Riskante Doppelstrategie: Mindestlöhne und höhere Tariflöhne für Geringqualifizierte

GEWERKSCHAFTEN WOLLEN GEHÄLTER FÜR GERINGQUALIFIZIERTE AUF 1.500 EURO ANHEBEN “ In vielen Branchen liegen die Einstiegsgehälter für Ungelernte zwischen 1.200 und 1.400 Euro im Monat. Die Gewerkschaften wollen das ändern und betreiben eine Doppelstrategie: Zum einen fordern sie einen branchenübergreifenden Mindestlohn. Zum anderen wollen sie in Tarifverhandlungen die untersten Saläre auf mindestens 1.500 Euro monatlich anheben. Das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln bezeichnet dieses Vorhaben als Verteuerung der „einfachen Arbeit“ und behauptet, dass sich dadurch die Beschäftigungschancen vieler Geringqualifizierter verschlechtern. In der Debatte um die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns sträubte sich die Bundesregierung bisher, diesen allgemein bei 7,50 Euro pro Stunde festzulegen und damit den DGB-Forderungen nachzukommen. Stattdessen wurde das Arbeitnehmer-Entsendegesetz Schritt für Schritt ausgeweitet. Dieses sieht für bestimmte Branchen allgemeinverbindliche tarifliche Mindestlöhne vor. Künftig wird es für rund drei Millionen Arbeitnehmer gesetzliche Mindestlöhne geben. Weil ein einheitlicher Mindestlohn für alle Branchen derzeit politisch nicht durchzusetzen ist, versuchen sich die Gewerkschaften an einer Alternative. Sie wollen in den Tarifverhandlungen unisono für alle Wirtschaftszweige die untersten Tariflöhne auf mindestens 7,50 Euro je Stunde anheben. Die Gewerkschaften Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di streben 1.500 Euro als Tarifuntergrenze an. Obwohl die beiden Gewerkschaften schon in der vergangenen Tarifrunde mit ähnlichen Forderungen angetreten waren, konnten sie sich nur teilweise durchsetzen. Die Bestrebungen von ver.di & Co., gerade im Dienstleistungsbereich und im Handwerk die untersten Entgeltgruppen besser zu stellen, beruhen auf der Tatsache, dass ohne Zuschläge, Zulagen und Sonderzahlungen Angestellte des Einzelhandels, der Gastronomie oder Friseure lediglich 1.200 bis 1.300 Euro im Monat verdienen. In der Industrie werden die Arbeitnehmer/-innen ohne abgeschlossene Berufsausbildung besser bezahlt: Einfache Arbeiter/-innen kommen in der Chemischen Industrie oder in der Druckindustrie zum Teil auf deutlich mehr als 1.900 Euro Einstiegsgehalt im Monat, am Bau und in der bayerischen M+E-Industrie auf rund 1.850 Euro. Damit werden in der Industrie die Hilfsarbeiter/-innen ähnlich vergütet wie Fachkräfte. Im Bankgewerbe hat ein ungelernter Angestellter 88 Prozent der Vergütung eines Angestellten mit Berufsabschluss. Im Einzelhandel oder im privaten Transportgewerbe sind es bei den Arbeitern 90 Prozent. In wie weit die Strategie der Gewerkschaften zum Erhalt der „einfachen Arbeitsplätze“ beiträgt, bleibt abzuwarten, wenn Betriebe für circa 200 Euro monatlich mehr Fachkräfte beschäftigen können. “

http://www.iwkoeln.de/

Quelle: Information des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln Nr. 15

Ähnliche Artikel

Skip to content