Bundeskabinett beschließt Ersten Gleichstellungsbericht

Das Bundeskabinett hat letzte Woche das Gutachten der unabhängigen Sachverständigenkommission „Neue Wege – gleiche Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf“ zur Kenntnis genommen. Gleichzeitig wurde die vom Bundesfamilienministerium erarbeitete Stellungnahme der Bundesregierung dazu beschlossen. Beides zusammen – Gutachten und Stellungnahme – bildet den Ersten Gleichstellungsbericht.
Die Bundesregierung hatte die Sachverständigenkommission gebeten, unter der thematischen Vorgabe „Gleichstellungspolitik in Lebensverlaufsperspektive“ gleichstellungspolitischen Handlungsbedarf
gerade an Übergängen des Lebensverlaufs zu identifizieren.
Im Laufe ihrer mehr als zweijährigen intensiven Arbeit hat sich die Vorgabe Lebensverlaufsperspektive des Berichtsauftags als überaus fruchtbarer Ansatz für die Sachverständigenkommission erwiesen, der nicht nur die Aufdeckung punktueller, sondern auch kumulativer geschlechtsspezifischer Benachteiligungen ermöglicht. Die Sachverständigenkommission hat die Lebensverlaufsperspektive jedoch nicht nur zur Untersuchung gesellschaftlicher Wirklichkeiten genutzt, sondern – gleichstellungspolitisch unterlegt – darüber hinaus zu einem Ansatz für eine konsistente Lebenslaufpolitik weiterentwickelt. Die Bundesregierung begrüßt diese Impulse und sieht sich in ihrem Vorhaben bestärkt, die bestehenden Benachteiligungen in Arbeitswelt, Politik
und Gesellschaft zu beseitigen und die Chancengleichheit von Frauen und Männern weiter zu fördern, um auf diese Weise den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch eine Kultur der Partnerschaftlichkeit nachhaltig zu stärken.

Gleichstellungspolitik als Lebenslaufpolitik steht für eine integrierende Längsschnittperspektive. Sie reagiert auf ## die heute vielfältig fragmentierten Lebensverläufe, in denen sich Phasen der Erwerbstätigkeit und solche der Arbeitslosigkeit, Phasen des Alleinerziehens und des Lebens in einer Partnerschaft dynamisch abwechseln können.
## die Tatsache, dass im Lebensverlauf Weichen stellende Entscheidungen häufig nicht „allein“ getroffen werden.
## die Veränderungen wesentlicher institutioneller und soziokultureller Rahmungen, die früher und zum Teil bis heute lebenslang Geschlechterverhältnisse stabil prägen.
## epochale historische Veränderungen.
Gleichstellungspolitik als Lebenslaufpolitik muss daher darauf gerichtet sein, ## differenzierte Antworten und Lösungsmöglichkeiten für die generationenspezifisch unterschiedlichen Biografiemuster sowie für die unterschiedlichen Biografiemuster in Ost und West zu entwickeln.
## Verantwortung für Chancen und Risiken, die mit gemeinsamen Entscheidungen im Lebensverlauf verbunden sind, gerecht zu verteilen. Dies gilt insbesondere für die Schaffung fairer Einkommensperspektiven für Frauen und Männer.
## die Menschen zu befähigen, die komplexen Herausforderungen gesellschaftlicher Partizipation in der eigenen Biographie eigenverantwortlich zu meistern
Um die Chancen einer wirkungsvollen Gleichstellungspolitik langfristig nutzen zu können, darf bei der Entwicklung politischer Maßnahmen für Frauen und Männer nicht nur auf situative Verbesserungen geachtet werden, sondern insbesondere auch auf die Unterstützung bei der Entwicklung neuer Perspektiven.

„In dem Bericht werden erstmals Lebensverläufe von Frauen und Männern systematisch miteinander verglichen. Das ist entscheidend für eine moderne Gleichstellungspolitik, denn die Lebenswege verändern sich immer rasanter“, so Dr. Hermann Kues. „Dabei stehen Frauen und Männer vor der Herausforderung, in verschiedenen Lebensphasen die Balance zwischen Zeit für Verantwortung in der Familie und im Beruf jeweils neu auszutarieren“, so der Parlamentarische Staatssekretär weiter.

Die Analysen und Empfehlungen der Sachverständigen orientieren sich an einem Leitbild der Wahlfreiheit für Frauen und Männer. Die Bundesregierung begrüßt diese Zielsetzung in ihrer Stellungnahme und erkennt das innovative Potenzial einer aktiven Lebenslaufpolitik an: Frauen und Männer müssen gleichermaßen faire Chancen haben, ihr Leben so zu leben wie sie es sich vorstellen.“

Zur Initiierung des Berichts und Zusammensetzung der Sachverständigenkommision lesen Sie bitte die Meldung in den News vom 07.02.2011 (Archiv).

Quelle: Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend

Dokumente: Stellungnahme_zum_Gleichstellungsbericht.pdf

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