Zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit hat die EU seit 2010 milliardenschwere Programme aufgelegt, die allerdings an der miserablen Lage der Jugendlichen in vielen Ländern so gut wie nichts geändert haben. Über 90 Milliarden Euro stehen für „Jugendgarantie“, „Beschäftigungsinitiative für junge Menschen“ und andere Hilfsmaßnahmen zur Verfügung, „alles Mittel, die bis heute kaum abgerufen wurden“, kritisiert der Arbeitsmarktforscher Prof. Dr. Gerhard Bosch, Direktor des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).
Die Länder haben eigene Umsetzungsprogramme für die Fördergelder entwickelt. Die Mittel fließen aber nur zögernd ab, da die Planungs- und Umsetzungskapazitäten fehlen und die Betriebe eher Personal abbauen als neue Arbeitskräfte einzustellen. Strukturreformen, wie die Einführung von dualen Ausbildungssystemen, brauchen Zeit und sind allenfalls mittelfristig umsetzbar. Programme wie die „Jugendgarantie“ sind geeignet für Länder mit Übergangsarbeitslosigkeit von Jugendlichen nach der Ausbildung, einer entwickelten Arbeitsmarktpolitik und funktionierenden Netzwerken mit der Wirtschaft. Sie lassen sich offensichtlich nicht in der gesamten EU umsetzen. „Die vollmundige Rhetorik, allen Jugendlichen spätestens nach viermonatiger Arbeitslosigkeit eine hochwertige Arbeitsstelle oder eine geeignete Qualifizierung anzubieten, kann in vielen Teilen Europas nur als Zynismus empfunden werden“, meint Prof. Bosch. „Ohne eine Einbettung in eine überzeugende Wachstumsstrategie wird dieses Versprechen auch nicht annähernd einzulösen sein.“
In den meisten EU-Ländern, insbesondere auch in denen mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, ist die jüngere Generation erheblich besser qualifiziert als die ältere. Gleichzeitig ist aber der Anteil der gut qualifizierten Jugendlichen an den Arbeitslosen in den Krisenländern stark gestiegen. Die Bildungs- und Beschäftigungssysteme seien in vielen Ländern nicht gut aufeinander abgestimmt. In schrumpfenden oder nur schwach wachsenden Volkswirtschaften mit vielen um ihre Existenz kämpfenden Unternehmen sinken Arbeitskräftebedarf und Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen. Wenn arbeitsmarktpolitische Maßnahmen dann vor allem in Lohnkostenzuschüssen bestehen, werden Jugendliche vielfach nur als billige Arbeitskräfte eingesetzt.“
Quelle: IAQ-Pressemitteilung