Weihbischof Wübbe bezeichnete die Katholische Jugendsozialarbeit als unverzichtbaren Teil der Jugendpastoral der katholischen Kirche in Deutschland: „Die Katholische Jugendsozialarbeit arbeitet mit Partnern zusammen, um für Menschen ein möglichst engmaschiges Netz zu knüpfen, das Halt zu verbieten mag, durch das Menschen eben nicht wie in vielen anderen Fällen durchfallen“, hob Wübbe hervor.
Die Staatssekretärin Marks zog eine Verbindung der Herausforderungen der Gründungszeit der BAG KJS zu heute. Die vielfältigen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt machten deutlich, dass die Wohlfahrtsverbände auch gerade heute vor großen Herausforderungen stünden. Diese seien nicht so weit entfernt von dem, was damals zur Gründungszeit der BAG KJS geleistet werden musste. Die Zahl der Flüchtlinge nehme zu. Dabei seien ein Drittel er Flüchtlinge Kinder und Jugendliche. Marks forderte besonders Engagement für diese jungen Menschen. Die Katholische Jugendsozialarbeit könne da vieles leisten. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die berufliche und soziale Integration entwurzelter und oft traumatisierter junger Menschen besonders wichtig ist, um in der neuen Welt zurecht zu kommen“, erläuterte die Staatssekretärin. „Hier kann die Jugendsozialarbeit einen wesentlichen Beitrag leisten.“
Die starken und lebendigen katholischen Verbände, die engagierten Fachkräfte und Ehrenamtlichen bauten nach dem Krieg die Jugendgemeinschaftswerke für die Millionen junger Flüchtlinge und Waisen auf – als Wurzeln der jetzigen Jugendsozialarbeit. Die vielfältigen katholischen Organisationen mit markanten Persönlichkeiten wie Karl Hugo Breuer prägten gemeinsame Strukturen, wie sie sich bereits 1949 mit der Gründung der Bundesarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk (BAG JAW) manifestiert haben. Heute übernimmt die BAG KJS im Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit zusammen mit sechs anderen bundeszentralen Organisationen Verantwortung. An dessen Gründung, dem Aufbau und der gelingenden Zusammenarbeit war sie engagiert beteiligt.
Herausforderungen für die Katholische Jugendsozialarbeit
Im Rahmen eines Fachtages zum Jubiläum skizzierten Prof. Dr. Patrik C. Höring, Prof. Dr. Christoph Butterwegge und Dr. Andreas Oehme die aktuellen Herausforderungen für die Jugendsozialarbeit. Laut Höring muss sich Jugendsozialarbeit in katholischer Trägerschaft dadurch auszeichnen, dass sie Notlagen engagiert aufgreift. Mit den betroffenen jungen Menschen arbeitet, wie sie sind, nicht wie Gesellschaft sie haben möchte. Was zählt ist der Blick auf den Nächsten, die Bereitschaft, für ihn zu handeln, ihn zu lieben, ihn anzunehmen und wertzuschätzen, wie er ist. Dazu bedarf es einer ausgeprägten christlichen Überzeugung. In den Anfangszeiten der Jugendsozialarbeit war eine bestimmte kirchliche Zugehörigkeit und Überzeugung selbstverständlich. Für das heutige Personal trifft das nicht mehr unbedingt zu. Die Stärkung einer theologische Kompetenz bei Mitarbeitern in der Sozialen Arbeit erachtet Höring daher als unerläßlich. Durch eine solch annehmende Haltung wird die Jugendsozialarbeit ein Ort der Begegnung mit dem Evangelium – eine Begegnung mit Gottes Hand und damit ein unverzichtbarer Teil der Gemeindepastoral.
Butterwegge lobt die Katholische Jugendsozialarbeit für ihr Engagement gegen Jugendarmut. Die Brisanz für diese Altersgruppe sei lange unterschätzt worden. 8,9% der Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren leben im Hartz IV Bezug. Jeder fünfte Jugendliche in Deutschland ist als arm zu bezeichnen. Dabei leiden Jugendliche ganz besonders unter relativer Armut – sie sind in der Phase der Identitätsbildung darauf angewiesen, sich mit anderen zu messen, was im Bezug staatlicher Transferleistungen in der heutigen Form (mit Hartz IV) schwierig sei. Bei U25 ist der Wohlfahrtsstaat durch Hartz IV zu einer Einrichtung geworden, die obdachlos macht. Bei U25 können bereits nach zweiter Pflichtverletzung auch Miete und Heizkosten sanktioniert werden. Die verbesserungen der finanziellen Situation ist für Butterwegge entscheidener als ausschließlich auf mehr Bildung zu setzen.
Oehme machte unmissverständlich deutlich, dass Inklusion kein Modebegriff sein, sondern eine Bewegung der Betroffenen. Inklusion stelle die etablierte Praxis von Zielgruppen-Zuordnung und Maßnahme-Einordnung in Frage. Es geht darum, Vielfalt als die neue Nomalität zu verstehen und Teilhabe zu ermöglichen, anstatt in bestehende Systeme einzugliedern. Damit das gelingt, bedarf es flexibler Hilfen. Das was man heute als Hilfe dekliniere, kann morgen ein anderer Bedarf sein, da man mit der begonnenen Hilfe einen weiteren Entwicklungsschritt gegangen ist. Um eine Sortierung bzw. Zielgruppenzuweisung dauerhaft abzuschaffen, läuft es rechtlich auf eine „Große Lösung“ hinaus. Es bedarf eines Gesetzes, dass die Hilfen für alle junge Menschen beim Übergang regelt.
Katholische Jugendsozialarbeit wählt neuen Vorstand
Im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung (19.11.2014) beschloss die BAG KJS strukturelle Änderungen, um für die künftigen Herausforderungen gut aufgestellt zu sein. Die Amtszeit des bisherigen Vorstands läuft aus. Die bisherigen Vorstandmitglieder kandidierten zur Wiederwahl.
Simon Rapp, Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), wurde von der Mitgliederversammlung einstimmig als Vorsitzender im Amt bestätigt. Im Amt der stellvertretenden Vorsitzenden bestätigt wurde Marion Paar vom Deutschen Caritasverband. Paar setzt sich schwerpunktmäßig für eine engere Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Unternehmen ein. Als Stellvertreter wiedergewählt wurde auch Michael Kroll, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit Bayern (LAG KJS Bayern). Dem Landesvertreter ist es ein besonders Anliegen, dass sich die föderale Struktur auch auf Bundesebene widerspiegelt.
Erstmalig wurde am Mittwoch ein aus bundeszentralen Organisationen und Landesarbeitsgemeinschaften paritätisch besetzter Vorstand gewählt. Nach beschlossener Satzungsänderung wählte die Mitgliederversammlung Klaus Sommer, Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit Baden-Württemberg, als viertes Vorstandsmitglied. Sommer tritt als Einrichtungsleiter des Förderbandes Mannheim besonders für kontinuierliche Unterstützung gegenüber projektbezogener Kurzzeitförderung ein.
Der neue Vorstand betonte nach seiner Wahl, die wichtigste Aufgabe sehe er in der Interessenvertretung benachteiligter junger Menschen in Staat, Kirche und Gesellschaft. Jugendarmut und Bildungsungerechtigkeit wollen Rapp, Paar, Kroll und Sommer weiter bekämpfen. „Durch die Chancenungerechtigkeit in Schule und Ausbildung verfestigen sich Armutsverhältnisse. Die betroffenen Jugendlichen werden von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen. Damit muss Schluss sein“, sagt Pfarrer Simon Rapp.
Die Katholische Jugendsozialarbeit fordert daher
## die Erweiterung der dualen Ausbildung um das Prinzip der „Assistierten Ausbildung“,
## die Aufhebung der verschärften Sanktionen für Jugendliche im SGB II und die Unterstützung Betroffener mit ergänzenden materiellen und immateriellen Hilfen.“
Quelle: BAG KJS