Familienunterstützende Dienstleistungen: Jobchancen für Geringqualifizierte

KINDERBETREUUNG, ALTENPFLEGE, PUTZHILFE, BÜGELSERVICE ODER GARTENARBEIT – HAUSHALTSNAHE DIENSTLEISTUNGEN BIETEN EIN GROßES WIRTSCHAFTLICHES POTENZIAL Raus aus der Schwarzarbeit “ Fast jeder dritte Deutsche hat im Jahr 2007 Arbeiten ohne Rechnung vergeben und dafür im Schnitt etwa 1.000 Euro bezahlt, wie eine Bevölkerungsbefragung von TNS-Emnid für das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ergab. Schon an zweiter Stelle des gigantischen Arbeitsmarkts im Verborgenen stehen – nach der handwerklichen Hilfe im Haus – familienunterstützende Dienstleistungen. Dagegen gilt es anzusteuern, denn dem Staat entgehen beträchtliche Einnahmen. Insgesamt nutzen zurzeit nur 11 Prozent aller Haushalte in Deutschland gelegentlich oder regelmäßig professionelle Hilfe, doch künftig dürfte die Nachfrage steigen. Zum einen wird es aufgrund des demografischen Wandels immer mehr ältere Menschen geben, denen zu Hause jemand zur Hand gehen muss. Zum anderen nimmt die Frauenerwerbstätigkeit zu, das heißt, sowohl der Bedarf als auch die finanziellen Möglichkeiten von Familien verbessern sich. Diejenigen, denen diese Entwicklung Chancen eröffnet, sind voraussichtlich in erster Linie Frauen und Geringqualifizierte. Momentan arbeiten häufig Frauen in Privathaushalten. Oft leben sie selbst nicht gerade in gutsituierten Verhältnissen und haben lediglich einen niedrigen Bildungsabschluss. Damit Steuern und Sozialabgaben nicht den größten Teil des Verdienstes aufzehren, wird in diesem Bereich so viel schwarzgearbeitet. Die Arbeitgeber haben allerdings trotz höherer Kosten ein großes Interesse an legaler Beschäftigung. Zum einen, um die gesetzliche Unfallversicherung in Anspruch nehmen zu können, falls den Helfern im Haushalt etwas passiert. Und zum anderen, weil die Legalität des Arbeitsverhälnisses die Vertrauenswürdigkeit der Haushaltsjobber im sensiblen Privatbereich Wohnung erhöht. Von allein geschieht dies natürlich nicht, zumal laut einer IW-Umfrage vier von fünf Bundesbürgern kein schlechtes Gewissen plagt, wenn sie Schwarzarbeiter beschäftigen. Hopfen und Malz sind dennoch nicht verloren – die Politik kann einiges tun, um dem Markt für Familiendienstleistungen auf die Sprünge zu helfen und dem Fiskus zugleich ein paar Einnahmen zu bescheren. Schritt eins wäre, die Differenz zwischen den Kosten der Arbeitgeber und dem, was als Nettolohn bei den Arbeitskräften ankommt, zu verringern. Durch eine Entlastung bei Steuern und Sozialabgaben für beide Seiten. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die kostenlose Mitversicherung von nichterwerbstätigen Ehepartnern in der gesetzlichen Krankenversicherung. Würde dieses System aufgehoben, wäre der Anreiz für viele Haushaltshilfen wesentlich größer, ihre Tätigkeit anzumelden, um sich überhaupt krankenversichern zu können. Flankierend könnte der Staat die Selbstständigkeit als Erwerbsform fördern, zum Beispiel über die Vermittlung des notwendigen unternehmerischen Wissens, das den potenziellen Anbietern familiennaher Dienste aufgrund ihrer geringeren formalen Bildung häufig fehlt. Gefragt sind allerdings auch kreative Lösungen der Anbieter selbst. “

http://www.iwkoeln.de

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln

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