Ausbau von jüdischen Schulen

JÜDISCHE SCHULE IN STUTTGART ERÖFFNET – ZUKUNFTSSICHERUNG JÜDISCHEN LEBENS IN DEUTSCHLAND “ Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, sieht den Ausbau von jüdischen Kindergärten und Schulen als unverzichtbaren Schritt zur Zukunftssicherung jüdischen Lebens in der Bundesrepublik. „Wenn es uns nicht gelingt, dem Nachwuchs jüdische Identität zu vermitteln, ist der Fortbestand der Gemeinden gefährdet“, äußerte er auf Anfrage der Katholischen Nachtrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Angesichts des derzeitigen Rückgangs der jüdischen Zuwanderung aus Osteuropa müssten die Gemeinden noch stärker auf die schon hier angekommenen Juden zugehen, die bislang keinen engen Bezug zu jüdischem Glauben und jüdischer Kultur entwickelt hätten, forderte Kramer. „Da können Schulen wie die jetzt neu gegründete in Stuttgart eine wichtige Rolle spielen.“ Der Geschäftsführer der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW), Werner Meier, wertete die stark gesunkenen Migrantenzahlen als Gefahr für das Überleben der jüdischen Gemeinden in Deutschland. „Ich glaube, viele Gemeinden sind noch nicht so groß, um aus sich selbst zu leben“, sagte Meier der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Stuttgart. In diesem Jahr rechnet die IRGW mit höchstens 1.000 jüdischen Neuankömmlingen in Baden-Württemberg, in den Vorjahren waren es bis zu 2.500. Die Entwicklung sei in ganz Deutschland ähnlich, überall gingen die Zahlen zurück. Mitverantwortlich für den Rückgang sind aus Sicht Meiers neue gesetzliche Bestimmungen für die Einreise. Ein obligatorischer Sprachtest und das Erstellen einer „Integrationsprognose“ für jeden Einzelfall durch das Bundesamt für Migration stellten eine hohe Hürde dar, sagte der IRGW-Geschäftsführer. Generalsekretär Kramer wandte sich gegen diese Interpretation. „Dass weniger Menschen kommen, liegt nicht an strengeren Auflagen des Zuwanderungsrechts, sondern daran, dass sich die Situation in vielen Ländern Osteuropas für Juden stark verbessert hat“, so der Generalsekretär. Viele Juden sähen anders als noch vor einigen Jahren in den Staaten Osteuropas wieder eine gute Lebensperspektive. Umgekehrt sei zu beobachten, dass gerade junge Menschen, die zunächst nach Deutschland kamen, nun wieder in ihre Heimatstaaten zurückgingen. Dies hänge auch mit Diskriminierungen und Problemen der Integration in Deutschland zusammen. Am 8. September eröffnet die jüdische Gemeinde Stuttgart die erste jüdische Privatgrundschule in Baden-Württemberg, bundesweit gibt es fünf weitere jüdische Schulen. Der Zentralrat rechnet damit, dass in den nächsten Jahren neue jüdische Schulen, etwa in Nordrhein-Westfalen, hinzukommen. „Wir müssen aber realistisch bleiben, was die Finanzierung und auch was den tatsächlichen Bedarf angeht“, sagte Kramer. Jüdische Schulen ständen dabei immer auch nichtjüdischen Kindern offen, fügte der Generalsekretär hinzu. Sie sollten ihre Stärken eines hohen Bildungsniveaus ausspielen und so Eltern überzeugen. „Wenn Juden und Nichtjuden gemeinsam die jüdische Kultur, Tradition und Religion kennenlernen, welche besseren Botschafter des Miteinanders kann es dann geben?“, so Kramer. “

Quelle: Katholische NachrichtenAgentrur Nordost/ 165-08 und aktueller Dienst Inland 170

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