Ausgangslage … Zuwanderung war lange Jahre geprägt durch Arbeitsmigration. Nach dem Anwerbestopp 1973 folgten Familiennachzüge und Familiengründung, in deren Folge sich die Altersstruktur veränderte. Der Anteil der Zuwanderer im erwerbsfähigen Alter sank gegenüber den 1960er-Jahren deutlich. Die erste Zuwanderungsgeneration hat inzwischen das Rentenalter erreicht. Seit 1988 wird von einer neuen Phase der Zuwanderung gesprochen, da die Zahlen der Aussiedler wie jene der Asylbewerber und Kriegs-flüchtlinge deutlich anstiegen. Im Jahr 1999 erreichte die Zahl der Zuwandernden mit rund 800 000 ihren vorläufigen Höhepunkt, seitdem sinkt sie leicht. Trotz ihres gegenwärtig vergleichsweise geringen Zuwandereranteils stellen Türken mit knapp zwei Millionen die größte Zuwanderer-gruppe. Es folgen Italiener mit knapp 600 000 und Serben/Montenegriener mit gut 500 000 Personen. Die Zuwanderer verteilen sich räumlich nach Bundesländern und Städten sehr unterschiedlich. Sie leben vor allem in west-deutschen Großstädten – z.B. Frankfurt/Main und Stuttgart – und in Ballungsregionen dort liegt ihr Bevölkerungsanteil bei über 30 Prozent, in einzelnen Städten und Stadtteilen auch höher. In den Kernstädten Deutschlands wohnen Ausländer vor allem in innerstädtischen, nichtmodernisierten Altbaugebieten, in alten Arbeiterquartieren und ehemaligen Kasernenwohnungen, an umweltbelasteten Standorten und in Sozialwohnungen stark verdichteter Großsiedlungen der 1960er- und 1970er-Jahre. Diese Gebiete machen auch den größten Teil der Programmgebiete der „Sozialen Stadt“ aus. Für die Auswahl der Gebiete werden neben städtebaulichen Kriterien auch sozioökonomische Benachteiligungen wie Arbeitslosigkeit, Sozialhilfedichte und der Anteil von Migranten als Auswahlkriterien herangezogen. Integration trotz Segregation Realität in vielen Großstädten ist eine sozialräumliche Ausdifferenzierung und Segregation – das heißt eine räumliche Abbildung sozialer Ungleichheiten – der Wohnbevölkerung nach Herkunft, Ethnie, sozialer Lage und Lebensstil. Die ethnische Segregation ist ein alle Einwanderungsgesellschaften begleitendes Phänomen. Segregation an sich wird dann nicht als Problem bewertet, wenn sie ohne Zwang erfolgt und Personen ähnlichen Lebensstils und ähnlicher Milieus, z.B. Künstler, Studenten, junge Familien, in einem Wohngebiet in großer Zahl als Mieter und Eigentümer wohnen. … Stattdessen wird besonders in den Medien die Diskussion über soziale Brennpunkte und so genannte Parallelgesellschaften immer wieder neu entfacht. Zuwanderer und mit ihnen die Gebiete, in denen sie leben, werden negativ dargestellt. Allein das Vorhandensein vieler Migranten (-gruppen) wird zum Problemindikator, zuweilen ist die Rede von „Ghettos‘. Nicht berücksichtigt wird dabei, dass diese Gebiete meist deshalb als Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf eingestuft werden, weil in ihnen vor allem Bevölkerungsgruppen mit sozioökonomisch niedrigem Status leben, Deutsche wie Zugewanderte, und Konflikte eher der sozialen Lage denn der ethnischen Zugehörigkeit zuzuschreiben sind. … Ein hoher Anteil von Zugewanderten ist häufig eine Grundvoraussetzung für den Aufbau, die Entwicklung und den Erfolg von spezifischen ethnisch geprägten Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen, die nicht nur den Zugewanderten, sondern auch der deutschen Bevölkerung zugute kommen. … Herausforderungen der sozialräumlichen Integration: Die Bedeutung des Quartiers wächst Durch die abnehmende Integrationskraft des Arbeitsmarktes und den weitreichenden Ausschluss vieler Migranten von Bildung kommt dem Stadtraum für den Verlauf und Erfolg von Integrationsprozessen immer größere Bedeutung zu. Ob Migration und die kulturelle Komplexität produktiv verarbeitet werden können oder eher zu Konflikten führen, steht in engem Bezug zu den sozialräumlichen Bedingungen. Das Wohnviertel und die Wohnung als alltägliche Aufenthaltsorte und Orte der Begegnung werden für die Integration immer wichtiger. Diesem Verständnis tragen das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ wie auch das Forschungsprojekt „Zuwanderer in der Stadt“ Rechnung. Beide Ansätze zielen auf sozialräumliche Integration ab und stellen Maßnahmen und Aktivitäten in ausgewählten Gebieten in den Mittelpunkt. Integration wird als Querschnittsaufgabe verstanden, die auf gesamtstädtischer Ebene ein ganzheitliches und ressortübergreifendes Integrationskonzept erfordert. An dessen Aufstellung und Umsetzung sind neben Verwaltung und Politik Akteure vor Ort und die Bewohnerschaft zu beteiligen. Gleichzeitig sind die örtlichen Angebotsstrukturen auf die Bedürfnisse der Bewohner auszurichten. Integrationsangebote wie die Vermittlung der deutschen Sprache reichen allein nicht aus. Sozialräumliche Integration erfordert vielmehr gleichberechtigte Teilhabe der Zuwanderer am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben, organisiert auf Stadtteil- oder Quartiersebene. Die hierfür erforderlichen Maßnahmen müssen sich auf verschiedene Handlungsfelder beziehen und an den Lebenslagen der Bevölkerungsgruppen anknüpfen. Durch das Programm „Soziale Stadt“ werden seit vielen Jahren integrationsfördernde Maßnahmen initiiert und gefördert. Die Zwischenevaluierung des Programms weist aber darauf hin, dass „in der bisherigen Programmlaufzeit die Handlungsfelder Schule, Integration von Migranten und lokale Ökonomie in der Praxis noch nicht die Rolle spielten bzw. spielen konnten, die sie für die Stadtteilentwicklung eigentlich haben sollten“. Das Forschungsprojekt „Zuwanderer in der Stadt“ stellt stärker als das Programm „Soziale Stadt“ auf die Integration von Migranten ab: Das Expertenforum hat eine Vielzahl von Empfehlungen formuliert, die darauf ausgerichtet sind, die sozial-räumliche Integration dieser Bewohnergruppen gezielt zu fördern. Im Folgenden wird auf einige Handlungsfelder, die im Programm „Soziale Stadt“ wie auch im Projekt „Zuwanderer in der Stadt“ als besonders relevant erachtet werden, näher eingegangen. Zugleich werden einzelne Projekte und Maßnahmen vorgestellt. … Handlungsfelder und Integrationsmaßnahmen im Stadtteil Bildung und Spracherwerb vor Ort Eine zentrale Rolle kommt bei der Integration der Bildung zu. Ohne Kenntnisse und Gebrauch der Sprache der Mehrheits-gesellschaft und ohne gleiche Bildungschancen ist Zuwanderern der Weg in die berufliche Integration – Schlüssel zur sozialen Integration – weitgehend verwehrt. Um Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund gleiche Chancen in Schul- und Berufsausbildung zu eröffnen, muss ein Schwerpunkt der kommunalen Integrationspolitik in der schulischen und allgemeinen Bildungsförderung liegen. Erforderliche Maßnahmen in diesem Handlungsfeld sind der Ausbau weiterführender Schulen im Quartier, vorschulischer Sprachunterricht, Hausaufgabenhilfen und schulische Förderangebote, der Ausbau von Schulen zu Stadtteilschulen und Bürgerzentren, berufliche Qualifizierungsangebote an Schulen sowie Sprachkurse für Eltern. Hierzu gibt es eine Reihe von guten Beispielen, nachahmenswürdig auch für andere Kommunen: die Sprachförderung durch Sprachmittler im Kindergarten etwa oder Angebote für Deutschkurse „Mama lernt Deutsch“ in Schulen in Frankfurt/ Main und Nürnberg, das Spielund Lernprogramm Hippy in Nürnberg, interkulturelle Sprachförderung im Stadtteilnetzwerk Kita-Eltern- Schule in Essen als Beispiel für eine Stadtteilschule sei auf die Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen oder den Ausbau der Bachschule zum Stadtteilzentrum in Neunkirchen verwiesen. Die Karlschule in Hamm ist ein Beispiel für eine interkulturelle Schule. … Migrantenökonomie Gerade in Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf leisten Existenzgründer und Unternehmer mit Migrationshintergrund viel für die soziale und sozialräumliche Integration und somit auch für die Stabilisierung der Gebiete. Diese Integrationsfunktion der Migrantenökonomie im Quartier wird in Bezug auf den Arbeitsmarkt am deutlichsten. Erfolgreiche Gründungen und Betriebe bieten nicht nur dem ethnischen Unternehmer selbst, sondern auch den Auszubildenden und Angestellten die Teilnahme am Erwerbsleben und machen sie von staatlichen Transferleistungen unabhängig. Außerdem sind ethnische Gewerbebetriebe Anlauf- und Informationsstellen für Neuzugewanderte und übernehmen häufig eine Brückenfunktion: zwischen Zugewanderten und Neuzuwanderern, zwischen Migranten und deutscher Bevölkerung. Die Potenziale der ethnischen Ökonomie sollten daher gezielt ausgeschöpft werden, unter anderem durch kommunale Wirtschafts-förderung, die ethnische Existenzgründer und Ausbildungsverbünde ausländischer Unternehmen unterstützt. Beispielhaft ist hier der Ausbildungsverbund ausländischer Unternehmer in Mannheim zu nennen:… Teilhabe- und Mitwirkungsmöglichkeiten Migrantinnen und Migranten – obschon vor allem in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf überproportional vertreten – sind an den sozialen und baulichen Maßnahmen und am Stadtteilgeschehen nur marginal beteiligt. Zurückzuführen ist dies zum einen auf die jahrzehntelange gesellschaftliche und politische Ignoranz gegenüber den Zuwanderer-gruppen, zum anderen mangelt es häufig an Erfahrungen mit geeigneten Beteiligungsmöglichkeiten und -formen. An konven-tionellen Stadtteilentwicklungsprojekten und Vereinsstrukturen beteiligen sich Migranten kaum. Sprachliche und kulturelle Barrieren tragen dazu bei, dass Migranten sich in ihre ethnischen Bezüge zurückziehen und für andere Anlässe nur schwer zu aktivieren sind. Um die gesellschaftliche Teilhabe von Zuwanderern zu fördern und sie in die Gestaltung des Quartiers einzubeziehen, sind niedrigschwellige Beteiligungsangebote nötig, z.B. die Einrichtung von Kommunikations- und Begegnungsorten, die Unter-stützung ethnischer Selbstorganisationen, die Durchführung von Stadtteilfesten, die Förderung von Nachbarschaften oder der Einsatz von Konfliktschlichtern. Positiv auf die Beteiligungsbereitschaft wirkt sich aus, wenn das Quartiermanagement mit einem bikulturellen Mitarbeiter/einer bikulturellen Mitarbeiterin besetzt ist wie im Berliner Wrangelkiez. … Interkulturelle Öffnung sozialer Dienste und Einrichtungen sowie der Verwaltung Immer noch werden soziale Einrichtungen von Migrantinnen und Migranten selten aufgesucht, deren Angebote kaum in Anspruch genommen. Dies liegt einerseits in der Mittelschichtorientierung der Angebote, die sich nicht an den Lebensbe-dingungen und -erfahrungen ihrer Klienten orientieren, andererseits an einer Zurückhaltung der Zugewanderten, öffentliche und staatlich geförderte Dienste anzunehmen. Um hier entgegen zu wirken, ist es notwendig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund einzustellen und in den Einrichtungen interkulturelle Kompetenzen auf- und auszubauen. Dies trifft auch für die öffentliche Verwaltung und staatliche Organe zu. Beispielhaft für die interkulturelle Öffnung der öffentlichen Verwaltung sind die Stadtverwaltungen von Essen, Stuttgart und München. Verwiesen sei hier auch auf das Modellprojekt „Interkulturelle Öffnung der sozialen Dienste in Moosach“, in dessen Rahmen zwei Sachverständige für Migrationsfragen im Münchner Gebiet Moosach arbeiten….. Sicherheitsempfinden im Quartier Öffentliche Sicherheit und Ordnung beeinflussen die Lebensqualität gerade in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf ganz maßgeblich. Diese Einschätzung wird bestätigt durch Ergebnisse der Befragung zu den Handlungsfeldern und Maß-nahmen, die in den Programmgebieten durchgeführt wurde. Wenn Bewohnerinnen und Bewohner ihr Sicherheitsempfinden beeinträchtigt sehen, wirkt dies integrationshemmend. Diffuse Ängste werden in der Regel auf „Fremde“ projiziert, auf Personen, die sich durch Aussehen, Sprache und Verhalten von Einheimischen unterscheiden. Das Unsicherheitsgefühl kann oft schon durch bauliche Maßnahmen verkleinert werden, z.B. durch bessere Beleuchtung und die Beseitigung von Sichthindernissen. Das Sicherheitsempfinden lässt sich zudem durch personelle Maßnahmen wie Präsenz von Hausbetreuern und Kontaktbereichsbeamten erhöhen. Freiräume zur Nutzung Die Qualität des Zusammenlebens und damit auch die Stimmung im Quartier hängen auch wesentlich davon ab, wie Wohn-umfeld und öffentlicher Raum gestaltet sind. Letztere sind Orte der Begegnung und des Austauschs. Sie sollten daher zur Begegnung einladen und den oft eingeschränkten Wohnraum ergänzen. Gemeinschaftsräume mit gleich-berechtigtem Zugang für Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Gewohnheiten sind bereit zu stellen. Sie sollten möglichst in Eigenverantwortung der Nutzerinnen und Nutzer betrieben werden. Im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel wurde in der Lenzsiedlung, einer Großwohnsiedlung mit hoher Bevölkerungsdichte und vielen Kindern und Jugendlichen aus 26 Nationen, für den Innenbereich der Siedlung ein Freiraumkonzept erstellt. .. Zusammenleben im Stadtteil In sozialer Hinsicht umfasst das Zusammenleben im Stadtteil ein Miteinander, Nebeneinander oder auch Gegeneinander der verschiedenen Bewohnergruppen. In der Regel sind in den Stadtteilen alle drei Formen des Zusammenlebens vorhanden. In Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf hat sich vielfach ein Milieu entwickelt, das die Artikulationsfähigkeit und das Selbstvertrauen der Quartiersbevölkerung negativ beeinflusst, Sprachlosigkeit und Konflikte fördert. Wenn Gelegenheiten zur Begegnung und Interaktion fehlen, entstehen leicht Vorurteile und gegenseitige Ablehnung. In der Regel ist ein Nebeneinanderleben von Deutschen und Migranten zu beobachten, nachbarschaftliche Kontakte zwischen ihnen sind – wie viele Untersuchungen zeigen – meist unverbindlich. Häufig wird das Zusammenleben deutscher und ausländischer Bevölkerungsgruppen durch starke Konkurrenzen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erschwert. Soziale Konkurrenz und sozialer Neid führen zu Ablehnung und zu Vorurteilen. Dazu kommt, dass die bestehenden Infrastrukturangebote von den Zuwanderern nicht oder nur unzureichend genutzt werden häufig sind sie gar nicht bekannt. Hilfreich ist hier ein interkultureller Ansatz in allen Bereichen der Stadtteilarbeit, um ethnische Benachteiligungen abzubauen, Ausgrenzungen zu verhindern und Integration und Teilhabe zu ermöglichen. Beispielhaft für interkulturelle Stadtteilarbeit und die Vernetzung der Migrantenbevölkerung und der einheimischen Akteure ist die Entwicklung von interkulturellen Nachbarschaften und von Zivilkompetenz durch das interkulturelle Büro der Stadt Darmstadt im Stadtteil Kranichstein- Süd. … Fazit Da der Arbeitsmarkt als Integrationsfaktor seine hervorragende Bedeutung zunehmend verliert, werden der Sozialraum und die Wohnung/Wohnumgebung sowie die dort vorhandenen Infrastruktureinrichtungen immer wichtiger. Darüber hinaus eignen sich die Stadtteil- und Quartiersebene besonders dafür, Migrantinnen und Migranten in die Projekt-entwicklung und Maßnahmenumsetzung einzubeziehen. Zusammenleben findet konkret in den Stadtteilen statt, so dass Inter-ventionsmaßnahmen, Integrations- und Partizipationsangebote auch dort ansetzen müssen. Dabei ist zu beachten, dass Integration vor Ort eine Querschnittsaufgabe ist, die auf städtischer Ebene eine ganzheitlich angelegte und ämterübergreifende Konzeption verlangt. Moderation und Koordination der auf Quartiersebene zu schaffenden Netzwerke sollten beim Quartiermanagement liegen. Zu dessen Aufgaben gehört auch, die Partizipation und Beteiligung von Zuwanderern zu verbessern und Migrantenorganisationen einzubeziehen.“ Autorinnen des Originalartikels: Dr. rer. soc. Bettina Reimann, Dipl.-Volksw. Ulla Schuleri-Hartje, Deutsches Institut für Urbanistik

http://www.sozialestadt.de
http://www.zuwanderer-in-der-stadt.de/

Quelle: Soziale Stadt info 17, Der Newsletter zum Bund-Länder-Programm Soziale Stadt September 2005 Schwerpunkt: Integration von Migrantinnen und Migranten http://www.sozialestadt.de/veroeffentlichungen/newsletter/DF5804-info17.pdf

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