Entwicklung der Ausbildung in MINT-Berufen in Sachsen-Anhalt

DUALE AUSBILDUNG IN MINT-BERUFEN Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat, angesichts des drohenden Fachkräftemangels, die regionale Entwicklung in Berufen aus den Qualifikationsbereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) untersucht. In einem Bericht aus dem regionalen Forschungsnetz des IAB wurde nun eine Analyse zu Sachsen-Anhalt veröffentlicht. Damit sollen Ist-Zustand, Entwicklungen und Strukturen in diesem Ausbildungsfeld in Sachsen-Anhalt transparent gemacht werden. Die Analysen des IAB beziehen sich auf die Jahre 1999 bis 2006. Auszüge aus der IAB-Untersuchung: “ „Stecknadeln im Heuhaufen“ – so betitelte das Institut der deutschen Wirtschaft Köln einen Artikel zum Fachkräfteproblem und machte damit auf den Fachkräfteengpass in den MINT-Qualifikationen – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – aufmerksam. Dieser Personalbedarf ist einer Umfrage im Jahr 2008 zufolge in über der Hälfte der befragten Unternehmen schon jetzt zu spüren oder künftig zu erwarten. … bei den Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung fehlen vor allem Facharbeiterinnen und Facharbeiter in Metall-, Elektro- und IT-Berufen. Wahrgenommen wird der Fachkräftemangel auch von den Wirtschaftsförderungsstellen der deutschen Städte mit über 50.000 Einwohnern. Eine vom Deutschen Institut für Urbanistik im Jahr 2008 durchgeführte Umfrage ergab, dass hauptsächlich Fachkräfte für technische und auf unternehmensorientierte Dienstleistungen ausgerichtete Berufe gefragt sind. Fachkräftemangel wirkt sich betrieblich und gesamtwirtschaftlich negativ aus. In den befragten Betrieben kommt es infolge des MINT-Fachkräfteengpasses u. a. zu Stellenbesetzungsproblemen und zur Behinderung der Geschäftstätigkeit. Regional betrachtet gilt ein Mangel an (MINT-) Fachkräften als Standortnachteil. … ANTEIL DER MINT-BERUFE AN ALLEN DUALEN AUSBILDUNGSVERTRÄGEN GESTIEGEN Bei der Gesamtzahl der dual Ausgebildeten trat von 1999 bis 2006 in Sachsen-Anhalt ein enormer Rückgang (-14.770 Personen oder -21,6 Prozent) ein. Im Vergleich dazu hielt sich die Zahl der Auszubildenden in den MINT-Berufen – entgegen dem Bundestrend – auf annähernd gleichem Niveau von 15 Tsd. Personen. Ihr Anteil am Gesamtbestand der Auszubildenden stieg spürbar von 22,0 Prozent im Jahr 1999 auf 27,9 Prozent in 2006 er lag damit knapp unter dem Bundesdurchschnitt (28,9 Prozent). Ähnlich vollzog sich die Entwicklung bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen: Ihre Zahl stieg in 2006 gegenüber 1999 bei den MINT-Berufen – wenn auch nur leicht (+1,6 Prozent) – an, dagegen ging sie bei allen Ausbildungsberufen beachtlich zurück (-23,0 Prozent). Die Zahl der Neuverträge im MINT-Bereich unterlag größeren jährlichen Schwankungen. Vor allem hervorgerufen durch die Dynamik bei den IT-Berufen erfolgten die meisten Neuabschlüsse bisher in den Jahren 2000 und 2001. Die Gruppe der 1997 neu eingeführten IT-Ausbildungsberufe verzeichnete zur Jahrtausendwende einen Aufschwung. … Ab dem Jahr 2002 nahm die Zahl der Neuabschlüsse stetig ab. Diese nachlassende Entwicklung war nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern bundesweit zu beobachten. Innerhalb des MINT-Berufsbereichs verlief die Entwicklung der Neuabschlüsse keineswegs einheitlich. Die Zahl der Neuverträge in den MINT-Fertigungsberufen erhöhte sich in 2006 gegenüber dem Basisjahr 1999 (= 100) auf 103 Prozent, wobei die Berufsgruppen Chemie, Mechanik und Maschinisten Zuwächse erreichten. Der Rückgang der Neuabschlusszahlen bei den MINT-Dienstleistungsberufen um über ein Zehntel auf 89 Prozent wurde hauptsächlich durch weniger neue Ausbildungsverträge in den Ausbildungsberufen Bauzeichnerin/Bauzeichner und Vermessungstechnikerin/Vermessungstechniker verursacht. Unter allen MINT-Berufen dominierten die Fertigungsberufe mit einem Anteil von nahezu 90,0 Prozent an den Neuabschlüssen. Darunter wiederum nahmen die Berufsgruppen Metall/Mechanik (58,0 Prozent) und Elektrotechnik (20,0 Prozent) den größten Umfang ein. Von den im Jahr 2006 in Sachsen-Anhalt neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im dualen System der Berufausbildung kamen 4.350 in den MINT-Berufen zustande das war rund ein Viertel (23,7 Prozent) aller Neuabschlüsse. Erfreulicherweise erhöhte sich dieser Anteil im Untersuchungszeitraum: In 1999 partizipierten die MINT-Berufe anteilmäßig an allen Neuabschlüssen noch mit 18,0 Prozent. EINDEUTIGE FAVORITEN UNTER DEN MINT-BERUFEN Die mit Abstand gefragtesten MINT-Berufe waren im Jahr 2006 die drei Ausbildungsberufe Kraftfahrzeugmechatronikerin/Kraftfahrzeugmechatroniker, Metallbauerin/Metallbauer und Industriemechanikerin/Industriemechaniker (ohne Fachrichtungen). Unangefochten lag der Beruf Kraftfahrzeugmechatronikerin/Kraftfahrzeugmechatroniker mit einem Anteil von 17,2 Prozent an allen Neuabschlüssen im MINT-Bereich an der Spitze. Die beiden anderen Berufe folgten mit einem Anteil von 10,9 Prozent (Metallbauerin/Metallbauer) und 8,4 Prozent (Industriemechanikerin/Industriemechaniker). … 265 Ausbildungsverträge in den IT-Berufen wurden in 2006 von den Betrieben in Sachsen-Anhalt abgeschlossen, darunter 237 mit jungen Männern. Damit wies die Gruppe der informationstechnischen Ausbildungsberufe einen Anteil von 6,1 Prozent an allen MINT-Neuabschlüssen auf. Mit 3,7 Prozent war der Anteil der technischen Medienberufe noch geringer. JUNGE FRAUEN IN DER MINT-AUSBILDUNG UNTERREPRÄSENTIERT Junge Frauen waren in den MINT-Berufen sowohl unter den Auszubildenden (Bestand) als auch bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen deutlich unterrepräsentiert. Unter den 14.966 Frauen und Männern, die in Sachsen-Anhalt im Jahr 2006 in den MINT-Berufen ausgebildet wurden, befanden sich 1.171 junge Frauen. Das entsprach einem Anteil von 7,8 Prozent. Demgegenüber bezifferte sich ihr Anteil an allen Auszubildenden in Sachsen-Anhalt auf 35,3 Prozent. Bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in den MINT-Berufen lag der Frauenanteil in 2006 bei 8,4 Prozent, im Vergleich dazu in den dualen Ausbildungsberufen insgesamt bei 37,7 Prozent. Der geringe Frauenanteil im MINT-Bereich lässt sich u. a. damit begründen, dass nahezu 90 Prozent der Neuabschlüsse in den Fertigungsberufen erfolgten. Schwerpunkte waren die Berufsgruppen Metall/Mechanik und Elektrotechnik. Zwischen den Ausbildungsberufen streute der Frauenanteil erheblich. Sehr stark waren die Frauen zum Beispiel in den Berufen Biologielaborantin (83,0 Prozent), Augenoptikerin (79,0 Prozent) und Mediengestalterin für Digital- und Printmedien, Fachrichtung Mediendesign (62,0 Prozent), vertreten. Als problematisch muss die zu beobachtende Entwicklung im Untersuchungszeitraum bezeichnet werden: Erreichte der Frauenanteil an den Neuabschlüssen in den MINT-Berufen im Jahr 1999 noch 10,3 Prozent, so sank er bis 2006 auf 8,4 Prozent. Diese Entwicklung in Sachsen-Anhalt stellte aber keine Sondersituation dar, denn auch im Bundesdurchschnitt ging dieser Anteil von 11,8 Prozent in 1999 auf 10,3 Prozent in 2006 zurück. Trotz zahlreicher Initiativen im Rahmen des Gender Mainstreamings (wie der alljährlich bundesweit stattfindende „Girls Day – Mädchen-Zukunftstag“, in Sachsen-Anhalt die Initiative des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie zur Nachwuchsförderung, „Karriere im Maschinenbau“, Bildungsaktivitäten der Nordostchemie), mehr junge Frauen für eine naturwissenschaftlich-technisch ausgerichtete duale Ausbildung zu gewinnen, waren in Sachsen-Anhalt auf diesem Gebiet kaum Fortschritte zu verzeichnen, wie auch die folgenden Angaben verdeutlichen. Nach wie vor entfielen in 2006 nur 5,0 Prozent der von jungen Frauen abgeschlossenen neuen Ausbildungsverträge auf die MINT-Berufe. Demgegenüber begannen in 2006 deutlich mehr junge Männer (35,0 Prozent) als im Jahr 1999 (28,0 Prozent) eine Ausbildung in einem MINT-Beruf. … Zu den zehn am häufigsten gewählten MINT-Berufen in Sachsen-Anhalt gehörten bei den Frauen mit der Mediengestalterin für Digital- und Printmedien, Fachrichtung Mediendesign, der IT-System-Kauffrau und der Kraftfahrzeugmechatronikerin drei relativ neue Ausbildungsberufe. Ansonsten entschieden sich die jungen Frauen für „eher traditionelle“ Berufe, wie die Chemielaborantin oder die Augenoptikerin. … Bei den Männern zählten ausnahmslos technische Fertigungsberufe zur Spitzengruppe, die 72,0 Prozent der von Männern abgeschlossenen Neuverträge im MINT-Bereich umfasste. Die Entscheidung für eine naturwissenschaftlich-technische Berufsausbildung erfolgte weitgehend geschlechtsspezifisch. Auf das Berufssegment der überwiegend weiblich besetzten Berufe (60 bis 80 Prozent Frauenanteil) entfiel in 2006 etwas mehr als die Hälfte der von Frauen abgeschlossenen Neuverträge im MINT-Bereich. In männlich dominierten Berufen (0 bis 20 Prozent Frauen) begannen 30,0 Prozent der Frauen eine Ausbildung. 8,0 Prozent der Ausbildungsanfängerinnen waren in weiblich dominierten Berufen (80 bis 100 Prozent Frauen) und 6,0 Prozent in überwiegend männlich besetzten Berufen (20 bis 40 Prozent Frauen) zu finden. Gemischt besetzte Berufe (40 bis 60 Prozent Frauen) waren in der Minderheit. Die Mehrheit der jungen Männer wählte einen männlich dominierten Ausbildungsberuf. … Darüber hinaus zeichnete sich im Untersuchungszeitraum ein weiterer Trend ab: Bei den Männern wuchs die Zahl der Neuverträge im MINT-Bereich sowohl bei den Dienstleistungs- als auch Fertigungsberufen. Demgegenüber war bei den Frauen einerseits ein starker Rückgang der Neuverträge in den MINT-Dienstleistungsberufen zu beobachten, der auf rückläufige Neuabschlusszahlen in den Berufen Bauzeichnerin und Vermessungstechnikerin zurückzuführen war. Andererseits stieg im Fertigungsbereich aufgrund der Entwicklung in den Berufen Mediengestalterin für Digital- und Printmedien (Mediendesign) und Kraftfahrzeugmechatronikerin die Zahl der neuen Verträge geringfügig an. REALSCHULABSOLVENTEN IN DEN MINT-BERUFEN AM GEFRAGTESTEN Die Bedeutung der MINT-Berufe spiegelt sich nicht allein in ihrer quantitativen Entwicklung wieder, sondern auch in den Anteilen der verschiedenen schulischen Vorbildungen. Obgleich die Ausbildungsberufe formal keinen spezifischen allgemeinbildenden Schulabschluss erfordern, dient die schulische Vorbildung zum Einen als Indikator für das jeweilige Anspruchsniveau in den Ausbildungsberufen, d. h. wer hat Zugang zu welchen Berufen? Zum Anderen gibt dieses Merkmal Auskunft über die Attraktivität der Ausbildungsberufe bei den Jugendlichen: Wer bewirbt sich für welche Berufe? … In den MINT-Berufen wurde – im Vergleich zum dualen System insgesamt – ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Realschulabsolventen ausgebildet dieser lag im Jahr 2006 bei 68,5 Prozent. Im Vergleich dazu verfügten 55,7 Prozent aller Ausbildungsanfänger über einen Realschulabschluss. … Abgänger aus Hauptschulen und berufsbildenden Schulen (Berufsfachschule, Berufsvorbereitungs- und Berufsgrundbildungsjahr) waren bei den Neuverträgen in den MINT-Berufen in geringerem Umfang präsent als in allen Ausbildungsberufen. Mit einem Anteil von 10,0 Prozent hatten aber auch Jugendliche mit Hauptschulabschluss eine reelle Chance, eine geeignete Ausbildung in einem MINT-Beruf zu absolvieren. Aus den berufsbildenden Schulen (vor allem Berufsvorbereitungsjahr) kamen 5,0 Prozent der Ausbildungsanfänger in MINT-Berufen. Der Anteil der Hauptschüler ohne Abschluss lag unter einem Prozent. … Eine Betrachtung der verschiedenen Vorbildungsgruppen im Zeitverlauf ließ in Sachsen-Anhalt keinen Trend zur Höherqualifizierung in den MINT-Berufen erkennen. … GROßE REGIONALE UNTERSCHIEDE BEI DER DUALEN AUSBILDUNG IN MINT-BERUFEN Bemerkenswert ist, dass die Entwicklung der Zahl der Neuabschlüsse in den MINT-Berufen in Sachsen-Anhalt (+1,6 Prozent) entgegen dem Bundestrend verlief: Deutschlandweit sank sie in 2006 gegenüber dem Basisjahr 1999 auf 93,0 Prozent. Gemessen am Anteil der MINT-Berufe an der Gesamtzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge lag Sachsen-Anhalt mit 23,7 Prozent im Jahr 2006 unter den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) an dritter Position und leicht unterhalb des Bundesdurchschnitts. Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt waren die einzigen neuen Länder, bei denen der Anteil der MINT-Berufe den ostdeutschen Durchschnitt von 21,5 Prozent übertraf. Die Spannweite zwischen der höchsten Quote in Baden-Württemberg (28,0 Prozent) und der niedrigsten in Mecklenburg-Vorpommern (16,3 Prozent) war beachtlich. Wesentlich geringere regionale Unterschiede zeigten sich beim Anteil der von Frauen abgeschlossenen Neuverträge im MINT-Bereich an allen Neuabschlüssen der Frauen. Bundesweit war eine breite Streuung der Erfolgsquote der Ausbildung in den MINT-Berufen erkennbar. Die Spannweite zwischen dem höchsten (Baden-Württemberg mit 95 Prozent) und dem niedrigsten Wert (Berlin mit 78 Prozent) betrug 17 Prozentpunkte. Mit einer Erfolgsquote von 84 Prozent positionierte sich Sachsen-Anhalt unter allen Bundesländern an 13. Stelle und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (88 Prozent). In der Mehrzahl der Bundesländer beendeten junge Frauen die Ausbildung in den MINT-Berufen erfolgreicher als Männer, ihre Erfolgsquote lag bei 90 Prozent im Bundesdurchschnitt. Auch bei der Erfolgsquote der Frauen traten große regionale Disparitäten zutage. Während in Baden-Württemberg 94 Prozent der Teilnehmerinnen die Abschlussprüfung mit Erfolg absolvierten, schafften es in Berlin mit 83 Prozent weitaus weniger. Im Durchschnitt der Jahre 1999-2006 verließen in Deutschland 25 von 100 Absolventinnen und Absolventen das duale Ausbildungssystem als Fachkräfte in MINT-Berufen. Mit einem Anteil von 20 Prozent fiel diese Kennzahl für Sachsen-Anhalt ungünstig aus. Spitzenreiter waren Baden-Württemberg und Saarland mit einem Anteil der MINT-Absolventen von 29 Prozent, dagegen bildete Mecklenburg-Vorpommern mit 18 Prozent das Schlusslicht. Bei den Absolventinnen traten die regionalen Unterschiede weit weniger hervor. Generell aber zeigte sich bundesweit, dass die Absolventinnen der MINT-Berufe unter allen Absolventinnen der dualen Ausbildung eine geringe Repräsentanz aufwiesen. So besaßen im Bundesdurchschnitt nur 7 von 100 Absolventinnen einen Abschluss in einem MINT-Beruf. “ Die Untersuchung in vollem Textumfang entnehmen sie bitte aufgeführtem Link oder dem Anhang.

http://www.iab.de
http://www.iab.de/245/section.aspx/Publikation/k090408n21

Quelle: IAB

Dokumente: regional_sat_0109.pdf

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