EQJ hilft Jugendlichen und Betrieben – Dritter Zwischenbericht der GIB

EQJ HILFT JUGENDLICHEN UND BETRIEBEN – Dritter Zwischenbericht der GIB -Gesellschaft für Innovationsforschung und Beratung – zur EQJ-Begleitforschung Die GIB hat dem BMAS den nunmehr dritten Zwischenbericht der Begleitforschung des EQJ-Programms vorgelegt. Gegenstand des Berichtes ist vor allem ein Vergleich der Integrationseffekte von Jugendlichen, die im Rahmen von EQJ ein betriebliches Praktikum absolvieren mit Jugendlichen einer Kontrollgruppe, die nicht in EQJ eingemündet sind. Die Entwicklung der Ausbildungsbeteiligung von Betrieben, die EQJ-Praktika anbieten, ist ein weiterer Schwerpunkt des Berichtes. Nachfolgend ausgewählte Ergebnisse des Berichts, der auch unter angegebener Quelle verfügbar ist. “ * Die Übergangsquote in Ausbildung von Teilnehmern des EQJ-Programms ist mit 61,1% (Stand Oktober 2005) sehr hoch und liegt gut 40 Prozentpunkte über der von Jugendlichen der Kontrollgruppe. Ferner zeigt sich, dass Übergänge in Ausbildung bei den Programmteilnehmern in 90,4% der Fälle Übergänge in betriebliche Ausbildung sind, bei den Jugendlichen der Kontrollgruppe sind es nur 75,8%. * Aufgrund der weitgehenden Strukturgleichheit von Teilnehmern und Kontrollgruppe sowie den Ergebnissen differenzierter Verbleibs- und multivariater Regressionsanalysen wurde nachgewiesen, dass die unterschiedliche Entwicklung von Teilnehmern und Kontrollgruppe nahezu vollständig auf die Programmteilnahme zurückzuführen ist. Die höhere Übergangsquote in Ausbildung ist eindeutig eine Folge bzw. Wirkung des EQJ-Programms. * Aufgrund dieser Ergebnisse kann attestiert werden, dass das EQJ-Programm das Ziel, den Übergang von Jugendlichen in Ausbildung zu erleichtern, im ersten Programmjahr in sehr hohem Maße erreicht hat. …. * Die am Programm teilnehmenden Unternehmen hatten im Durchschnitt 1,53 Praktikanten beschäftigt, konnten aber nicht alle der gemeldeten Stellen besetzen. Als Gründe der Nicht-Besetzung nennen die Unternehmen meist Defizite der Jugendlichen (Kompetenzen, äußere Erscheinung, Motivation), oft aber auch betriebliche oder äußere Umstände. * Von den Unternehmen, bei denen mindestens ein Praktikum regulär zu Ende geführt wurde (dies waren 81,5% aller Unternehmen), haben 53,3% zumindest einen Teil der Praktikanten übernommen, meist in Ausbildung und manchmal auch in Arbeit. Eine Übernahme in Ausbildung findet meist unmittelbar im Anschluss an das Praktikum zur Einstiegsqualifizierung statt, ein gutes Drittel der Unternehmen (36,3%) bekundet die Absicht, die Einstiegsqualifizierung (mit bis zu 6 Monaten) auf die Ausbildungszeit anrechnen zu wollen. In welchem Umfang dies tatsächlich geschehen wird, kann jedoch erst zum Ende der Ausbildungszeit der betreffenden Jugendlichen festgestellt werden. * Die Analyse der Entwicklung des Ausbildungsverhaltens der Unternehmen zwischen Oktober 2004 und November 2005 (dem Zeitpunkt der Befragung) zeigt, dass 29,5% der ehemaligen Nichtausbildungsbetriebe (siehe oben) zu Ausbildungsbetrieben geworden sind, meist durch die Übernahme eines EQJ-Praktikanten. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass das Instrument der Einstiegsqualifizierung auch geeignet ist, das angebotsseitige Programmziel der Gewinnung neuer Ausbildungsbetriebe zu erreichen. … * Die Auswirkungen des EQJ-Programms auf das Ausbildungsverhalten der teilnehmenden Unternehmen muss langfristig betrachtet und analysiert werden, um gesicherte Erkenntnisse zu gewinnen. Die zuvor genannten Ergebnisse geben jedoch Anlass zu der Vermutung, dass sich das EQJ-Programm überwiegend positiv auf das Ausbildungsverhalten der Unternehmen insgesamt auswirkt. So stieg z.B. die Quote der Ausbildungsbetriebe von 77,1% vor Programmstart auf 83,0% im November 2005, die durchschnittliche Ausbildungsquote aller Unternehmen stieg von 18,41% auf 20,86%. Eine generelle, d.h. nicht nur einzelne Branchen oder Unternehmenstypen betreffende Verdrängung von Ausbildungsplätzen, lässt sich aus den bisherigen Ergebnisse nicht ableiten. * In der Akquise von Plätzen für Einstiegsqualifizierungspraktika verfolgen die Kammern unterschiedliche Strategien. Während etwa ein Drittel der Kammern insbesondere von Juni bis August akquiriert, setzen mehr als die Hälfte der Kammern im September und Oktober Schwerpunkte. Etwa ein Drittel spricht insbesondere Betriebe an, die nicht bzw. länger nicht mehr ausbildeten, ein anderes Drittel wendet sich überwiegend an bewährte Ausbildungsbetriebe. * Die Kammerbefragung stützt die Analyseergebnisse der Unternehmensbefragung zu den positiven Nettoeffekten des EQJ-Programms auf das Ausbildungsverhalten der Unternehmen, wenngleich die befragten Kammern die Wirkungen größer einschätzen, als es sich aus der Unternehmensbefragung ableiten lässt. So lässt sich aus den Schätzungen der Kammern ableiten, dass diese insgesamt mit etwa 3.800 erreichten Nicht-Ausbildungsbetrieben rechnen, der Unternehmensbefragung zufolge sind es knapp über 2.600. Ein größerer Teil davon bildet aktuell aus. Bezogen auf die bereits zuvor ausbildenden Betriebe gehen die Kammern davon aus, dass mehr Unternehmen die Ausbildungsleistung gesteigert als gesenkt haben. * Die bereits im zweiten Zwischenbericht erwähnten Defizite in der Zertifizierung von Praktika werden durch die Kammerbefragung bestätigt. Die geringe Zahl und Quote bislang ausgestellter Zertifikate ist nur in sehr geringem Maße auf eine Ablehnung der Zertifizierung durch Kammern zurückzuführen, nur in etwa 200 Fällen gab es eine solche Ablehnung (z.B. wegen zu langer Fehlzeiten oder aufgrund nicht erreichter Qualifizierungsziele). Verantwortlich hierfür wird daher in erster Linie eine zu seltene Antragstellung auf Zertifizierung durch den Jugendlichen bzw. das Unternehmen sein. * Angesichts der bislang wenigen ausgestellten Zertifikate über eine Einstiegsqualifizierung verwundert es nicht, dass diesen den Einschätzungen der Kammern zufolge von Unternehmen, die im Herbst 2005 einen Auszubildenden suchten, keine Bedeutung beigemessen wurde. Den Grund hierfür vermuten die Kammern in einem noch geringen Bekanntheitsgrad des Zertifikats bzw. der Einstiegsqualifizierung. … * Aus diesen Befunden lässt sich ableiten, dass das EQJ-Programm insbesondere seine Hauptzielgruppe der „Ausbildungsbewerber mit aus individuellen Gründen eingeschränkten Vermittlungsperspektiven“ erreicht hat und innerhalb dieser Gruppe keine systematische Selektion „der Besseren“ oder „der Schlechteren“ stattgefunden hat. Insofern wurde die Zielgruppe des Programms, so wie sie in der Richtlinie genannt ist, im ersten Paktjahr qualitativ sehr genau getroffen. * Die Vermittlungs- bzw. Empfehlungspraxis im Rahmen der Nachvermittlungsaktion sieht vor, dass in Abhängigkeit der individuellen Voraussetzungen und Wünsche des einzelnen Jugendlichen von Agentur- und Kammermitarbeitern die aus ihrer Sicht best geeigneten Maßnahmen bzw. beruflichen Wege empfohlen werden. Jüngeren Bewerbern, insbesondere solchen ohne Hauptschulabschluss, wird eher eine BvB-Empfehlung ausgesprochen, älteren mit einem Hauptschul- oder höheren Schulabschluss, eher die Einmündung in ein EQJ-Praktikum bzw. eine Ausbildung. Diese Empfehlungspraxis spiegelt sich letztlich in der Struktur von Teilnehmern des EQJ-Programms und von BvB-Maßnahmen wieder. … * Einzelne Fälle des Missbrauchs sind 40% der befragten Agenturen aufgefallen, im Durchschnitt etwa 5 Fälle pro Agentur. Zum Teil handelt es sich dabei um Missbrauchsvermutungen („fehlende Übernahmeabsicht“), zum Teil aber auch um unzweifelhafte Fälle des Missbrauchs („unvollständige oder ausgebliebene Vergütung des Praktikanten“). Hochgerechnet auf alle Agenturen ergibt sich eine Zahl von ca. 376 Fällen des Missbrauchs bzw. der Missbrauchsvermutungen. Dies entspricht weniger als 2% aller Förderfälle und erscheint damit nicht besonders hoch. Angesichts dieser Ergebnisse kommt die Begleitforschung zu einer positiven Zwischenbewertung des Programms. Die festgestellten hohen Übergangsquoten von Programmteilnehmern konnten eindeutig als Programmwirkungen identifiziert werden, so dass eines der zentralen Programmziele, nämlich den Übergang von Jugendlichen in Ausbildung zu erleichtern, de facto erreicht wird. Positiv ist ferner, dass die Übergänge überwiegend in betriebliche Ausbildungsverhältnisse stattfinden. Die qualitative Erreichung der Zielgruppe, so wie sie in der Richtlinie genannt und beschrieben wird, ist hoch und die quantitative Zielgruppenerreichung – einer der Engpässe im ersten Programmjahr – hat sich im zweiten Jahr deutlich gesteigert. Dass mit dem EQJ-Programm bislang nicht mehr Jugendliche mit „sehr schlechten Startchancen“ erreicht wurden, liegt an der Zielgruppendefinition, dem Einstellungsverhalten der Unternehmen und der Empfehlungspraxis der Agenturen (die selbst nicht losgelöst ist von der Zielgruppendefinition in der Richtlinie und vom Einstellungsverhalten der Unternehmen). Die Unternehmen haben einen Teil der von ihnen angebotenen Stellen nicht besetzt und dies häufig mit unterschiedlichen Defiziten der Bewerber begründet. Es ist davon auszugehen, dass die im ersten Jahr am Programm teilnehmenden Unternehmen inzwischen ihre Anforderungen an Bewerber für Praktika zur Einstiegsqualifizierung reduziert haben, u.a. weil sie gute Erfahrungen mit dem neuen Instrument machten und erfahren haben, wie sich die Jugendlichen entwickelten. Für diese These spricht, dass die Unternehmen, die im ersten Jahr am Programm teilnahmen, aber nicht alle angebotenen Stellen besetzten, im zweiten Jahr den Kammern mehr Stellen meldeten. Geht man von einer unveränderten Empfehlungspraxis der Agenturen aus, macht eine solche Ausweitung des Angebots nur dann Sinn, wenn die Anforderungen reduziert werden. Die weitere Forschung wird zeigen, ob diese These zutrifft und im zweiten Jahr mehr Jugendliche mit schlechteren Ausgangsbedingungen in EQJ einmündeten. Wenn dies der Fall ist, wird zu untersuchen sein, ob das Instrument der Einstiegsqualifizierung auch für diese Zielgruppe (gleichermaßen) geeignet ist, d.h. ähnlich hohe Übergangsquoten in Ausbildung erzeugt. … Die bisherigen Ergebnisse der Begleitforschung legen jedoch vorläufig den Schluss nahe, dass sich das EQJ-Programm insgesamt positiv, d.h. stimulierend auf das Ausbildungsverhalten der Unternehmen auswirkt. Für die gegenteilige Vermutung, dass EQJ Ausbildungsplätze verdrängt, gibt es bislang keinerlei Anzeichen. “ Stefan Ekert & Thomas Gericke (Ansprechpartner bei der GIB)

http://www.gib-online.de

Quelle: http://www.bmas.bund.de/BMAS/Redaktion/Pdf/begleitforschung-zum-eqj-programm-3-zwischenbericht,property=pdf,bereich=bmas,sprache=de,rwb=true.pdf

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