EU-Kommission schlägt Änderungen für die zukünftige bildungs- und berufsbildungspolitische Kooperation vor

LEBENSLANGES LERNEN UND MOBILITÄT Analog zu den Abstimmungsprozessen über die jugend-, sozial- und beschäftigungspolitischen EU-Strategien für die Zeit ab 2010 legte die Europäische Kommission Anfang 2009 ihre Vorschläge für die bildungs- und berufsbildungspolitische Zusammenarbeit vor. “ Die Vorschläge gehen von dem in 2002 vereinbarten Kooperationsrahmen für die Bildung aus und bewertet Relevanz und Fortschritte. Es ist keine vollständige Neuausrichtung vorgesehen, sondern eine Anpassung bzw. Aktualisierung der bildungspolitischen Schwerpunkte mit Blick auf die aktuellen Probleme. Mit dem Titel „Ein aktualisierter strategischer Rahmen für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung“ stellt die Europäische Kommission ihre Vorschläge für die Arbeit in der Zeit bis 2020 vor. Die bildungspolitisch drängenden Probleme sind mitgliedslandübergeifend: so der hohe Anteil der Schüler mit schlechten Leseleistungen und die Zahl der Schulabbrecher, das Qualifikationsniveau von Lernenden mit Migrationshintergrund und aus benachteiligten Gruppen, die geringe Zahl der Erwachsenen in Weiterbildungsmaßnahmen und die wenig ausgeprägte berufliche Mobilität. Auf diese Situation will die Kommission mit dem Kooperationsrahmen reagieren und nennt vier strategische Herausforderungen: – lebenslanges Lernen und Mobilität von Lernenden Wirklichkeit werden lassen, – Qualität und Effizienz des Bildungsangebotes und der Ergebnisse verbessern, – Gerechtigkeit und aktiven Bürgersinn fördern, – Innovation und Kreativität. Noch stärker als bisher will sich die Kommission für eine bildungsbereichsübergreifende Politik einsetzen. Außerdem spricht sie sich für die Festlegung von konkreteren Zielen aus, die für kürzere Zeitabschnitte als bisher gelten sollen. Aus diesem Grund beschreibt sie in ihrer Mitteilung nicht nur die Strategie, sondern schlägt auch gleichzeitig konkretere Handlungslinien für den Zeitraum 2009 und 2010 vor. ‚* LEBENSLANGES LERNEN UND DIE MOBILITÄT VON LERNENDEN WIRKLICHKEIT WERDEN LASSEN Prioritäre Aspekte für den Zeitraum 2009-2010 Die Mitgliedstaaten sollten der besseren Umsetzung folgender Aspekte Vorrang einräumen: • Strategien für lebenslanges Lernen – Abschluss des Umsetzungsprozesses der nationalen Strategien für lebenslanges Lernen unter besonderer Berücksichtigung der Validierung nichtformalen und informellen Lernens und der Orientierung • Europäischer Qualifikationsrahmen – Verknüpfung sämtlicher nationalen Qualifikationssysteme mit dem EQR bis 2010 und Unterstützung eines auf Lernergebnissen basierenden Konzepts für Normen, Qualifikationen, Bewertungs- und Validierungsverfahren, für die Übertragung von Leistungen sowie für Lehrpläne und die Qualitätssicherung. Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und der Kommission sollte hier liegen: • Ausweitung der Mobilität zu Lernzwecken – Zusammenarbeit, um Barrieren abzubauen und mehr Möglichkeiten für die europa- und weltweite Mobilität zu Lernzwecken (sowohl in der Hochschulbildung als auch auf den anderen Ebenen der Bildung) zu schaffen, einschließlich neuer Zielvorgaben und Finanzierungsinstrumente auf europäischer und nationaler Ebene. * DIE QUALITÄT UND DIE EFFIZIENZ DES BILDUNGSANGEBOTS UND SEINER ERGEBNISSE VERBESSERN Prioritäre Aspekte für den Zeitraum 2009-2010 Die Mitgliedstaaten sollten der besseren Umsetzung der Politik in folgenden Bereichen Vorrang einräumen: • Sprachen – Schaffung der Voraussetzungen, damit die Bürger außer in ihrer Muttersprache auch in zwei Fremdsprachen kommunizieren können, Förderung des Sprachunterrichts in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und der Erwachsenenbildung und Bereitstellung von Angeboten für Migranten, um die Sprache des Gastlandes zu erlernen • Berufliche Entwicklung von Lehrkräften und Ausbildern – Konzentration auf Schlüsselelemente der Erstausbildung von Lehrkräften und auf die Verbesserung des Angebots und der Qualität von Weiterbildungsangeboten für Lehrkräfte, Ausbilder und anderes Personal im Bildungswesen (z. B. Führungskräfte und Berater) • Steuerung und Finanzierung – Umsetzung des Modernisierungsprogramms für die Hochschulen (auch in Bezug auf Curricula)14 sowie des europäischen Bezugsrahmens für die Qualitätssicherung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und Entwicklung von Normen für Fachkräfte in der Erwachsenenbildung Förderung eines evidenzbasierten Vorgehens in Politik und Praxis unter besonderer Berücksichtigung der Nachhaltigkeit öffentlicher und privater Investitionen. Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und der Kommission sollte hier liegen: • Grundfertigkeiten in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften – Einrichtung einer hochrangigen Gruppe zur Lesekompetenz, um das Problem der sinkenden Leseleistungen bei Schülern zu untersuchen und Empfehlungen für die Verbesserung der Lesekompetenz in der gesamten EU aufzustellen Intensivierung der bestehenden Zusammenarbeit, um die Wahl mathematischer und naturwissenschaftlicher Fächer auf höheren Ebenen der allgemeinen und beruflichen Bildung zu fördern und den naturwissenschaftlichen Unterricht zu stärken. Die Mitgliedstaaten sollten die Aufstellung nationaler Aktionspläne für den Erwerb von Grundfertigkeiten (auch durch Erwachsene) in Erwägung ziehen • „Neue Kompetenzen für neue Beschäftigungen“ – volle Berücksichtigung der Bewertung des künftigen Qualifikationsbedarfs und der Deckung des Arbeitsmarktbedarfs in allen Planungsprozessen für die allgemeine und berufliche Bildung. * GERECHTIGKEIT UND AKTIVEN BÜRGERSINN FÖRDERN Prioritäre Aspekte für den Zeitraum 2009-2010 Die Mitgliedstaaten sollten vorrangig auf bessere Ergebnisse in folgenden Bereichen hinarbeiten: • Schulabbrecher – Stärkung präventiver Ansätze, Aufbau einer engeren Zusammenarbeit zwischen der allgemeinen und der beruflichen Bildung und Beseitigung von Hindernissen, die Schulabbrecher bislang bei einer Rückkehr in die allgemeine bzw. berufliche Bildung überwinden müssen. Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und der Kommission sollte hier liegen: • Vorschulbildung – Förderung eines allgemeinen, gerechten Zugangs und Stärkung der Qualität des Unterrichts und der Unterstützungsangebote für Lehrkräfte • Migranten – Ausbau des wechselseitigen Lernens anhand vorbildlicher Verfahren zur Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund • Lernende mit besonderen Bedürfnissen – Förderung des personalisierten Lernens durch Unterstützung zum richtigen Zeitpunkt und gut koordinierte Hilfsdienste Integration der Dienste in das reguläre Schulwesen und Schaffung von Möglichkeiten zur Fortsetzung des Bildungs-/Berufsbildungswegs. * INNOVATION UND KREATIVITÄT AUF ALLEN EBENEN DER ALLGEMEINEN UND BERUFLICHEN BILDUNG FÖRDERN Prioritäre Aspekte für den Zeitraum 2009-2010 Die Mitgliedstaaten sollten der besseren Umsetzung folgender Aspekte Vorrang einräumen: • Bereichsübergreifende Schlüsselkompetenzen – volle Berücksichtigung bereichsübergreifender Schlüsselkompetenzen in Lehrplänen, Bewertungsmechanismen und Qualifikationen. Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und der Kommission sollte hier liegen: • Innovationsfreudige Bildungseinrichtungen – Förderung von Kreativität und Innovation durch die Entwicklung spezifischer Lehr- und Lernmethoden (einschließlich des Einsatzes neuer IKT-Tools und der Aus-/Weiterbildung von Lehrkräften) • Partnerschaften – Aufbau von Partnerschaften zwischen Bildungs-/Berufsbildungseinrichtungen und Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Kulturakteuren und der Kreativwirtschaft.‘ Um die EU-weite Kooperation nutzbringender für alle zu gestalten, will die Kommission das „Peer Learning“ verbessern. Es soll alle oben genannten Schwerpunkte abdecken und die Wirkung dieses Lernprozesses auf politischer Ebene stärken. Die entsprechenden Aktivitäten müssten auf genaue Aufgabenbeschreibungen, Zeitpläne und Ergebnisvorgaben basieren und auch ein fortlaufendes Arbeitsprogramm für Peer-Learning- und Peer-Review-Aktivitäten aufgestellt werden, heißt es im Text. Mit dem EU-Programm für lebenslanges Lernen soll die Entwicklung, Erprobung, Übertragung und Umsetzung von Innovationen und neuen Konzepten gefördert werden. Der Rat der Bildungsminister und –ministerinnen soll sich unter tschechischer EU-Präsidentschaft mit dem Vorschlag der Kommission befassen. Der Vorsitz strebt an, während der Maisitzung bereits eine Entschließung zur Festlegung des bildungspolitischen Kooperationsrahmens zu verabschieden. “

http://www.newsletter.bbj.info

Quelle: BBJ Newsletter

Dokumente: Mitteilung_EU_Kommission_Zusammenarbeit_allgemeine_und_berufliche_Bildung.pdf

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