Was ist gute Arbeit? – Anforderungen an den Berufseinstieg aus Sicht der jungen Generation

ARBEITSZUFRIEDENHEIT Im Zentrum einer repräsentativen Befragung „Anforderungen an den Berufseinstieg aus Sicht der jungen Generation“ stehen junge Menschen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren, die mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können. Die Erhebung wurde im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) und des BMAS durchgeführt. Der Untersuchung liegt ein umfangreicher Fragebogen zugrunde, der in Zusammenarbeit mit TNS Infratest Sozialforschung erstellt wurde. Die Befragung wurde in Form von computergestützten Telefoninterviews im Rahmen einer 4-wöchigen Feldzeit zwischen dem 20. August und dem 15. September 2007 von TNS Infratest durchgeführt. Der „Rücklauf“ betrug 56%. Insgesamt wurden 2.616 Personen unterschiedlich ausführlich befragt. Laut Mikrozensus (2005) handelt es sich bei der untersuchten Gruppe von ausgebildeten jungen Erwerbspersonen um ca. 9,77 Mio. Personen. Die Untersuchung beleuchtet retrospektiv den Übergang an der zweiten Schwelle. In der Untersuchung wird ausschließlich die Zeit nach der letzten beruflichen Ausbildung bis zum aktuellen Rand (August 2007) betrachtet. Das heißt, Arbeitsverhältnisse oder Praktika, die in die Schul- und Ausbildungszeit fallen, bleiben außen vor. Die jüngere Generation orientiert sich – hinsichtlich ihrer Ansprüche an gute Arbeit – überwiegend an einem Beschäftigungsverhältnis, das unbefristet ist und ein Mindestmaß an Sicherheit vermittelt. Auszüge aus den Ergebnissen: “ ORIENTIERUNG AM NORMALARBEITSVERHÄLTNIS – NOCH ZEITGEMÄß? … Das Konzept der vorliegenden Untersuchung orientiert sich an einem bestimmten Standard von Beschäftigung – nämlich einem unbefristeten Vollzeitarbeitsverhältnis (außerhalb der Leiharbeit). Alle anderen Beschäftigungsformen werden ebenfalls detailliert erfasst und einer ausführlichen Bewertung durch die befragten Beschäftigten unterzogen – jedoch werden sie immer wieder unter dem Begriff „atypische Beschäftigungsverhältnisse“ subsumiert. … ÜBERBLICK ÜBER DEN BERUFSEINSTIEG Spiegel einer Momentaufnahme … Bezogen auf die heute 18 bis 34-Jähigen, die eine Berufsausbildung absolviert haben, ergibt eine solche Momentaufnahme folgendes Bild: Zum Zeitpunkt der Befragung im August/September 2007 waren 17% der jungen Qualifizierten nicht erwerbstätig, 1% absolvierten ein Praktikum, 4% waren freiberuflich oder selbständig tätig und 78% abhängig beschäftigt. Unter diesen jungen, beruflich qualifizierten Arbeitnehmer/innen dominiert – mit einem Anteil von aktuell 56% – das unbefristete Arbeitsverhältnis, 10% arbeiten in befristeten Verträgen, 10% in einem Teilzeitverhältnis und 2% sind bei einer Leiharbeitsfirma beschäftigt. … Beschäftigungsverhältnisse – in der Retrospektive … Von der Stichprobe waren lediglich 4% nach ihrem beruflichen Abschluss noch nie erwerbstätig und auch nicht in einem Praktikum, 2% haben in dieser Zeit ausschließlich Praktika absolviert, sind jedoch noch nie ein Erwerbsverhältnis eingegangen. Anders ausgedrückt heißt das, 94% der befragten, jungen Qualifizierten haben nach dem Abschluss ihrer Ausbildung bereits betriebliche Erfahrungen als Arbeitnehmer/in oder als Selbständige gesammelt. Dabei ist die dominierende Form der Erwerbstätigkeit auch unter den Jüngeren und beruflich Qualifizierten die abhängige Beschäftigung als Arbeitnehmerin oder als Arbeitnehmer: 83% waren bislang ausschließlich in dieser Form beschäftigt … Die Berufsbiographie der jungen, beruflich qualifizierten Generation ist auch an oder nach der so genannten 2. Schwelle von vielfältigen Statuspassagen geprägt: Von allen, die als Erwerbstätige oder Praktikant/innen mit dem Arbeitsmarkt in Berührung gekommen sind, haben 20% schon einmal nach ihrem Ausbildungs- oder Studienabschluss ein oder mehrere Praktika gemacht, 10% waren als Leiharbeitnehmer beschäftigt, 32% haben Erfahrungen mit befristeten Verträgen, 21% mit Teilzeit und 11% mit freiberuflicher Tätigkeit. 37% können von mindestens einer Arbeitslosigkeitsphase berichten. Angesichts dieser vielfachen Konfrontation mit Arbeitslosigkeit und atypischen Beschäftigungsverhältnissen ist es bemerkenswert, dass dennoch 74% der beruflich qualifizierten, jungen Beschäftigten angegeben haben, schon einmal in einem unbefristeten Vollzeitarbeitsverhältnis für einen festen Arbeitgeber gearbeitet zu haben. Das heißt offenbar, dass Normalarbeitsverhältnisse für diese Alterskohorte nicht (mehr) zwingend Stabilität im Erwerbsverlauf bedeuten, denn vielfach waren diese Beschäftigungsverhältnisse von kurzer Dauer. Erwerbstätige, die bislang ausschließlich als Arbeitnehmer/in beschäftigt waren, wurden insgesamt seltener mit Arbeitslosigkeit konfrontiert (36%) als Erwerbstätige, die sowohl selbständig als auch abhängig beschäftigt tätig sind oder waren (47%). Biografien, die durch einen Mix von Selbständigkeit und abhängiger Beschäftigung geprägt sind, werden nicht nur häufiger durch Arbeitslosigkeit unterbrochen sie sind auch häufiger durch Praktika (25%), Leiharbeit (12%) oder Teilzeitbeschäftigungen (24%) geprägt. Dagegen werden 33% der �klassischen’ Arbeitnehmer/innen mit befristeten Arbeitsverträgen konfrontiert. In einer kumulativen Betrachtung der atypischen Beschäftigungsverhältnisse zeigt sich, dass nur ein Drittel (32%) der jungen, beruflich qualifizierten Erwerbstätigen bislang noch keine Erfahrung und ein weiteres Drittel mit (bisher) einem dieser besonderen Arbeitsverhältnisse gemacht hat. 23% berichten von 2 bis 3 und 13% von 4 und mehr Beschäftigungen, die von den Standards eines Normalarbeitsverhältnis abweichen. … Unter allen 18- bis 34-Jährigen, die mindestens eine berufliche Ausbildung abgeschlossen haben, waren 4% bisher noch nicht erwerbstätig, 13% blicken auf eine Berufsbiographie zurück, die ausschließlich durch Arbeitslosigkeitsphasen und atypische Beschäftigungsverhältnisse geprägt ist, bei weiteren 14% reihen sich darüber hinaus ein oder mehrere Normalarbeitsverhältnisse neben Arbeitslosigkeit und atypischer Beschäftigung in den Erwerbsverlauf. Das heißt, auch unter den beruflich Qualifizierten zeigt sich ein knappes Drittel, dessen Berufseinstieg durch mehrfache Ein-, Aus- und Umstiege gekennzeichnet ist bzw. dem es (bisher) nicht gelungen ist, dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Darüber hinaus berichten weitere 19%, dass ihre bisherige Beschäftigung entweder ausschließlich (11%) durch Zeitverträge, Minijobs oder Freiberuflichkeit geprägt war oder durch Kombinationen mit einem oder mehreren befristeten Beschäftigungsverhältnissen (8%) – jedoch wurde dieses Fünftel bisher zwar mit mehrfachen Beschäftigungswechseln aber nie mit Arbeitslosigkeit konfrontiert. Das heißt, zusammengefasst ist die erste Phase der Erwerbstätigkeit von fast jeder zweiten ausgebildeten, jungen Person durch verschiedene Brüche und Wechsel geprägt. … BERUFSEINSTIEGE IM URTEIL DER JUNGEN BESCHÄFTIGTEN … Ganz allgemein spiegeln die subjektiven Angaben die oben genannten Verteilungen in etwa wider: 54% der jemals Erwerbstätigen geben an, dass der Berufseinstieg aus ihrer Sicht glatt und ohne weitere Probleme verlaufen ist. 29% empfanden den Einstieg in vielerlei Hinsicht problematisch aber letztlich sind sie mit der Stelle, die sie gefunden haben, zufrieden. 15% geben an, dass sie schon viel versucht haben aber bis her noch keine zufriedenstellende Tätigkeit gefunden haben. … Mit zunehmender Zahl von atypischen Beschäftigungsverhältnissen bzw. Praktika steigt die Zahl derer, die ihren Berufseinstieg als schwierig bzw. noch nicht gelungen bezeichnen. … Darüber hinaus bestehen Unterschiede zwischen den Altersgruppen, Frauen und Männern, Ost- und Westdeutschen sowie zwischen Qualifikationsgruppen: Am positivsten beurteilen ältere Berufseinsteiger (30 bis 34 Jahre), Männer, Westdeutsche und Absolvent/innen eines Fortbildungsabschluss ihren Einstieg, am negativsten die 18- bis 24-Jährigen, Frauen, Ostdeutsche und Berufseinsteiger mit schulischer Berufsausbildung. Befragt man die jungen Beschäftigten, vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen mit einzelnen Beschäftigungsformen, nach ihren Meinungen und Einschätzungen, so zeigt sich folgendes Bild: Die ehemaligen und derzeitigen Praktikanten und Praktikantinnen sind geteilter Meinung über die Beurteilung von Praktika: 34% sind der Auffassung, dass ein Praktikum eine gute Möglichkeit darstellt, eine dauerhafte Beschäftigung zu finden. Im Gegensatz dazu sagen 26%, dass Praktika dauerhafte Beschäftigung verhindern und 36% empfinden diese Tätigkeitsform unangenehm, sehen jedoch dennoch Chancen. Im Hinblick auf mögliche Regulierung ist jede/r Zweite der Auffassung, dass Praktika auf die Zeit vor dem Ende der Ausbildung begrenzt werden sollten (50%). Weniger weitgehende Forderungen sind: • Begrenzung der Anzahl der Praktika beim selben Arbeitgeber: 59% • Einführung einer Mindestvergütung für Praktika: 63% • Einführung einer gesetzlichen Höchstdauer pro Praktikum: 64% Deutlich skeptischer ist die Haltung der Berufseinsteiger zur Leiharbeit oder zur befristeten Beschäftigung: Nur 15% der Befragten, die jemals als Leiharbeitnehmer/in gearbeitet haben und sogar nur 11% der (vormals) befristet Beschäftigten, sind der Auffassung, dass diese Beschäftigungsformen gute Möglichkeiten darstellen, dauerhafte Beschäftigung zu finden. “ Den Volltext der Untersuchung entnehmen Sie bitte dem Anhang oder aufgeführten Link.

http://www.inifes.de/publikationen.htm

Quelle: www.doku.iab.de

Dokumente: Anforderungen_an_der_Berufseinstieg_aus_Sicht_der_jungen_Generation.pdf

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