ZWISCHEN INTEGRATION UND AUSGRENZUNGSRISIKEN Ein Teil der nicht in Deutschland geborenen Aussiedlerjugendlichen ist im Übergang Schule – Beruf von dauerhafter Ausgrenzung von Erwerbsarbeit und gesellschaftlicher Teilhabe bedroht. Durch ihre starke Orientierung an Normalität haben diese Jugendlichen subjektiv nur begrenzte Möglichkeiten, alternative Wege zum Normalverlauf Schule – Berufsausbildung – Facharbeit zu nutzen. Bisher fehlt es an präzisem Wissen darüber, wie und mit welchen Effekten diese Jugendlichen Hilfsangebote der Jugendsozialarbeit nutzen, die hier präventiv wirksam werden könnten. Ziel eines Projekts des Deutschen Jugendinstituts (DJI) war es, Informationen über die Übergangsverläufe junger Aussiedlerinnen und Aussiedler (Auslöser, Verläufe und Wendepunkte der Ausgrenzung und Selbstausgrenzung) sowie zu innovativen Integrationsstrategien für diese Jugendlichen bereitzustellen. In einem ersten Schritt wurde eine Sekundäranalyse von Daten des DJI-Übergangspanels vorgenommen und in einem zweiten in einem „Lernenden Netzwerk“ innovative Ansätze zur Prävention von Ausbildungslosigkeit und Marginalisierung von Aussiedlerjugendlichen identifiziert und fortentwickelt. Die Analyse zeigt, dass Strategien zur Verbesserung der beruflichen Integration von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien ein differenziertes Vorgehen erfordern. Gerade jungen Aussiedlern gelingt der Einstieg in Ausbildung unmittelbar nach Ende der Pflichtschulzeit nur relativ selten, so dass sie auf die meist unbeliebte Alternative „Berufsvorbereitung“ ausweichen müssen oder ihnen nur der Rückzug in die Familie oder der Ausstieg aus der nicht erreichbaren Normalität als Ausweg erscheint. Die Projektergebnisse veröffentlichte das DJI in seiner neuen Publiktation „Zwischen Integration und Ausgrenzungsrisiken“ in Form eines Praxishandbuchs. Im Mittelpunkt der Veröffentlichung steht der Übergang junger Spätsaussiedler/- innen von der Schule in Ausbildung und Erwerbsarbeit. Auszüge aus dem Praxishandbuch von Ralf Kuhnke und Elke Schreiber: “ ENTWICKLUNG ZUR BEDEUTENDSTEN ZUWANDERERGRUPPE Seit 1950 sind ca. 4,5 Millionen Aussiedler und Spätaussiedler und deren Angehörige in die Bundesrepublik Deutschland zugewandert. Im Zuge der politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in den ehemaligen Ostblockstaaten erreichte dieser Zustrom nach 1990 seinen Höhepunkt. So haben sich die Aussiedler in den vergangen Jahren zur quantitativ bedeutendsten Zuwanderergruppe in Deutschland entwickelt. In den Jahren nach 2000 ließ dieser Zuzug spürbar nach, unter anderem durch die veränderte deutsche Zuwanderungspolitik. Bis in die 80er-Jahre galten die Aussiedler in der einheimischen Bevölkerung als eine „leise“, weitgehend angepasste und unauffällige Zuwanderergruppe, die sich schnell in die deutsche Gesellschaft integrieren konnte. ZUNEHMENDE INTEGRATIONSSCHWIERIGKEITEN Die Situation der Aussiedler hat sich seit Beginn der 90er-Jahre geändert. Der große Aussiedlerzustrom traf mit einer Verschlechterung der Wirtschaftslage zusammen und einem damit verbundenen erschwerten Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Zunehmende Integrationsschwierigkeiten in die deutsche Gesellschaft bestimmen seitdem den Alltag der Aussiedlerfamilien und prägen ihr Bild bei der einheimischen deutschen Bevölkerung. In den Medien aber auch in Forschungsberichten wird zunehmend auf Integrationsschwierigkeiten in die deutsche Gesellschaft verwiesen, wobei insbesondere die jungen (männlichen) Aussiedler als problematisch dargestellt werden. Als Problemlagen, die die gesellschaftliche Partizipation erschweren und Ausgrenzungsrisiken erhöhen, werden genannt: • Mentalitätsunterschiede, • Sprachdefizite, • Bildungsbenachteiligung, • Eigengruppenbezug („ethnische Cliquen“), • räumliche Segregation, • Delinquenz Die oft einseitig an den Defiziten und Schwierigkeiten orientierte Darstellung durch die Medien befördert im öffentlichen Meinungsbild Stigmatisierungen und Benachteiligungen, die die Integrationsleistung der Mehrheit dieser Zuwanderungsgruppe ignorieren. Gründe für die zugespitzte Diskussion werden viele genannt: Zum einen wird die hohe Aussiedlerzahl seit Anfang der 90er-Jahre dafür verantwortlich gemacht, seitdem fast 2,5 Millionen Aussiedler nach Deutschland einwanderten. Dies habe dazu geführt, dass die vorhandenen Ressourcen knapp wurden, was bei der einheimischen Bevölkerung Existenzängste und ablehnende Einstellungen gegenüber dieser Migrantengruppe auslöste. Zum anderen wird darauf verwiesen, dass in den letzten Jahren zunehmend Personen gekommen seien, die wenig Interesse gezeigt hätten, sich an die hiesigen Gegebenheiten anzupassen. So forcierten beispielsweise die Wohnstandortkonzentrationen der Aussiedler den latenten Argwohn der einheimischen Bevölkerung gegenüber den neu Hinzugekommenen, schürten Verunsicherung und Vorurteile. Bezeichnungen wie „Russensiedlung“, „Russische Kolonie“ oder „Klein Moskau“ beschreiben die Außensicht und Bewertung solcher Ansiedlungen als Ausdruck einer ausschließlich selbst gewählten und selbstgewollten Isolation und Abgrenzung, letztlich die Entstehung einer sogenannten Parallelgesellschaft. Fragt man nach Ursachen und Motiven für die räumliche Segregation, so werden rechtliche, wirtschaftliche und soziale Faktoren sichtbar, mit denen sich die Zuwanderer bei ihrer Neuansiedlung konfrontiert sehen. Hierbei muss man zwischen „freiwilligem Rückzug“ und „erzwungener Wohnsituation“ unterscheiden. So bewirken die gesetzlichen Verteilungs- und Zuweisungsregularien auf die Bundesländer (Wohnzuwanderungsgesetz) besondere Wohn- und Standortkonzentrationen. Des Weiteren erfordert die finanzielle Situation der Neuzuwanderer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Dabei handelt es sich oftmals um Stadtgebiete und Stadtteile, die in der Stadtentwicklung benachteiligt sind oder aus anderen Gründen für die einheimische Bevölkerung weniger attraktiv sind. Neben diesen Auflagen und Verfahren, mit denen die Aussiedler nach ihrer Ankunft in Deutschland konfrontiert sind, gibt es auch nachvollziehbare persönliche Motive und kulturelle Prägungen und Traditionen für eine selbst gewählte räumliche Konzentration. So wird der Zuzug zu Freunden und Verwandten, zur Großfamilie als wünschenswert und positiv gesehen. Diese Strukturen bieten Geborgenheit und können gerade in der Anfangszeit für die Neuangekommenen in einem fremden Land bei der Bewältigung des Alltagshilfreich sein. Andererseits kann diese Situation auch eine Integration erschweren und Isolation befördern, wenn der Kontakt zur heimischen Bevölkerung nicht gesucht wird. Sprachdefizite, Mentalitätsunterschiede, Bildungsbenachteiligung, Eigengruppenbezug, räumliche Segregation befördern Ausgrenzung und mangelnde Partizipation, so dass die migrationsbedingten Problemlagen der Aussiedler weitgehend denen der anderen Zuwanderergruppen ähneln. HOHER ANTEIL VON KINDERN UND JUGENDLICHEN Als eine der größten Zuwanderergruppen sind die Aussiedler im Vergleich zur bundesdeutschen Bevölkerung eine deutlich jüngere Population mit einem hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen. So sind 42 % von ihnen unter 25 Jahre alt. Die Anpassungs schwierigkeiten, die ein Teil der jugendlichen Aussiedler nach der Ankunft in Deutschland hat, hängen sowohl mit den aus den Herkunfts ländern mitgebrachten soziokulturellen Prägungen als auch mit den in Deutschland vorgefundenen erschwerten Integrationsbedingungen seit den 90er-Jahren zusammen. Besonders die junge Generation hat im Herkunftsland Prozesse einer Assimilation an ihre russische Umgebung erfahren, z. B. in Bezug auf Sprachkompetenz und Sprachgebrauch, Bildungsweg und berufliche Qualifizierung als auch auf Identitätsbildung. Sie hat einen größeren kulturellen Abstand zum Zuwanderungsland Deutschland und fühlt sich fremder als ihre Eltern in der neuen Heimat. Eine besondere Herausforderung stellt deshalb die soziale Integration der jungen Menschen dar, die im schulpflichtigen Alter ihr Herkunftsland verlassen haben. Schlechtere Bildungschancen Auch wenn die Kinder der Aussiedler im Vergleich zu den anderen Zuwanderergruppen bessere Integra tionschancen haben, beispielsweise häufiger an weiterführenden Schulen lernen bzw. die Hochschulreife erreichen, so sind ihre Bildungschancen schlechter als die der Kinder der einheimischen Deutschen. Unzureichende Deutschkenntnisse, fehlende Anerkennung ihrer mitgebrachten sozialen und schulischen Biografien sowie fehlende familiäre Unterstützungspotenziale führen zu schwierigen Rahmbedingungen für den Schulerfolg. Die jungen Aussiedler bewältigen die Schullaufbahn mit Verzögerungen und Verspätungen, sind an Hauptschulen überrepräsentiert, verlassen die Schule häufiger ohne Abschluss als Jugendliche deutscher Herkunft. Ihr Übergang auf weiterführende Schulen ist erschwert und sie weisen eine deutlich höhere Ungelerntenquote auf. Für viele Aussiedler jugendliche ist es demzufolge schwerer als für ihre Altersgruppe ohne Migrations hinter grund, den Übergang von der schulischen in die berufliche Bildung ohne Brüche und Instabilitäten zu bewältigen. ERSCHWERTE ZUGÄNGE ZU AUSBILDUNG UND ERWERBSARBEIT Für die Aussiedlerjugendlichen sind der Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und damit auch ihre soziale Integration durch zahlreiche Risiken und Instabilitäten geprägt. Dabei stellt sich die Situation der jungen Zuwanderer zwiespältig dar. Die Jugendlichen haben oftmals eine überdurchschnittlich hohe Wertschätzung für Berufsausbildung und qualifizierte Berufstätigkeit. Sie haben eine grundsätzlich positive Einstellung zur Schule, eine hohe Wertschätzung für weitere Bildung und Ausbildung sowie den Wunsch, über Ausbildung einen sicheren Arbeitsplatz zu finden. Der überwiegende Teil der Aussiedlerjugendlichen sucht nach der Schule den direkten Einstieg in eine Ausbildung. Einem Teil von ihnen gelingt der Zugang auch spätestens im zweiten Anlauf. Bei den Chancen, unmittelbar im Anschluss an den Pflichtschulbesuch diese Ziele auch verwirklichen zu können, öffnet sich eine Kluft zwischen den Aussiedlerjugendlichen und den Jugendlichen deutscher Herkunft. Aussiedler jugendliche schaffen den Sprung in die Ausbildung deutlich seltener als Jugendliche deutscher Herkunft, lediglich 20 % der jungen Aussiedler gelingt der direkte Übergang. Überproportional häufig sind sie in einer Berufsvorbereitung zu finden. Bei den Jugendlichen deutscher Herkunft beginnen immerhin 35 % sofort eine Ausbildung. Die Entwertung von Bildungs- und Ausbildungsabschlüssen der Eltern beim Zuzug nach Deutschland, die Nicht-Anerkennung ihrer im Herkunftsland erworbenen Zeugnisse und Zertifikate erschweren den Zugang der Eltern zum Arbeitsmarkt. Außerdem fehlen insbesondere der ersten Zuwanderungsgeneration grundlegende Kenntnisse über die Funktionsweise des deutschen (Aus-)Bildungssystems und des Arbeitsmarktes. Die Aussiedlerfamilien verfügen nur unzureichend über arbeitsmarktrelevante Kontakte und soziale Netzwerke, sind überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen bzw. im Niedriglohnbereich beschäftigt. Unterstützungsfunktionen gegenüber ihren Kindern im Übergang von der Schule in Ausbildung können sie nur unzureichend wahrnehmen. BILDUNGS- UND BESCHÄFTIGUNGSPERSPEKTIVEN AUFZEIGEN Der hohe Anteil von Kindern und Jugendlichen in der Zuwanderungsgruppe der Aussiedler und ihre erschwerten Zugänge in das Bildungs-, Ausbildungs- und Erwerbssystem machen es nötig, ihrer schulischen, beruflichen und sozialen Integration besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung zukommen zu lassen, um Benachteiligungen und Ausgrenzungen zu verhindern und gerechte Teilhabe zu ermöglichen. Da die Bildungsaspirationen der Aussiedlerjugendlichen eher denen der einheimischen deutschen Jugendlichen entsprechen, erweisen sich schulische, berufliche und soziale Angebote und Aktivitäten, die sowohl von den einheimischen deutschen Jugendlichen wie den zugewanderten Jugendlichen unterschiedlichster Herkunft gemeinsam genutzt werden als auch passgenaue zielgruppenspezifische Ansätze als wirksam und erfolgreich. Gemeinsam genutzte Unterstützungs- und Förderangebote sowie gemeinsame kulturelle und soziale Aktivitäten wirken ethnischen Stereotypen und Geschlechtsstereotypen entgegen. Förderkurse und Unterstützungsangebote im schulischen und außerschulischen Bereich setzen beispielsweise mit ihrer Ausrichtung auf den Übergang in Ausbildung und Erwerbsarbeit an den Problemlagen an, mit denen sich ein Großteil der Jugendlichen (insbesondere der Hauptschüler) unabhängig von ihrer Herkunft beim Übergang Schule – Beruf konfrontiert sieht. Folglich richten sich Förderangebote von Schulen und Trägern der Jugendhilfe/Jugendsozialarbeit in der Regel in gleicher Weise an die einheimischen deutschen Jugendlichen wie an Jugendliche mit Migrationshintergrund. Ob Sprachförderung, Kompetenzerwerb, Hilfen bei der Berufsorientierung, Förderung der Ausbildungsreife oder Berufspatenschaften, die gemeinsamen Problemlagen, die diese Angebote erforderlich machen, überlagern die ethnischen und kulturellen Unterschiede der Mädchen und Jungen. Mit Blick auf die beschriebenen migrationsbedingten Problemlagen der Aussiedlerjugendlichen sind zusätzlich zielgruppenspezifische Förderangebote erforderlich, die die individuellen und soziokulturellen Zusammenhänge der Zuwanderung berücksichtigen, um (sozial)pädagogische Lösungsansätze mit lebenspraktischen Bezügen in der schulischen und sozialen Arbeit zu entwickeln (z. B. Angebote der Jugendmigrationsdienste im Bereich der Sprachförderung, der Berufsorientierung oder der Freizeitgestaltung). Geschlechterspezifische Angebote im außerschulischen Bereich haben sich insbesondere bei den Aussiedlerjugendlichen als erfolgreich erwiesen, stärken das Selbstwertgefühl der Mädchen und Jungen und befördern ihre Sozialkompetenzen. Die schulische, berufliche und soziale Integration der jungen Aussiedler erfordert, ihnen Bildungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungsperspektiven aufzuzeigen und zugänglich zu machen. Die Aussiedlerjugendlichen verfügen über Potenziale wie Mehrsprachigkeit, interkulturelle Kompetenzen und eigene Mobilitätserfahrungen, die bisher nur unzureichend beim Übergang von der Schule in das Berufsleben beachtet werden. Diese in der Migrationssituation erworbenen Kompetenzen müssen als besondere Ressource im schulischen Bereich ebenso wie im Ausbildungs- und Erwerbssektor erkannt und gefördert werden. Als besonders erfolgversprechend erweisen sich Förder- und Unterstützungsmaßnahmen, die einen starken lebenspraktischen sowie Arbeitsmarktbezug aufweisen. Integrationsangebote müssen das soziale und familiäre Umfeld der Kinder und Jugendlichen einbeziehen und ihnen die Möglichkeit bieten, ihre Talente und Begabungen zu entwickeln und zu entfalten. UNGENUTZTE AUSBILDUNGSPOTENZIALE ERSCHLIEßEN … Zur Steigerung des betrieblichen Ausbildungsangebots und zur besseren Versorgung der Jugendlichen mit betrieblichen Ausbildungsplätzen müssen neben den bereits in der Ausbildung involvierten Unternehmen auch Betriebe und Unternehmen gewonnen werden, die aus den unterschiedlichsten Gründen bisher noch nicht ausbilden können bzw. wollen. Im Zuge der Zuwanderung hat sich eine große Anzahl ausländisch geführter Unternehmen etabliert, die einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in Deutschland darstellen. Viele der Migranten machen sich mit einem Gewerbe oder einem Dienstleistungsangebot selbstständig. Menschen mit Migrationshintergrund sind dabei doppelt so „gründungsfreudig“ wie Deutsche. Unter den 280.000 „ausländischen“ Betrieben in Deutschland sind die größten Gruppen diejenigen von Inhabern mit türkischem, italienischem, griechischem, ehemals jugoslawischem und russischem Hintergrund. Der Großteil dieser Unternehmen ist eher klein und kapitalschwach. … Bedingt durch die geringe Mitarbeiterzahl ist die Betreuung von Auszubildenden schwierig. Viele Betriebe sind außerdem nicht in der Lage, Inhalte eines Ausbildungsberufs zu vermitteln und können deshalb nicht alleine ausbilden. Zahlreiche nicht ausbildende Betriebsinhaber können zwar langjährige Berufserfahrung vorweisen, haben aber keine Berufsausbildung und verfügen auch über kein Personal, das für die Ausbildung ausreichend qualifiziert ist. Dass die Betriebe zu klein sind, wird von den Inhabern in allen Branchen und in allen Nationalitätengruppen als ein wichtiger Grund für ihre Zurückhaltung bei der Ausbildung angegeben. Häufig wird auch das Fehlen der formalen Ausbildereignung als Grund benannt. Allerdings verfügen die „ausländischen“ Unternehmen bei entsprechender Unterstützung durchaus über Ausbildungsressourcen und Ausbildungsbereitschaft, die zu erschließen sind. In vielen Kommunen werden intensive Bemühungen unternommen, gemeinsam mit den Kammern und Arbeitsagenturen nach Lösungen zu suchen, um ausbildungsbereite Unternehmen zu unterstützen und in das System der beruflichen Erstausbildung zu integrieren. Bestehende Hemmnisse können durch eine gezielte und individuelle Beratung und Begleitung minimiert bzw. ausgeräumt werden. Europäische, bundesweite als auch regionale Förderprogramme haben sich zum Ziel gesetzt, zur Verbesserung der Ausbildungs situation strategisch an den Ursachen der geringen Ausbildungsbeteiligung der „ausländischen“ Unternehmen, die bisher wenig bzw. gar nicht ausbilden, anzusetzen. … Um eine Erhöhung des Ausbildungsangebots der „ausländischen“ Betriebe zu erreichen, werden die Unternehmen gezielt auf die Schaffung von neuen Ausbildungsplätzen angesprochen und bei der Schaffung der Ausbildungsplätze beraten und begleitet. Auch die gezielte Auswahl und Vermittlung der auszubildenden Jugendlichen in die ausbildungswilligen Betriebe und die Begleitung während der Ausbildung wird praktiziert. Dabei zeigt sich, dass sich insbesondere für die ausbildungssuchenden jungen Zuwanderer auf Grund der betrieblichen und personellen Voraus set zungen in den „ausländischen“ Unternehmen vermehrt Chancen auf einen Ausbildungsplatz ergeben. Unterstützungsangebote, die sich an den regionale Bedingungen ausrichten, • eröffnen den gewonnenen Betrieben als auch den ausbildungssuchenden Jugendlichen neue Perspektiven, • zielen auf eine Optimierung der Ausbildungsstrukturen in der Region, • stärken die regionale Verantwortung in der Berufsausbildung. VIELFALT DER INTEGRATIONSANGEBOTE IM ÜBERGANG AN DER ERSTEN SCHWELLE Eine Vielfalt von Unterstützungs- und Förderangeboten soll helfen, migrationsbedingte Problemlagen der jungen Aussiedler und ihrer Familien zu überwinden. Sie unterstützen die schulischen und beruflichen Wege der Mädchen und Jungen, indem sie auf die im Herkunftsland erworbenen Kenntnisse und Abschlüsse möglichst zeitnah und passgenau aufbauen und ihre Potenziale und Ressourcen entwickeln. Im Mittelpunkt der schulischen, beruflichen und sozialen Integrationsangebote stehen: intensive Sprachförderung, Förderunterricht insbesondere in den Hauptfächern, sozialpädagogische Ange bote, Elternarbeit, Freizeitgestaltung, Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements, berufsvorbereitende Angebote wie Förderung der Berufsfachsprache, Unterstützung durch Berufspatenschaften. Die Vielfalt der Strategien und Methoden ermöglicht es, Ausgrenzung, Isolation und Rückzug der zugewanderten Jugendlichen zu vermeiden bzw. diesen entgegenzuwirken. Gleichzeitig leisten die integrativen Angebote einen wichtigen Beitrag zur Verständigung zwischen den einheimischen Bürgern und den Zuwanderern in der Region. Stigmatisierung und Benachteiligungen, beispielsweise im Stadtteil, können abgebaut werden, indem die Integrationsleistungen dieser Zuwanderungsgruppe in der Bevölkerung Beachtung, Aufmerksamkeit und Anerkennung finden. VERNETZUNG UND KOOPERATION DER INTEGRATIONSBEMÜHUNGEN UNERLÄSSLICH Eine Vielzahl von Institutionen ist im Integrationsbereich tätig, so dass die Akteure im Handlungsfeld vor einem erheblichen Abstimmungs- und Koordinierungsbedarf stehen. Kooperationen und regionale Netzwerke verbessern die Übersichtlichkeit und erleichtern die Bündelung unterschiedlicher Maßnahmen und Aktivitäten. Kooperation ermöglicht, auf die Fachkompetenzen unterschiedlichster Professionen zuzugreifen und Kräfte und Ressourcen gezielt und wirkungsvoll zu erschließen. Auf diesem Wege können die Aktivitäten gezielt auf die konkreten Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet werden und das gesamte Lebensumfeld der Zuwanderer kann in die Integrationsbemühungen einbezogen werden. “ Die Publikation ist über das DJI zu beziehen. Es wird ein Versandkostenbeitrag von 2,20 € in Briefmarken pro Exemplar erhoben. Ralf Kuhnke, Elke Schreiber: Zwischen Integration und Ausgrenzungsrisiken. Aussiedlerjugendliche im Übergang Schule – Beruf. Ein Handbuch für die Praxis. München/Halle 2008. Ihre Bestellung richten Sie bitte an: Deutsches Jugendinstitut Außenstelle Halle A. März Franckeplatz 1, Haus 12/13 06110 Halle
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Quelle: Deutsches Jugendinstitut