OECD Sonderauswertung Migration – wo haben SchülerInnen mit Migrationshintergrund die größten Erfolgschancen? Deutschland zählt nicht dazu.

OECD SONDERAUSWERTUNG MIGRATION – Wo haben SchülerInnen mit Migrationshintergrund die größten Erfolgschancen? Deutschland zählt nicht dazu. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellte am 15. Mai 2006 in Berlin eine Vergleichsstudie über die Integration von Migrantenkindern in 17 Staaten vor. Danach gehört Deutschland zu den Staaten, in denen die Leistungsunterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund und einheimischen Schülern am stärksten ausgeprägt sind. Die Bildungsgewerkschaft GEW stellt heraus, dass stimmiges Bildungs- und Integrationskonzept längeres gemeinsames Lernen einschließen muss. Die Bundesregierung will ihrerseits zu einem stimmigen Gesamtkonzept beitragen. * Eine vergleichende Analyse von Leistung und Engagement in PISA 2003 Auszüge aus der Studie: „…analysiert der vorliegende Bericht Daten aus PISA 2003 zu den Bildungserträgen, u.a. im Hinblick auf die Frage, wie gut Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund im Alter von 15 Jahren in wichtigen Schulfächern abschneiden, wie sie sich selbst als Lernende einschätzen und wie sie generell zur Schule eingestellt sind. Dabei werden zwei Gruppen von Migrantenkindern untersucht: Schülerinnen und Schüler der ersten Generation, die nicht im Erhebungsland geboren sind und deren Eltern ebenfalls aus dem Ausland stammen, sowie Schülerinnen und Schüler der zweiten Generation, die im Erhebungsland geboren sind, deren Eltern aber aus dem Ausland stammen und die also ihre gesamte Schulbildung im Erhebungsland erhalten haben. In dem Bericht werden die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund mit einheimischen Schülerinnen und Schülern verglichen, … Untersucht werden siebzehn Länder mit großem Migrantenanteil in der Schülerpopulation: die OECD-Länder Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Kanada, Luxemburg, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz und Vereinigte Staaten sowie die Partnerländer Hongkong (China), Macau (China) und Russische Föderation. … Der Bericht untersucht, wie Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund vor allem in den Bereichen Mathematik und Lesekompetenz, aber auch in Naturwissenschaften und in Bezug auf Problemlösefähigkeiten bei PISA 2003 abgeschnitten haben, und zwar sowohl im Vergleich zu den einheimischen Schülerinnen und Schülern ihres Aufnahmelandes als auch zu anderen Schülerinnen und Schülern aus sämtlichen im Bericht betrachteten Ländern … Der Bericht geht ferner auf die Frage ein, inwieweit die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ihren eigenen Angaben zufolge sonstige Lernvoraussetzungen mitbringen, … Es besteht kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Umfang der zugewanderten Schülerpopulation in den Beispielländern und dem Umfang der zwischen Migrantenkindern und einheimischen Schülerinnen und Schülern beobachteten Leistungsunterschiede. … Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund den eigenen Angaben zufolge ein Niveau an positiven Lerneinstellungen aufweisen, das dem ihrer einheimischen Altersgenossen vergleichbar oder sogar überlegen ist. … Während die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund generell eine hohe Lernbereitschaft aufweisen, schwankt der Umfang der Leistungsunterschiede zwischen ihnen und einheimischen Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich erheblich. Am stärksten ausgeprägt sind die Unterschiede in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. … In den meisten Ländern könnten sich mindestens 25% der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in ihrem späteren Berufs- und Privatleben erheblichen Schwierigkeiten gegenübersehen, da sie bei PISA 2003 nicht einmal grundlegende Kompetenzen in Mathematik unter Beweis stellten. … Die Unterschiede bei den Mathematikleistungen lassen sich nur z.T. durch die Hintergrundmerkmale der Schülerpopulation aus Migrantenfamilien und die Schulmerkmale erklären. … Die Länder unterscheiden sich auch in Bezug auf den Prozentsatz der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, deren Muttersprache nicht die Unterrichtssprache ist. Bei Berücksichtigung der im Elternhaus gesprochenen Sprache verringern sich in der Regel die zwischen einheimischen Schülerinnen und Schülern und solchen mit Migrationshintergrund festgestellten Leistungsunterschiede. In mehreren Ländern sind die Leistungsunterschiede aber auch dann noch signifikant. Dies gilt für die Schülerinnen und Schüler der ersten und der zweiten Generation in Belgien, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz, die Schülerinnen und Schüler der ersten Generation in Luxemburg, Norwegen, Schweden, Hongkong (China) und der Russischen Föderation sowie die Schülerinnen und Schüler der zweiten Generation in Deutschland und Neuseeland. Das deutet darauf hin, dass sich die Unterschiede bei den relativen Leistungsniveaus der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund nicht in vollem Umfang durch die zu Hause gesprochene Sprache erklären. … Die Maßnahmen, mit denen Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund beim Erlernen der Unterrichtssprache geholfen werden soll, weisen gemeinsame Merkmale auf, unterscheiden sich jedoch in Bezug auf den Explizitheitsgrad der Lehrpläne und die Ausrichtung. Eine Untersuchung der Sprachförderungsmaßnahmen in Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz, Hongkong (China) und Macau (China) sowie in England, Finnland und Spanien ergab, dass diesen Ländern einige wichtige Merkmale gemeinsam sind. Sehr wenige Länder bieten eine systematische, auf einen expliziten Lehrplan gestützte Sprachförderung im Elementarbereich an (ISCED 0). Ausnahmen sind die kanadische Provinz British Columbia und die Niederlande. Im Primarbereich (ISCED 1) und im Sekundarbereich I (ISCED 2) ist der am weitesten verbreitete Ansatz die Immersion mit systematischer Sprachförderung, d.h. die Schülerinnen und Schüler besuchen den regulären Unterricht, um in allen Schulfächern die erforderlichen Kenntnisse zu erwerben, erhalten aber auch gezielten Sprachunterricht, um ihre Kompetenzen in der Unterrichtssprache weiterzuentwickeln. … Trotz dieser Ähnlichkeiten bei den allgemeinen Ansätzen zur Unterstützung der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund beim Erlernen der Unterrichtssprache bestehen zwischen den spezifischen Maßnahmen, die die einzelnen Länder bzw. subnationalen Gebietskörperschaften dazu einsetzen, doch erhebliche Unterschiede in Bezug auf eine Reihe von Merkmalen, z.B. das Vorhandensein expliziter Lehrpläne und Standards, die Ausrichtung der Sprachförderung (beispielsweise auf den allgemeinen Lehrplan oder nur auf die Entwicklung der Sprachkenntnisse) und die Organisation der Fördermaßnahmen (z.B. in den allgemeinen Unterricht eingebundene Sprachförderung im Gegensatz zu in separaten Kursen oder als besonderes Schulfach angebotener Sprachförderung). … Länder, in denen die Leistungsunterschiede zwischen der einheimischen und der Schülerpopulation mit Migrationshintergrund relativ gering sind oder der Leistungsabstand für die zweite Generation deutlich kleiner ist als für die erste, weisen in der Regel fest etablierte Sprachförderungsprogramme mit relativ klar definierten Zielen und Standards auf. …“ * Die Bildungsgewerkschaft bezieht wie folgt Stellung: Auszüge aus der Stellungnahme der Bildungsgewerkschaft zur Sonderauswertung PISA 2003 und Migration: Stimmiges Gesamtkonzept muss längeres gemeinsamen Lernen einschließen “ Ein … Integrations-Gesamtkonzept im Bildungsbereich dürfe nicht auf Sprachförder-Kurse verkürzt werden. Es müsse auch ein längeres gemeinsames Lernen aller Kinder und Jugendlichen umfassen. Das hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) … mit Blick auf die Sonderauswertung PISA 2003 und Migration gefordert. Die Ergebnisse der Studie bezeichnete die Bildungsgewerkschaft als „erschreckendes Zeugnis einer verfehlten Schul- und Integrationspolitik“. Dies gelte insbesondere für die schlechten Resultate der Migrantenkinder der sog. zweiten Generation. Die Gesellschaft müsse lernen, Migranten als eine Bereicherung zu verstehen statt als Belastung und Ausgrenzung zu betreiben. … Grundlage für ein Gelingen des Integrationsprozesses in den Bildungseinrichtungen seien deren gute personelle und materielle Ausstattung, eine weiterentwickelte Pädagogenausbildung sowie pädagogische Konzepte, die auf gemeinsames Leben und Lernen setzen. „Wir müssen auch stärker in die interkulturelle Bildung und Sprachförderung der gesamten Migrantenfamilien investieren“, hob Demmer, stellvertretende GEW-Vorsitzende, hervor. … Es wird Zeit, dass wir die Schulstrukturfrage endlich ernsthaft anpacken“, unterstrich Demmer.“ www.gew.de/Pressemitteilungen.html * Die Bundesregierung will ein stimmiges Gesamtkonzept zur Integration. “ Bund und Länder werden sich um ein Gesamtkonzept zur Integration von Kindern mit Migrationshintergrund bemühen. Angesichts der besorgniserregenden Ergebnisse einer Neuauswertung der Ergebnisse von PISA 2003 wird vor allem die Sprachförderung von Migrantenkindern deutlich verbessert werden müssen. … Bundesbildungsministerin Annette Schavan sprach sich für eine stärkere Förderung der Migrantenkinder aus. Sie betonte, Kinder so früh und so gut wie möglich zu fördern, sei der beste Weg zur Integration. … Die OECD hat auf der Datenbasis der PISA-Studie 2003 Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund im Alter von 15 Jahren in 17 Ländern verglichen. Die Teilauswertung konzentrierte sich auf Mathematikleistungen sowie Aussagen zum sozialen Status und zur Lernmotivation. Die Studie differenziert nach 2 Gruppen von Schülerinnen und Schülern. Die so genannte 1. Generation wurde in ihrem jeweiligen Heimatland geboren. Demgegenüber sind die Kinder der sogenannten 2. Generation bereits im Erhebungsland geboren. In Deutschland schneiden sowohl die Schülerinnen und Schüler der 1. und 2. Generation trotz guter Lernbereitschaft schlechter als in den meisten OECD-Vergleichsstaaten ab. Ihr Leistungsniveau liegt deutlich unter dem Niveau ihrer deutschen Mitschülerinnen und Mitschüler. Diese Unterschiede lassen sich durch unterschiedliche Faktoren erklären wie mangelnde Beherrschung der Sprache, sozioökonomische Faktoren, frühe Trennung auf unterschiedliche Schultypen und hohe Anteile von Migranten in einzelnen Schulen. Keiner dieser Faktoren erklärt die Ergebnisse allein.“ Die Kurzfassung der Studie steht als Donwload zur Verfügung.

Quelle: http://www.bundesregierung.de http://www.gew.de/Pressemitteilungen.html http://www.gew.de/PISA_2003_und_Migration.html

Dokumente: PISA_OECD_Wo_haben_Schueler_mit_Migrationshintergrund_haben_die_groessten_Erfolge.pdf

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